von Frieder Nake Seit dem Herbst 2004 und bis ins Jahr 2007 hinein, für eine ersta- lich lange Zeit also, zeigt das Zentrum für Kunst und Medientechno- gie (ZKM) in Karlsruhe eine groß angelegte Ausstellung unter dem Titel Die algorithmische Revolution. Am Eingang begegnet man einer verit- len Zuse Z 22, es gibt Computergra? k aus der frühesten Zeit, Duchamp, Op-Art, Konstruktives und Konkretes, viel an interaktiver Kunst. Peter Weibel und sein Team haben damit dem wohl vielen Zeitgenossen noch fremden Begriff des Algorithmus, der zentral für die Informatik ist, zu einer kulturellen Aufmerksamkeit und Würde verholfen, die ihm durchaus zukommt. Viele Phänomene und Prozesse sind im Laufe des zwanzigsten Jahrhunderts semiotisiert und algorithmisiert worden. - ne Veränderung hat schleichend stattgefunden, die man kennzeichnen kann als die Umhüllung aller Dinge, die dem Computer verfallen, mit einer algorithmisch zugänglichen Zeichenhaut. Dieser Prozess setzte sehr unbemerkt in den 1930er Jahren ein, als aus der Krise der Mathematik, die aus Antinomien der Mengentheorie ausgebrochen war, durch konstruktive Fassungen des Begriffs der Berechenbarkeit herausgefunden wurde. Insbesondere Alan M. Turing trug dazu entscheidend bei, neben anderen. Wenige Jahre nach Turings Geniestreich einer Papi- maschine, die heute seinen Namen trägt und alles Berechnen auf eine klipp-und-klare Basis stellte, tauchten auch schon elektronische - schinen auf, die das Gleiche tun, nur eben automatisch. Der Computer wurde manifest im Zusammenhang der Katastrophe des europäischen Geistes in der Mitte des Jahrhunderts.
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