So zeigt sich dem Leser ein Jahrhundert, das nicht nur im Hinblick auf Darwins Arbeit enorm ereignisreich war. Zum einen stieg England zur Großmacht auf, in Amerika tobte der Bürgerkrieg, in fast allen europäischen Ländern gab es soziale Unruhen, und zwischen Preußen und Frankreich tobte ein Krieg, zum anderen begann ein gravierender ideologisch-religiöser Umschwung. Und hier zeigt sich die zweite wichtige Dimension des Werks.
Indem Darwin nämlich immer weiter zum Ursprung des Lebens vordrang, entfernte er sich immer weiter vom gesellschaftlichen, also vor allem religiösen Konsens. Die Kirche stellte damals die Instanz dar, die das Bewusstsein der Menschen fest im Griff hatte, und an dieser Weltsicht hatte niemand zu zweifeln: Egal was die Wissenschaft zeigte, das Primat der Schöpfung musste bei Gott verbleiben.
Braem zeigt, dass Ämter, Neueinstellung und soziale Anerkennung für jeden Schöpfungsleugner in höchster Gefahr waren. Wer Gottes Schöpfungsakt öffentlich auch nur anzweifelte drohte die soziale Isolation. Man macht sich im 21. Jahrhundert nicht leicht klar, wie umfassend die Macht der Kirche als Leitideologie war. Braem zeigt das ebenso seriös wie konkret nachvollziehbar.
Diese Biografie ist geprägt von kompromisslosem wissenschaftlichen Rechercheaufwand, tiefem Sachverstand und einem zugleich erfrischend humorvollen und unvoreingenommen anderen Betrachtungsansatz der Dinge, die Charles Darwins Leben und Arbeit bestimmten.
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