Spannendes Konzept, gewöhnungsbedürftiger Schreibstil
Die Covergestaltung gefällt mir wahnsinnig gut. Sowohl die Motive als auch die Farben passen zum Inhalt sowie zum Genre eines historischen Romans. Noch dazu ist das Cover durch die auffällige Farbgebung ein echter Eyecatcher.
Der Inhalt
dreht sich um den Lebensweg des römischen Kaisers Commodus, dem Sohn Marc Aurels. Commodus muss sich in…mehrSpannendes Konzept, gewöhnungsbedürftiger Schreibstil
Die Covergestaltung gefällt mir wahnsinnig gut. Sowohl die Motive als auch die Farben passen zum Inhalt sowie zum Genre eines historischen Romans. Noch dazu ist das Cover durch die auffällige Farbgebung ein echter Eyecatcher.
Der Inhalt dreht sich um den Lebensweg des römischen Kaisers Commodus, dem Sohn Marc Aurels. Commodus muss sich in einer von Krieg, Hunger und Krankheit gebeutelten Gesellschaft behaupten, wobei er gleichzeitig von ganz eigenen Problemen bedrängt wird. Wem kann er dabei noch vertrauen und wie wird er seine Herrschaft vor diesem Hintergrund gestalten? Es geht nicht zuletzt um Intrigen und Ränkespiele, Macht und Ohnmacht, Liebe und Feindschaft.
Der Schreibstil stellt für mich einen meiner größten Kritikpunkte am Roman dar. Die Geschichte wird aus der Sicht von Marcia, einer engen Vertrauten des Kaisers, beschrieben. Dialoge gibt es leider nur sehr wenige, hauptsächlich beschränkt sich der Autor auf beschreibende Passagen aus Sicht der Protagonistin. Dadurch wirkt das Erzähltempo sehr langsam, was zusammen mit den vielen interessanten, aber sachbuchähnlichen historischen Details dazu führte, dass mir der Roman oftmals langatmig vorkam und das Vorankommen etwas mühselig und zeitaufwendig war. Auch wenn es immer wieder spannende Passagen gab, hätte ich mir noch mehr dauerhafte Atmosphäre gewünscht. Auf actionreiche Schlachtszenen muss man in diesem historischen Roman generell verzichten.
Marcias Sichtweise führt auch dazu, dass Commodus, um den sich die Handlung ja eigentlich drehen sollte, nicht dauerhaft im Fokus steht. Der Roman erzählt fast noch mehr Marcias Lebensgeschichte. Zudem ist sie in meinen Augen ein unsympathischer Charakter, selbstsüchtig und manipulativ. Meine relative Abneigung gegen sie hat mir das Lesen zusätzlich erschwert. Bis auf Marcia und Commodus fühlten sich alle anderen Charaktere seltsam fern und schwer zu greifen an. Sie schienen nur ihrem Zweck als Freund oder Feind der Protagonisten und damit dem Voranschreiten der Handlung zu dienen.
Nun aber zum Positiven: Man merkt, dass der Autor viel Zeit in Recherche investiert hat und sich mit der behandelten Epoche auskennt. Damit bietet der Roman unglaublich viel Input für Geschichtsinteressierte - auch in Form eines angehängten Glossars und des ausführlichen Nachworts. Ein riesiges Lob verdient der Autor für seine Herangehensweise an die Person des Commodus, der nicht selten als grausam, wahnsinnig und damit eindeutig negativ beschrieben wird. Der Autor hinterfragt, wieso Commodus auf diese Weise auftrat und welche Ereignisse ihn zu dieser ambivalenten Persönlichkeit werden ließen. Turney bietet so ein differenziertes und in der Unterhaltungsliteratur wohl einmaliges Bild von Commodus.
Doch auch wenn mich die Darstellung des römischen Kaisers vollends überzeugt hat, stellt der Roman durch die schwere Lesbarkeit im Zusammenhang mit der unsympathischen Erzählerin und der mangelhaften Umsetzung der Nebencharaktere für mich nur mäßig gute Unterhaltung dar. Wer sich langsam entwickelnde Handlungsstränge bevorzugt, großes Interesse an der römischen Kaiserzeit hat und die zwei vielschichtigen Protagonisten kennenlernen möchte, wird den Roman wohl dennoch schätzen.