„Das hier ist keine Cavaliersreise mehr, sondern ein Abenteuerroman.“ (Seite 474)
Dieses Zitat stammt von Monty und er sagt es relativ am Ende der Geschichte. Und damit trifft er den Nerv und fasst die Geschichte perfekt zusammen, denn „Cavaliersreise“ ist so viel mehr als eine Grand Tour, also
eine Bildungsreise für den europäischen Adel, die seit der Renaissance in Mode war. Der Überfall von…mehr„Das hier ist keine Cavaliersreise mehr, sondern ein Abenteuerroman.“ (Seite 474)
Dieses Zitat stammt von Monty und er sagt es relativ am Ende der Geschichte. Und damit trifft er den Nerv und fasst die Geschichte perfekt zusammen, denn „Cavaliersreise“ ist so viel mehr als eine Grand Tour, also eine Bildungsreise für den europäischen Adel, die seit der Renaissance in Mode war. Der Überfall von Wegelagerern, die Piraten und noch viele weitere Erlebnisse, Strapazen und Gefahren, machen die Geschichte von Monty, Percy und Felicity bemerkenswert abenteuerlich.
Das Werk von Mackenzi Lee ist außerdem eine großartige Mischung aus mythischen Elementen und historisch belegten Tatsachen. Man spürt die Begeisterung, mit der Mackenzi Lee die europäische Historie betrachtet. „Cavaliersreise“ liest sich daher wie ein Lehrstück in Geschichte, nur unendlich interessanter, packender und sprühend vor Lebendigkeit. Man lernt die Gepflogenheiten der damaligen Zeit kennen, den Stand der Medizin, die Akzeptanz von Homosexualität, Rechte der Frauen und Rassismus.
All diese Themen werden in diesem wundervollen Buch behandelt: Felicity, eine starke Frau in einer Zeit, in der Frauen nicht sehr eigenständig sein durften. Percy, der wegen seiner Hautfarbe von seinem Onkel und seiner Familie zwar akzeptiert wird, andernorts aber damit zu kämpfen hat. Monty, der sowohl Männer als auch Frauen attraktiv findet, und sich besonders zu Percy hingezogen fühlt. „Cavaliersreise“ zeigt, in welch einem engen Korsett junge Männer und Frauen (wortwörtlich) damals steckten. Eingeengt zwischen Traditionen, Regeln, Erwartungen und Vorurteilen.
Parallel ist die Geschichte aber auch eine ganz intensive Betrachtung der Gefühlen seiner Protagonisten. Diese sind derart komplex und berührend und die Liebesgeschichte so zaghaft, ängstlich und schön, dass ich Gänsehaut bekam.
Charaktere
Monty (seufz). Monty und Percy (seufz). Und auch Felicity (hach). Gibt es gelungenere, sympathischere, liebenswertere Charaktere als diese? Für mich sehr wenige. Da hat mir Mackenzi Lee wirklich drei Figuren aufgetischt, denen ich nicht widerstehen konnte.
Monty mit seinem Hang zum Alkohol, dem Flirten und dem Mangel jeglichen Verantwortungsbewusstseins. Der aber gleichzeitig so unsicher und eingeschüchtert ist, dass man ihn nur lieben kann. Percy, vernünftig und treu, der seine eigenen Bedürfnisse außer Acht lässt, wenn es darum geht, Freunde glücklich zu machen und zu beschützen. Der aber gleichzeitig an einer schweren Last zu tragen hat und im Grunde selbst Halt und Beistand braucht. Zu guter Letzt Felicity, patent und strebsam, und so gar nicht zimperlich. Sie hat mich sehr beeindruckt und des Öfteren zum Lachen gebracht.
Schreibstil
Denn was wäre die „Cavaliersreise“ ohne Humor bloß für eine dramatische Geschichte. Doch statt atemlos vor angespannter Sorge Zeile um Zeile zu lesen, habe ich fast auf jeder Seite herzhaft lachen können. Mackenzi Lee versprüht einen Wortwitz und verleiht ihren Charakteren einen derart gewitzten Charme, dass ich auch jetzt beim Schreiben dieser Rezension noch von einem Ohr bis zum anderen grinse. Ihre Worte schaffen es auch, dass die Geschichte alles andere als verstaubt wirkt – trotz veralteter Ausdrucksweisen, die in den Dialogen vorkommen.
Fazit
Ich bin hin und weg und grenzenlos verliebt in die „Cavaliersreise“ von Mackenzi Lee. Mit diesem Königskind habe ich mich königlich amüsiert und ich will mehr von der Autorin hören. Ein perfektes Buch, dass man gelesen haben sollte (muss)!