Studienarbeit aus dem Jahr 1994 im Fachbereich Politik - Politische Theorie und Ideengeschichte, Note: noch gut (2-), Universität Trier (Fachbereich Politikwissenschaft), Veranstaltung: Seminar: Revolution - Widerstandsrecht - Ziviler Ungehorsam, Sprache: Deutsch, Abstract: Der Begriff „ziviler Ungehorsam“ (bzw. „civil disobedience“) wird seit dem Beginn westlicher Demokratien diskutiert . Mit ihm sind berühmte Namen verbunden, wie z.B. Sokrates, Jesus, Gandhi, Henry David Thoreau oder Martin Luther King, aber das, was diese Menschen getan haben und wie sie es begrün-det haben, ist durchaus unterschiedlich. Damit wird bereits deutlich, daß ziviler Ungehorsam nicht die Bezeichnung für eine einzige und homogene Form von politischen Handlungen ist. Die Entstehung des Begriffs wird auf ein Essay Henry David Thoreaus aus der Mitte des vori¬gen Jahrhunderts zurückgeführt. Seitdem sind zahlreiche Diskussionen darüber geführt worden, was ziviler Ungehorsam ist und ob bzw. wie er zu rechtfertigen ist. Besonders intensiv war die Debatte in den 60er Jahren in den USA, aufgrund der Civil-Rights-Bewegung, der Studentenproteste und der Demonstrationen gegen den Vietnamkrieg, sowie in den 80er Jahren in der Bundesrepublik, besonders mit Bezug auf die Nachrüstungsdebatte. Bei der großen Anzahl von möglichen Anknüpfungspunkten ist es zwingend, daß im Rahmen dieser Arbeit nicht alle Diskussionsstränge behandelt und bewertet werden können. Vielmehr soll versucht werden, einen Überblick über die Hauptlinien (die herrschende Meinung) zu geben. Ich möchte dabei zwei Leit¬fragen in den Mittelpunkt der Betrachtung stellen: Was ist überhaupt ziviler Ungehorsam, wie wird er definiert und damit von anderen Formen des Widerstandes abgegrenzt? Wie wird ziviler Ungehorsam von seinen Befürwortern begründet, wo sind die Schwächen der Argumentation? Im ersten Teil der Arbeit werde ich eine kurze Übersicht über die historische Entwicklung des zivilen Ungehorsams geben. Dabei werden, um dem Rahmen der Arbeit gerecht zu werden, nur die wichtigsten Ereignisse und Protagonisten behandelt. Der zweite Teil beschäftigt sich mit der Frage, was ziviler Ungehorsam ist. Es werden verschiedene Definitionen vorgestellt und die darin enthaltenen Definitionselemente einzeln diskutiert, um so zu einer Arbeitsdefinition zu gelangen. Im dritten Teil geht es um die Rechtfertigung von zivilem Ungehorsam, sowohl aus rechtlicher als auch aus extra-legaler Sicht. Es wird gezeigt, welche Argumentationslinien es gibt und was die Gegner des zivilen Ungehorsams dagegen einwenden.