TELENOVELA voller Geheimnisse, Kabalen & Gefälligkeiten +++ Ein faszinierender Plot – der nur EINE Zutat ist!
Ein halbgares Gericht trotz Haute Cuisine +++
Bei dem Erfolgsstürmer von der Iberischen Halbinsel handelt es sich wohlgemerkt um e-i-n Werk, welches für den dt. Markt in 2 Bände
auseinandergerissen wurde.
Die diversen Handlungsschienen erinnern im Reigen einer Vielzahl von…mehrTELENOVELA voller Geheimnisse, Kabalen & Gefälligkeiten +++ Ein faszinierender Plot – der nur EINE Zutat ist!
Ein halbgares Gericht trotz Haute Cuisine +++
Bei dem Erfolgsstürmer von der Iberischen Halbinsel handelt es sich wohlgemerkt um e-i-n Werk, welches für den dt. Markt in 2 Bände auseinandergerissen wurde.
Die diversen Handlungsschienen erinnern im Reigen einer Vielzahl von Mitwirkenden samt Aufbau im Tagebuch-Tempo an die typische Struktur von brasilianischen Telenovelas (ca.80er Jahren, Bsp. Das Recht zu Lieben).
Der interessante historische Kontext (spanischer Erbfolgekrieg) bleibt dabei sehr verhalten dokumentiert.
Bei der Lektüre dieser Romanhälfte werden einem die Befugniss-Strukturen auf so einem großen, adeligen Anwesen so richtig bewußt, WIE VIELE Personen u. in welchem rigiden Ranking ihrer jeweiligen ganz eigenen verantwortl. Fach-Beschäftigung nachgehen.
+++ Diego: „Was auch immer mit Euch geschieht, hört niemals auf die falschen Einflüsterer.“ (S. 204) +++
Clara & Diego sind zwei beeindruckende, fesselnde Charaktere u. Menschen von gutem Herzen, begeisterte Schöpfungen von Fernando J. Múñez! Der Autor hat sie liebevoll und eindringlich angelegt, nimmt sich auch ein wenig Zeit, jede Person für sich einzuführen.
Allerdings behält er sie nicht wirklich im Vordergrund, sondern flicht sie dann eher nur ein und läßt den Leser trotz üppigen Lesefutters nach Verbindung zu- & Begegnungen mit-einander streckenweise verhungern.
Der für die dt. Ausg. hinzugefügte UT „Claras Geheimnis“ ist fehl am Platz, da hier JEDER mit seinen ganz eigenen verborgenen Geheimnissen aufwartet, welche Kapitel für Kapitel offen gelegt werden.
Einerseits wird Claras Geschichte geliefert, ihre Storyline erfährt rhythmische Verquickung, zum anderen ein Erzählstrang aufgefächert in individuellen Handlungsgleisen, kreiselnd um Doña Alba (die vor 9 Jahren verstorbene Gattin Diegos), die Umstände u. Auswirkungen ihres Todes.
Einnehmend Zeit beschlagnahmen so Úrsulas striktes Regiment über fast alles und jeden in ihrem hohen Amt als Haushälterin des Hofes von Castamar, sowie, Diegos teuflischer Antagonist Enrique, die Darstellung dessen Intrigengespinste, das Wesen seiner Handlangertruppe u. anderer entscheidenden Strippenpuppen.
Claras Agoraphobie wird zwar anfänglich noch bewußt behandelt, dann aber im Buchverlauf nur mehr wie beiläufig verwebt.
Die mit Spannung erwartete faszinierende Korrespondenz nebst besonderen Form der diskreten Kommunikation erfolgt einmal erst im letzten Buchdrittel, und wird dann auch noch mager abgespeist.
Múñez hält sich womögl. mit zu viel Randereignissen, Nebenschauplätzen, skandalösen Affären, bad boys & girls und grausamen Ränken auf, verschenkt an sie gleichberechtigte Gewichtung.
+++ F A Z I T:
Im Stil brasilianischer Telenovelas aus den ca. 80ern, versetzt in die Zeit Philipp V. um 1720. Für Fans von „Das Haus am Eaton Place“, BBC-Literaturverfilmungen und Sterneküchen.
Feste Hierachien und Organisation innerhalb des herzogl. Anwesens, die Stellung der Frau, Diskriminierung, Loyalitäten, Kochschwelgereien, Intrigen und Mordpläne, Verlangen und Wollust… – reichhaltig wird kredenzt.
Warum sich dieser Bd. 1 nicht zu einem grandiosen Lieblingsfestmahl arrangieren konnte? Keine wirkliche Konzentration auf den Fokus: Clara & Diego, das was sich als schlagendes Herz und tragende Genusskomposition einer außergewöhnlichen Saga ersehnt wird (und es sind wahrhaft zwei starke, aufrichtige Persönlichkeiten!), verkommt fast zu zwischengereichten, garnierten Appetizern und wird zu sehr überlagert von Duftschwaden der Gourmetmenüs, Machthunger und brachialem Rachedurst… und das… macht einfach nicht satt.
+ Perfekte Regie diverser Multip(l)ots aufgetischt, doch zu viel fehlen ausführliche Seiten im (Dreh-)Buch besonders zum eigtl. Hauptgang.
Evtl. gewährt die anstehende Verfilmung dem Protagonistenpaar ein erfüllenderes Füllhorn an Handlungsspielraum und v.a. Seelen-Vertiefung! // 3 ½ v. 5 (Michelin)