Studienarbeit aus dem Jahr 1999 im Fachbereich Geschichte Europas - Mittelalter, Frühe Neuzeit, Note: befriedigend (3,0), Universität Münster (Historisches Seminar), Sprache: Deutsch, Abstract: Die Reichsannalen sind ein Werk offizieller höfischer Geschichtsschreibung und hatten die Intention einer „Einwirkung auf die öffentliche Meinung der Mit- und Nachwelt“ 1 ; d. h. sie dienten der Verherrlichung der Taten Karls. Diese subjektive Berichterstattung ist insofern besonders problematisch, als keine Quellen erhalten sind, die die Ereignisse aus der Perspektive der inneren und äußeren Gegner Karls darstellen. 2 Zwischen 787 und 793 wurde am karolingischen Hof der älteste Teil der Annalen verfaßt, die dann jährlich fortgesetzt wurden. 3 Die Stilkritik kam zu dem Ergebnis, daß wahrscheinlich mit den Jahren 795 und 808 ein Verfasserwechsel stattfand. 4 Die ganzen Reichsannalen wurden um 830 einer Überarbeitung unterzogen: „Sie rührt von einem Autor her, der Einhards Buch über Karl den Großen kannte, benutzte und seinen Stil nach demselben bildete.“ 5 Der erste Verfasser der Reichsannalen legte den Schwerpunkt auf die Darstellung des Verhältnisses zwischen Karl und dem bayrischen Herzog Tassilo III.; „die Hinweisung auf Tassilos Lehnseid und die Folgen desselben hält gleichsam die ganze Erzählung zusammen, wie der Refrain die Strophen eines Liedes“ 6 . Im Mittelpunkt dieser Arbeit soll dann auch die Frage stehen, wie die Reichsannalen die Annexion Bayerns nachträglich legitimieren, wie sie potentiellen Widersachern Karls die Entmachtung Tassilos als Präzedenzfall bei Untreue vor Augen führen und somit Karls Herrschaft stabilisieren. Abschließend soll kurz auf die Charakterisierung Karls als ruhmreicher Volkskönig bzw. christlicher Herrscher eingegangen werden.