Studienarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 1,0, Christian-Albrechts-Universität Kiel, Sprache: Deutsch, Abstract: Fixpunkt dieser Arbeit soll die Beantwortung einer zentralen Frage innerhalb des großen Spektrums der Fabeltheorie sein: Ob und inwieweit wird die als typisch angenommene prototypische Rollensemantik der Fabeltiere durchbrochen? Die Gattung der Fabel wird bis heute – ganz oberflächlich ausgedrückt – mit Tieren verbunden, die wie Menschen agieren. Das Bild der Fabel war und ist geprägt von stereotypen Tierfiguren, denen eindeutig bestimmte Verhaltenscodizes zugeordnet werden konnten. Doch darf dies so einfach behauptet werden? Gibt es Abweichungen, und wenn ja, warum? Die Fabeltexte, die die Basis der Untersuchungen bilden, entstammen dem Magdeburger Prosa-Äsop, einer mittelniederdeutschen Übersetzung der Fabelsammlung Esopus von Heinrich Steinhöwel , die wiederum eine Übersetzung der griechischen-lateinischen äsopischen Fabeln ist. Ein interessantes, weil in großer charakterlicher und damit diskussionswürdiger Bandbreite in Fabeln agierendes Beispiel ist der Hund, ein Tier, das bis heute mit dem Wesenszug der Treue in Verbindung gebracht wird. Fünf Fabeln aus dem Magdeburger Prosa-Äsop, in denen ein Hund eine führende Rolle spielt, sollen aufzeigen, dass das Bild, das uns von diesem anthropomorphen Fabeltier geboten wird, nicht einfach akzeptiert werden kann, sondern hinterfragt werden muss – denn etwaige Abweichungen vom Credo der prototypischen Rollensemantik erlaubten interessante Rückschlüsse auf das Wesen der Fabel insgesamt.