Die epochale Bedeutung des Denkens von René Descartes ist für die Philosophie- und Geistesgeschichte der Neuzeit unbestritten. In welch hohem Maße auch die reformierte Theologie die neue Philosophie des 17. Jahrhunderts aufgenommen und diskutiert hat, zeigt Kai-Ole Eberhardts Analyse von Leben und Werk des Theologieprofessors Christoph Wittich. Wittich repräsentiert eine Gruppe von Gelehrten, die von der Bedeutung Descartes' zutiefst überzeugt waren und sich gegen großen Widerstand aus Kirche und Theologie für die Rezeption des cartesianischen Wissenschafts- und Weltbildes eingesetzt haben. Der Verlauf von Wittichs Karriere, ausgehend von seinem Studium in den Niederlanden über Professuren in Herborn, Duisburg, Nijmegen und Leiden, illustriert die Entstehung eines cartesianischen Gelehrtennetzwerkes und dessen Auseinandersetzungen mit Vertretern einer anticartesianischen Theologie. Eine detaillierte Analyse der Hauptwerke Wittichs gewährt Einblicke in die Entstehung einer Theologie, die sowohl beansprucht, reformiert-orthodox zu sein als auch dem modernen Wissenschaftskonzept des Cartesianismus zu entsprechen.