Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 2,0, Eberhard-Karls-Universität Tübingen, Sprache: Deutsch, Abstract: Gegenstand dieser Hausarbeit soll sowohl Immanuel Kants 1784 entstandener Text „Beantwortung der Frage: was ist Aufklärung?“, als auch Christian Heinrich Spieß‘ moralische Erzählung „Das schöne irre Judenmädchen“ aus dem Jahr 1795 sein. „Das schöne irre Judenmädchen“ ist eine Doppelbiographie, das heißt sie ist nicht getrennt von einem zweiten Text aus Spieß‘ „Biographien der Wahnsinnigen“, nämlich „Ein Haubenstock namens Karoline“ zu betrachten. Doppelbiographie bedeutet hier, daß Christian Heinrich Spieß ein und dieselbe Biographie in zwei Biographien verpackt hat, die sich dem Thema des Wahnsinns von unterschiedlichen Ausgangspunkten aus nähern und dadurch auch unterschiedliche Schwerpunkte setzen. Der Schwerpunkt der Analyse wird dabei allerdings auf dem erstem Text liegen, der zweite wird mehr als Ergänzung und zur Unterstützung von aufgestellten Thesen herangezogen. Beide Texte kann man der Epoche der Aufklärung zu rechnen. Bei der Analyse des Kant als auch des Spieß Textes werden signifikante Stellen in beiden Texten heraus gearbeitet und aufeinander bezogen. Die Begriffe der Mündigkeit beziehungsweise der Unmündigkeit werden hierfür eine bedeutende Rolle spielen. Es soll geklärt werden, in wieweit einige von Kants Thesen bei Spieß wieder zu finden sind und wie sie dargestellt und umgesetzt werden. Zur genauen Darstellung einiger von Kants Aussagen, beispielsweise in bezug auf Kants Definition des Wahnsinns, habe ich das Kant- Lexikon von Rudolf Eisler hinzu gezogen, was aber entsprechend gekennzeichnet wurde. Besonders eingehen werde ich speziell auf die Bereiche Religion, Wahnsinn und Gesellschaft. Wobei diese Begriffe im direkten Zusammenhang zu einander stehen und die Argumentation an manchen Stellen deshalb fließend von dem einen Begriff zum anderen übergehen wird. So möchte ich untersuchen, was für eine Rolle Kant und Spieß der Religion zu messen und wie sie dargestellt wird. Welche Rolle die Gesellschaft für die Mündigkeit der Protagonisten bei Spieß spielt und wie sie damit umgehen. Hat Esther wirklich den Mut ihren eigenen Verstand zu benützen und welchen Einfluß übt ihr äußeres Umfeld auf sie aus? Wie entwickelt sich ihr Wahnsinn? Ist er selbstverschuldet, oder trägt sie keine Schuld? Diese und ähnliche Fragen möchte ich im Verlauf der Analyse klärend beantworten. [...]