Das kleinste Buch über das Land mit den meisten Einwohnern der Welt Warum gehen Taxifahrer in China mit einem Vierer-Nummernschild unweigerlich pleite? Wieso bekommt man, wenn man "Gemischte Schlangenhaut" bestellt, häufig nur einen handelsüblichen Quallensalat serviert? Und wo sorgt die Große Unterhose für Aufsehen? Das und vieles mehr verrät Ostasien-Expertin Francoise Hauser in ihrem Buch über das Reich der Mitte. Kurioses, Spannendes, Wissenswertes - kompakt verpackt in einem kleinen Buch über ein riesiges Land.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.08.2017Westverehrung und Alpendorfduplikat
Françoise Hausers alternatives Brevier führt westliche Leser und Lehnstuhlreisende trotz des etwas reißerischen Untertitels sachlich, statistikfreudig und auf fundierte Weise kurios durchs Reich der Mitte. In elf Kapiteln von "Land, Leute und Geographie" über "Freizeit: Wenn Chinesen mal nicht arbeiten" bis "Das kulinarische China" werden Klischees durchdekliniert und dekonstruiert, wobei sich China in seinen Widersprüchen, Gigantismen und Abgründen einfachen Erklärungen entzieht. So hat die kommunistische Gesellschaft einen Ungleichverteilungskoeffizienten, der so hoch ist, dass sie als anfällig für soziale Unruhen gilt. Das Buch findet eine ausgewogene Mischung zwischen Landesliebe und Politkritik wie am leidigen Katz- und-Maus-Spiel der Internetgemeinde mit der Zensur: "Harmonie" ist denn der dehnbare Begriff, der für Zensur herhalten muss. Es erörtert die Rhetorik der Rekorde, folgt dem Schattenwurf des Baubooms und blickt hinter die Kulissen der Werkbank der Welt, die in Prestige und Aufschwung, aber auch in Korruption, Immobilienspekulation, Wanderarbeit und hohe Dichte an Geisterstädten münden. Aufschlussreicher als das vieldiskutierte Wirtschaftswunder sind Einblicke in alltägliche Lebenswelten wie den Park als erweitertes Wohnzimmer, Hochzeitsbräuche und Online-Dating bis hin zur digitalen Ahnenverehrung. Hauser erklärt kulturell belegte Farben und glücks- und todbringende Zahlen, Feng-Shui als Lehre zwischen Vernunft und Volksglauben, asiatische Schönheitsideale (weiße Haut und lange Fingernägel zeichnen Menschen als arriviert, da nicht körperlich arbeitend, aus), lüftet das Geheimnis des öffentlichen Minutenschlafs oder führt die Kopierkultur am Beispiel eines architektonischen Duplikats des Alpendorfs Hallstadt bis auf Konfuzius zurück, der die Schüler anhielt, ihren Meister zu kopieren. Ferner vermittelt der Führer "Dos and Don'ts" und gibt und Reisetipps vom Umgang mit Kaffee-Notstand bis hin zu Luftverschmutzungs-Apps. So kristallisiert sich ein Land heraus zwischen Tradition und Westverehrung, Aufbruchsphantasien und politisch-ökologischen Krisenherden.
sg
"China für die Hosentasche. Was Reiseführer verschweigen" von Françoise Hauser. Fischer Verlag, Frankfurt 2017. 320 Seiten. Broschiert, 10 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Françoise Hausers alternatives Brevier führt westliche Leser und Lehnstuhlreisende trotz des etwas reißerischen Untertitels sachlich, statistikfreudig und auf fundierte Weise kurios durchs Reich der Mitte. In elf Kapiteln von "Land, Leute und Geographie" über "Freizeit: Wenn Chinesen mal nicht arbeiten" bis "Das kulinarische China" werden Klischees durchdekliniert und dekonstruiert, wobei sich China in seinen Widersprüchen, Gigantismen und Abgründen einfachen Erklärungen entzieht. So hat die kommunistische Gesellschaft einen Ungleichverteilungskoeffizienten, der so hoch ist, dass sie als anfällig für soziale Unruhen gilt. Das Buch findet eine ausgewogene Mischung zwischen Landesliebe und Politkritik wie am leidigen Katz- und-Maus-Spiel der Internetgemeinde mit der Zensur: "Harmonie" ist denn der dehnbare Begriff, der für Zensur herhalten muss. Es erörtert die Rhetorik der Rekorde, folgt dem Schattenwurf des Baubooms und blickt hinter die Kulissen der Werkbank der Welt, die in Prestige und Aufschwung, aber auch in Korruption, Immobilienspekulation, Wanderarbeit und hohe Dichte an Geisterstädten münden. Aufschlussreicher als das vieldiskutierte Wirtschaftswunder sind Einblicke in alltägliche Lebenswelten wie den Park als erweitertes Wohnzimmer, Hochzeitsbräuche und Online-Dating bis hin zur digitalen Ahnenverehrung. Hauser erklärt kulturell belegte Farben und glücks- und todbringende Zahlen, Feng-Shui als Lehre zwischen Vernunft und Volksglauben, asiatische Schönheitsideale (weiße Haut und lange Fingernägel zeichnen Menschen als arriviert, da nicht körperlich arbeitend, aus), lüftet das Geheimnis des öffentlichen Minutenschlafs oder führt die Kopierkultur am Beispiel eines architektonischen Duplikats des Alpendorfs Hallstadt bis auf Konfuzius zurück, der die Schüler anhielt, ihren Meister zu kopieren. Ferner vermittelt der Führer "Dos and Don'ts" und gibt und Reisetipps vom Umgang mit Kaffee-Notstand bis hin zu Luftverschmutzungs-Apps. So kristallisiert sich ein Land heraus zwischen Tradition und Westverehrung, Aufbruchsphantasien und politisch-ökologischen Krisenherden.
sg
"China für die Hosentasche. Was Reiseführer verschweigen" von Françoise Hauser. Fischer Verlag, Frankfurt 2017. 320 Seiten. Broschiert, 10 Euro.
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Fran_oise Hausers alternatives Brevier führt westliche Leser und Lehnstuhlreisende [...] sachlich, statistikfreudig und auf fundierte Weise kurios durchs Reich der Mitte. Frankfurter Allgemeine Zeitung 20170803