Über keinen anderen Menschen der Antike wissen wir so viel wie über Marcus Tullius Cicero (106–43v.Chr.). Wolfgang Schuller hat in jahrelanger Forschung Reden und Briefe seines Protagonisten ausgewertet und lässt in dieser spannend erzählten, faktenreichen Biographie den großen Staatsmann noch einmal lebendig werden. Zugleich entwirft er ein grandioses Panorama der dem Untergang geweihten römischen Republik. Seit dem Jahre 60v.Chr. versuchen Caesar, Pompeius und Crassus mit ihrer geballten wirtschaftlichen und militärischen Macht, die Geschicke Roms den eigenen Interessen zu unterwerfen. In dieser Situation taktiert Cicero und hofft, mit Pompeius den gefährlichsten Widersacher der Senatsherrschaft – Caesar – ausschalten zu können. Der Bürgerkrieg bricht aus, Pompeius wird ermordet, Caesar ernennt sich zum Diktator auf Lebenszeit, aber Cicero kämpft weiter – jetzt durch seine Schriften. Als der Tyrann im Jahre 44v.Chr. einem Attentat zum Opfer fällt, hofft Cicero, die Freiheit der Republik könne noch einmal gerettet werden. Doch nicht einmal sich selbst kann er noch retten. Leidenschaftlich attackiert er in seinen sprichwörtlichen Philippika Marcus Antonius, den Gefolgsmann Caesars, bis dieser ihn schließlich ermorden lässt.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Als Anlass Cicero zu lesen, nimmt Simon Strauss die von dem Konstanzer Althistoriker Wolfgang Schuller verfasste politische Biografie über den römischen Politiker, Philosophen und Redner. Das Buch aber macht ihm auch bewusst, dass das letzte Wort zu Cicero noch längst nicht gesprochen ist, sieht er Schuller in seinem Versuch, Cicero moralisch zu rehabilitieren, doch mitunter übers Ziel hinausschießen. Strukturgeschichtlich prägnant allerdings weist ihn der Autor in die römische Sozial- und Verfassungsgeschichte ein, spurtet durch die Lebensgeschichte und bietet laut Strauss dabei inspiriert anmutende, spannend zu lesende Kapitel, etwa zur Catilinarischen Verschwörung. Oder aber er rührt den Leser durch Anteilnahme am Tod von Ciceros Tochter. Schade, dass die Schriften des Meisters so stiefmütterlich behandelt werden, meint Strauss. Aber da kümmert er sich, wie gesagt, gleich mal selber drum.
© Perlentaucher Medien GmbH
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