Studienarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Germanistik - Komparatistik, Vergleichende Literaturwissenschaft, Humboldt-Universität zu Berlin, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Geschichte der Gräfin Anna Constantia von Cosel ist als dramatisches Einzelschicksal untrennbar mit der Epoche des ausgehenden Barock im Kurfürstentum Sachsen verwoben. Die historische und individuelle Beschreibbarkeit der Umstände wird durch das reichhaltige Archivmaterial ermöglicht, das zum großen Teil aus Briefmaterial besteht. Briefe werden zu handschriftlichen Zeugen, in denen sich die Intention des Schreibers und dessen Vorstellung von dem Zeitgenossen spiegelt, an den sie sich richten. In ihrer Biografie „Constantia von Cosel und August der Starke. Die Geschichte einer Mätresse“ nimmt die Historikerin und Schriftstellerin Gabriele Hoffmann eine systematisch-detaillierte Auswertung der Materialien vor. Ihr erklärtes Ziel ist eine wissenschaftlich belegbare Gegendarstellung zu zahlreichen themenbezogenen aber einseitigen Publikationen und Auslegungen. Die Autorin promovierte im Anschluss an das Studium der Literaturwissenschaft, Geschichte und Philosophie in Zeitgeschichte. Ihre erste Biografie über Heinrich Böll wurde 1977 veröffentlicht. Die Beschreibung der Lebensumstände der Gräfin publizierte sie 1984. Textbeispiele der Biografie moderieren auch eine Ausstellung über die königliche Mätresse am Ort ihrer Gefangenschaft in der Burg Stolpen. In der reflektierten Umgangsweise mit den Möglichkeiten der Rekonstruktion historischer Begebenheiten und deren Darstellung durch die Autorin liegt die Wahl des Bandes als Ausgangspunkt der Untersuchungen in der vorliegenden Arbeit begründet. Die Biografie situiert sich im Rahmen ihrer Genrebestimmungen auf der Grenze zwischen Fiktion und historischen Fakten. Von ihr ausgehend soll gezeigt werden, dass Geschichte nicht nur von denen geschrieben wird, die in der Ausübung ihres Amtes mit dieser Aufgabe betraut sind, sondern sich bereits in der Unmittelbarkeit eines erhaltenen Briefentwurfes verfestigt. Dabei gilt es die Funktion von Briefen als autobiografischem Textmaterial zu untersuchen. Die subjektive Seite der Historie spiegelt sich zudem im Zwischenspiel der Entscheidungen, die bei der Bearbeitung des Materials getroffen werden müssen. Anschließend an die Überlegungen, das Genre von Brief und romanhafter Biografie betreffend, sollen exemplarische Bezüge zwischen Briefen zu Situationen und Entwicklungen im Leben der „maîtresse en titre“ am sächsischen Hof hergestellt werden. Hierbei werden Briefe anhand der diversen Schreiberintentionen, Formen und Wirksamkeit betrachtet.