Als ich Clean von Juno Dawson in der Verlagsvorschau gesehen hatte, musste ich es einfach lesen, denn ich liebe realistische Romane, die offen, ehrlich und direkt sind. Clean versprach genau das zu sein, allerdings konnte es mich nicht komplett überzeugen, da es sich vor allem ab der Hälfte zu einem
etwas kitschigen Märchen mit der Botschaft „Drogen sind böse“ entwickelt. Ich war dann doch etwas…mehrAls ich Clean von Juno Dawson in der Verlagsvorschau gesehen hatte, musste ich es einfach lesen, denn ich liebe realistische Romane, die offen, ehrlich und direkt sind. Clean versprach genau das zu sein, allerdings konnte es mich nicht komplett überzeugen, da es sich vor allem ab der Hälfte zu einem etwas kitschigen Märchen mit der Botschaft „Drogen sind böse“ entwickelt. Ich war dann doch etwas enttäuscht, denn das Buch beginnt wirklich vielversprechend.
Juno Dawson stürzt uns direkt mitten ins Geschehen. Die 17jährige Lexi wird von ihrem Bruder „entführt“ und in eine Entzugsklinik verschleppt. Bis dahin war sie das verwöhnte, selbstverliebte It-Girl und Tochter eines Hotelmoguls, das man aus den Medien so gut kennt, die mit ihrer Freizeit nichts anzufangen wusste als Shoppen, Partys, Alkohol, Sex und Drogen. Ja, es beginnt alles schon sehr klischeehaft und das zieht sich auch leider durch das ganze Buch. Alle „bekannten“ Süchte werden natürlich in der Entzugsklinik für Jugendliche therapiert und wirklich jedes Klischee, das man mit Alkohol, Drogen, Magersucht und Co kennt, wird erwähnt. Das blieb immer etwas negativ in meinem Hinterkopf, denn mit schonungslos und roh hat das für mich nichts zu tun. Vielleicht für Jugendliche, die noch kein Buch dieser Materie gelesen haben, aber selbst die dürften diese RosaWolken Welt nicht wirklich glaubhaft finden. Nicht, dass ihr das falsch versteht, das Buch hat mir zum Großteil gefallen, vor allem dieser geniale offene und direkte Schreibstil. Auch die Einblicke in Lexis Leben, was sie alles durchgemacht hat und was sie als völlig normal ansieht, das hat mir richtig gut gefallen. Das ist für mich das wahre Leben, das so schonungslos und ehrlich dargestellt ist. Das war top!
Mein Manko war die Entzugsklinik selbst, hier geht für mich die Realität verloren und das Märchen setzt ein. Ich fand es nicht mehr wirklich glaubwürdig, dass Jugendliche, die doch alle ziemlich fertig mit der Welt sind, plötzlich – ohne große Widerstände – ein neues Leben beginnen wollen. Auch wenn es ein paar Zwischenfälle gibt, war mir das doch zu märchenhaft. Ja, ich habe die Botschaft verstanden, aber sie ist doch sehr plump rübergebracht, wie ich finde und ich musste doch die Augen verdrehen. Denn wir alle wissen, wie auch die „Insassen“, dass Süchte und Abhängigkeiten nicht gut sind. Aber es gibt ja nicht nur schwarz und weiß, wie in diesem Buch dargestellt, hier fehlt mir wirklich etwas der Realitätsbezug und die Autorin hat es mir zu gut gemeint mit ihrem erhobenen Zeigefinger. Als Lexi in ihr Leben zurückkehrt, das ist für mich echt, das glaube ich und das möchte ich lesen. Dann bleibt die Botschaft auch besser hängen. Aber die ganze Geschichte war mir einfach zu rund.
Im Grunde muss ich das Buch in zwei Lager teilen: das echte Leben, das wirklich schonungslos ehrlich erzählt wird. Hier fieberte ich mit, ich wollte erfahren, was passiert ist um so abzustürzen. Und wieder aufzustehen. Das hat mich gepackt. Das war interessant. Das zweite Lager ist wie gesagt die Entzugsklinik, zwar nicht komplett, denn auch hier gibt es richtig gute glaubwürdige Abschnitte, aber insgesamt war mir das zu erhobener Zeigefinger und zu unglaubwürdig. Hier fehlten mir einfach die Probleme, die ja nicht plötzlich weg sein können, das hätte ich gerne etwas roher gehabt.
Aber im Großen und Ganzen gesehen, ist Clean ein sehr interessantes lesenswertes Buch, das man durch diesen unglaublich herrlich ehrlichen Schreibstil wirklich schnell gelesen hat. Allerdings bleibt durch diese klare Schwarz/Weiß Ansicht der Autorin auch ein etwas enttäuschtes Gefühl zurück, das fand ich nicht so sehr gelungen.