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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
© Perlentaucher Medien GmbH
"Die Träume der literarischen Moderne sind voller Gefangener." So beginnt das im Original bereits vor dreißig Jahren erschienene, später noch einmal überarbeitete Buch des 2006 verstorbenen französischen Essayisten Philippe Muray über Louis-Ferdinand Céline. Und nachdem der Autor unter anderen Ezra Pound in Pisa, Antonin Artaud in der Anstalt von Rodez, Jean Genet im Gefängnis von Fresnes, Robert Desnos in Auschwitz, Kafka in Prag und Marcel Proust in seinem korkgetäfelten Schlafzimmer am Boulevard Haussmann als Beleg aneinanderreiht, erfahren wir, solches Gefangensein lasse "unsere Epoche Sprache und Delinquenz gleichsetzen, das Schreiben einsperren und das Wort mit dem dreifachen Fluch von Zuchthaus, Psychiatrie und tödlicher Einsamkeit strafen". Man merkt da gleich, dass dieser Autor sich in eine Tradition stellte, die nur mit höchsten Einsätzen zu spielen bereit ist. Auch auf Kosten gewagter Konstruktionen, wie jene eben, welche gleich zum Auftakt die Moderne zum Träumen bringt. Und was die erste Seite verheißt, die folgenden erweisen es - nämlich den unerbittlichen Willen und eine erstaunliche rhetorische Durchhaltekraft, auf der Höhe solcher aufs Ganze gehenden Diagnosen und radikalen Vollmundigkeiten zu bleiben. Wer das auszuhalten bereit und mit Céline bereits vertraut ist, wird dieser Darstellung des großen Skandalösen vielleicht etwas abgewinnen können. Aber anstrengend bleibt es jedenfalls, das unablässige rhetorische Gewitter zu Einsichten und Argumenten zu kondensieren. (Philippe Muray: "Céline". Aus dem Französischen und mit einem Nachwort von Nicola Denis. Matthes & Seitz Verlag, Berlin 2012. 264 S., geb., 29,90 [Euro].)
hmay
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