Mein erster Gedanke, noch bevor ich überhaupt die Inhaltsangabe las, war, dass "Clark & Division" irgendwie klingt wie ein Detektiv-Ermittlerpärchen, die in einem kleinen schrammeligen Büro unliebsame Fälle übernehmen muss. Aber... nein, darum geht´s nicht, wirklich gar nicht. Obwohl es durchaus
detektivistisch wird. Tatsächlich ist Clark & Division aber eine U-Bahn-Station in Chicago. Und nach…mehrMein erster Gedanke, noch bevor ich überhaupt die Inhaltsangabe las, war, dass "Clark & Division" irgendwie klingt wie ein Detektiv-Ermittlerpärchen, die in einem kleinen schrammeligen Büro unliebsame Fälle übernehmen muss. Aber... nein, darum geht´s nicht, wirklich gar nicht. Obwohl es durchaus detektivistisch wird. Tatsächlich ist Clark & Division aber eine U-Bahn-Station in Chicago. Und nach Chicago verschlägt es die 22-jährige Aki und ihre Eltern für einen Neuanfang, nach ihrer Entlassung aus einem Internierungslager in Kalifornien.
Für mich war viel Neues in diesem Buch enthalten; Themen und historische Fakten, mit denen ich mich kaum oder auch gar nicht wirklich ausgekannt habe zuvor. Die ganzen Geschehnisse nach dem Angriff auf Pearl Harbour durch die Japaner, was Auswirkungen haben sollte auf alle japanisch-stämmigen Einwohner in den USA - das war etwas, über das ich vor dem Lesen wirklich so gut wie nichts wusste. Durch das Buch bekommt man einen ziemlich guten Eindruck, unter welchen Umständen Japaner damals in den USA leben mussten, wie diese zwangsweise gewissermaßen "eingesperrt" wurden in Internierungslager, von denen sie dann nach einigen Monaten bis Jahren irgendwo anders hin geschickt wurden - und sich damit ungewollt einem Neuanfang stellen mussten. Genau so geht es Aki und ihren Eltern. Sie sind auf dem Weg nach Chicago, um sich dort eigentlich mit Akis älterer Schwester Rose für den Beginn eines neues Lebens zu treffen, als sie die Nachricht erhalten, dass Rose gestorben ist - überfahren von einer Subway an der Station "Clark & Division".
Aki will nicht glauben, dass es sich um einen Selbstmord handelt und fängt an, im Rahmen ihrer Möglichkeiten selbst zu ermitteln. Diese Möglichkeiten sind begrenzt, und auch das fand ich interessant zu lesen. Das Bild und die Rolle der Frau in den USA der 40ern, noch dazu einer mit japanischen Wurzeln, hat die Autorin anschaulich wiedergegeben. Hauptsache sittsam und tugendhaft, dezent im Hintergrund und bloß nicht auffallen, das ist die Maxime. Das ist Aki auch, aber ich hätte sie mir gern etwas mutiger und forscher gewünscht. Sie bleibt sehr in ihrem vorgegebenen Rahmen, und vermutlich war es auch das, was ich letztlich ein bisschen ermüdend am Buch fand. Die Story an sich ist nicht schlecht und durchaus lesenswert - eben schon allein aufgrund des historischen Bildes, das man geboten bekommt -, aber für mich hat sich die ganze Geschichte um den (Selbst-)Mord an Rose hier und da ganz schön gezogen. Es ist ein sehr langsames und stückhaftes Bild, das sich da zusammenfügt, und manchmal hat das meine Aufmerksamkeit ein wenig gekostet. Noch dazu haben mich manche japanische Formulierungen oder Wörter im Lesefluss gestört, wenn sie wie selbstverständlich in den (deutschsprachigen) Satz eingebaut sind, ohne aber so richtig erklärt zu werden. Bei manchen Wörtern war das Fall und ich muss gestehen, dass mich das manchmal arg genervt hat.
"Clark & Division" ist ein Kriminalfall, ein ruhiger und bedächtiger, mit interessanten historischen Fakten rund um eine nicht ganz so ausdrucksstarke Hauptprotagonistin. Aki hat bei mir leider wenig Eindruck hinterlassen, die Aufdeckung des Todesfalls ist dennoch gut umgesetzt.