Emma wusste schon immer, was sie werden will: eine Hebamme. Als älteste Tochter, 1901 in Muri geboren, übernimmt sie früh Verantwortung für ihre kleineren Geschwister. 1918 tritt sie im Frauenspital Bern ihre Ausbildung an. Es existiert kein Ultraschall, die Lage des Kindes kann nur mit Abtasten erspürt werden, und zum Rausziehen dienen allein die Hände und eine Saugglocke. Bevor sie sich mit 25 Jahren selbstständig macht und in Muri eine freie Hebamme wird, begleitet sie erfahrene Kolleginnen im Aare- und Worblental bis ins Berner Oberland. Sie reist mit Velo oder Fuhrwerk – im Winter mit Schlitten – und später mit einem kleinen Auto, das ihre Familie als «Hebammentraktor» betitelt. Dabei wird sie mit allerlei konfrontiert: Aberglauben im Emmental, Spanischer Grippe, Totgeburten. Unter ihrer fachkundigen Hilfe kommen Hunderten Neugeborene zur Welt. Die Autorin Verena Blum-Bruni schildert aus dem Leben ihrer Tante eindrückliche Episoden, verwebt historische Ereignisse mit lebendigen Szenen, so dass man unmittelbar in diese Epoche eintaucht.