Studienarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1.7, Universität Trier, Sprache: Deutsch, Abstract: 1. Einleitung In der folgenden Analyse soll der Roman „Das Weiberdorf“ von Clara Viebig aus dem Jahre 1900 näher betrachtet werden. Dabei soll das Werk, das in der gängigen Literatur entweder der Heimatkunst oder aber dem Naturalismus zugeordnet wird, nicht als ein solches interpretiert, sondern als ein Opus betrachtet werden, das sich dem modernen Frauenroman verschreibt. Unter der Lupe aktueller Gender-Betrachtungen sollen Machtverhältnisse im Roman aufgedeckt werden und erforscht werden, ob die Hauptfigur – Peter Miffert – als triebgeleitetes, rein von seiner Libido gesteuertes Wesen betrachtet werden kann oder ob die herausragende Bedeutung von Weiblichkeit im Werk seine Rolle als „Hahn im Korb“ insofern determiniert, dass seine Handlungen quasi ferngeleitet sind. Die Vorgehensweise soll dabei folgendermaßen ausgestaltet sein: In einem ersten Schritt führt eine kurze Inhaltsangabe sowie die Darstellung der Bedeutung des Werkes in seiner Zeit in die Arbeit ein. Danach wird eine Analyse der verschiedenen Lesarten vorgenommen, unter denen sich das Werk betrachten lässt. Dabei wird selbstverständlich auch auf den Naturalismus- Begriff eingegangen werden, jedoch soll der Begriff des ‚Modernen Frauenromans‘ eine ungleich stärkere Aufmerksamkeit erfahren. Darauf folgt eine Charakterisierung des Peter Miffert sowie eine Erläuterung seiner Position als ‚Hahn im Korb‘ im Dorfe. Dann wird ‚das Bäbbi‘ charakterisiert, die einzig weibliche Person im Werk, die sich nicht der herrschenden Moral beugt, sondern eine eigene Tugend entwirft. In einem weiteren Schritt wird ihr (besonderes) Verhältnis zum Protagonisten erläutert, woraufhin dieser schließlich einer erneuten Betrachtung unterzogen wird. Ein Fazit soll abschließend darüber Auskunft geben, ob das Werk die Frauen im Weiberdorf als herrschende Gruppe bestimmt oder aber ob sich der Peter Miffert in eine Lage bringt, aus der nur er sich – wenn überhaupt – selbst retten könnte. Dabei soll die Forschungsfrage beantwortet werden, ob im ‚Weiberdorf‘ die fehlende Sexualmoral, bedingt durch eine verschobene, einst patriarchalische Machtstruktur, Ausgangspunkt aller ‚Sünde‘ ist oder ob die soziale Ausgangssituation, in die sämtliche Bewohner hineingeboren wurden, als solche dargestellt ist, dass keinem Bewohner eine andere Wahl bleibt, als seine von den Umständen definierte Rolle einzunehmen und bis zum Schluss durchzuspielen. [...]