Northeast Utilities Company adopted an ambitious new competitive strategy in the mid-1980s, seeking to become the low-cost supplier in New England electric power markets bracing for deregulation. Given its high-cost nuclear facilities, doing so required a corporate turnaround. For a decade Northeast faced increasing public and employee resistance to cost cutting at its nuclear plants. Though management achieved many of its goals, curtailing outlays on nuclear operations meant high risk that the Nuclear Regulatory Commission would close the plants because of frequent, prolonged outages. This is just what happened in 1996. Did management's deliberate cost-containment strategy take nuclear operations to an inevitable regulatory shutdown, and if so, why? Was it the pursuit of executive compensation tied to cost containment that caused undue risk of regulatory shutdown?
Paul MacAvoy and Jean Rosenthal describe ten years of corporate performance preceding the shutdown, detailing aggressive executive decisions, mounting regulatory actions in response to increasingly severe operational failures, and--at the same time--overall improvement in corporate earnings, stock prices, and executive pay packages. They relate the complexities of managing declining nuclear plant operations under ever more pressing budgetary targets. Their discussion of the increasing risk of outages raises the issue of the tradeoff of profit and conservative management of hazard operations.
All the more timely in light of the massive 2003 East Coast blackout, Corporate Profit and Nuclear Safety represents a powerful and cautionary commentary on industrial practices that goes to the heart of effective corporate governance.
Paul MacAvoy and Jean Rosenthal describe ten years of corporate performance preceding the shutdown, detailing aggressive executive decisions, mounting regulatory actions in response to increasingly severe operational failures, and--at the same time--overall improvement in corporate earnings, stock prices, and executive pay packages. They relate the complexities of managing declining nuclear plant operations under ever more pressing budgetary targets. Their discussion of the increasing risk of outages raises the issue of the tradeoff of profit and conservative management of hazard operations.
All the more timely in light of the massive 2003 East Coast blackout, Corporate Profit and Nuclear Safety represents a powerful and cautionary commentary on industrial practices that goes to the heart of effective corporate governance.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.02.2006Zu Lasten der Sicherheit
Manchmal sind die Anreize im Unternehmen völlig falsch gesetzt
In diesem Buch geht es um die Sicherheit von Produkten - am Beispiel von Kernkraftwerken. Zwei Professoren der Betriebswirtschaftslehre aus den Vereinigten Staaten, von der Yale School of Management, untersuchen einen großen regionalen Stromversorger in Connecticut, Northeast Utilities (NU). Dieser hatte in seinem Kraftwerkspark drei Kernkraftwerke, nahe Millstone gelegen. MacAvoy und Rosenthal geht es um den Stellenwert der Sicherheit vom Gesichtspunkt derjenigen Kräfte, die die Technik steuern - und damit nähern sie sich dem Kern des Problems mehr als üblich.
Zu Beginn der achtziger Jahre besaß das Unternehmen NU einen guten Ruf, es galt zudem als technisch führend im Betreiben von Kernkraftwerken. Gut zehn Jahre später trat ein Kollaps ein, wie er hierzulande undenkbar scheint: Die amerikanische Atomaufsicht, die NRC, ließ die Millstone-Meiler schließen. Sie forderte außerordentliche Maßnahmen für Reparaturen, Nachrüstung und vor allem Mitarbeiterschulung, also Maßnahmen für eine Änderung der herrschenden Unternehmenskultur - und die Preisüberwachungsbehörde versagte zugleich die Erlaubnis, diese Aufwendungen auf die Stromabnehmer zu überwälzen. In Deutschland würde das als Enteignungsvorgang eingestuft - und genau deswegen gilt ein solcher Eingriff auch als undenkbar. Und in der Tat, es war eine Enteignung: Die Kurse der Aktien von NU stürzten ins Bodenlose, zu Ende der neunziger Jahre dann wurde das Unternehmen von Dritten für wenig Geld übernommen. Die Katastrophe war nicht physisch, es gab kein Harrisburg II - da war die Atomaufsicht vor. Es handelte sich vielmehr um eine allein wirtschaftliche Katastrophe. Die Entscheidung der Preisaufsicht bedeutete, daß die Kosten aus dem Eingehen diverser Risiken aus Gründen der Kosteneindämmung nicht von den Stromabnehmern zu tragen waren, sondern von den Eignern des Risikokapitals.
Wie konnte es zu diesem Fast-Totalverlust für die Eigentümer kommen? Zur Antwort verweisen die Autoren auf ein Paradox: Die Ausgestaltung der Handlungsanreize für das Management, "die Agenten", durch die Eigentümer, die "Prinzipale", führte zur Wahl einer Unternehmensstrategie, die das Risiko für die Eigner massiv erhöhte. An der Wurzel der wirtschaftlichen Katastrophe liegt ein klassischer "Principal-agent-Konflikt": Das Management optimierte nach den eigenen, durch die Ausgestaltung der Anreize definierten Interessen - und das verstieß gegen die Interessen der Eigentümer. Die Eigner verloren ihren Einsatz weitgehend, das Management indes kam voll auf seine Kosten.
Die Untersuchung zeigt, daß ein Principal-agent-Konflikt entgegen seiner Benennung ein Konflikt ist, bei dem Dritte - die Allgemeinheit - ebenfalls betroffen sein können. Im Millstone-Fall in den Vereinigten Staaten hat das gut aufgestellte politische Regulierungssystem immerhin verhindert, daß der Konflikt zu Lasten der Bürger ging.
JOCHEN LUHMANN.
Paul W. MacAvoy/Jean W. Rosenthal: Corporate Profit and Nuclear Safety. Strategy at Northeast Utilities in the 1990s. Princeton University Press, Princeton 2005, 176 Seiten, 35 Dollar.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Manchmal sind die Anreize im Unternehmen völlig falsch gesetzt
In diesem Buch geht es um die Sicherheit von Produkten - am Beispiel von Kernkraftwerken. Zwei Professoren der Betriebswirtschaftslehre aus den Vereinigten Staaten, von der Yale School of Management, untersuchen einen großen regionalen Stromversorger in Connecticut, Northeast Utilities (NU). Dieser hatte in seinem Kraftwerkspark drei Kernkraftwerke, nahe Millstone gelegen. MacAvoy und Rosenthal geht es um den Stellenwert der Sicherheit vom Gesichtspunkt derjenigen Kräfte, die die Technik steuern - und damit nähern sie sich dem Kern des Problems mehr als üblich.
Zu Beginn der achtziger Jahre besaß das Unternehmen NU einen guten Ruf, es galt zudem als technisch führend im Betreiben von Kernkraftwerken. Gut zehn Jahre später trat ein Kollaps ein, wie er hierzulande undenkbar scheint: Die amerikanische Atomaufsicht, die NRC, ließ die Millstone-Meiler schließen. Sie forderte außerordentliche Maßnahmen für Reparaturen, Nachrüstung und vor allem Mitarbeiterschulung, also Maßnahmen für eine Änderung der herrschenden Unternehmenskultur - und die Preisüberwachungsbehörde versagte zugleich die Erlaubnis, diese Aufwendungen auf die Stromabnehmer zu überwälzen. In Deutschland würde das als Enteignungsvorgang eingestuft - und genau deswegen gilt ein solcher Eingriff auch als undenkbar. Und in der Tat, es war eine Enteignung: Die Kurse der Aktien von NU stürzten ins Bodenlose, zu Ende der neunziger Jahre dann wurde das Unternehmen von Dritten für wenig Geld übernommen. Die Katastrophe war nicht physisch, es gab kein Harrisburg II - da war die Atomaufsicht vor. Es handelte sich vielmehr um eine allein wirtschaftliche Katastrophe. Die Entscheidung der Preisaufsicht bedeutete, daß die Kosten aus dem Eingehen diverser Risiken aus Gründen der Kosteneindämmung nicht von den Stromabnehmern zu tragen waren, sondern von den Eignern des Risikokapitals.
Wie konnte es zu diesem Fast-Totalverlust für die Eigentümer kommen? Zur Antwort verweisen die Autoren auf ein Paradox: Die Ausgestaltung der Handlungsanreize für das Management, "die Agenten", durch die Eigentümer, die "Prinzipale", führte zur Wahl einer Unternehmensstrategie, die das Risiko für die Eigner massiv erhöhte. An der Wurzel der wirtschaftlichen Katastrophe liegt ein klassischer "Principal-agent-Konflikt": Das Management optimierte nach den eigenen, durch die Ausgestaltung der Anreize definierten Interessen - und das verstieß gegen die Interessen der Eigentümer. Die Eigner verloren ihren Einsatz weitgehend, das Management indes kam voll auf seine Kosten.
Die Untersuchung zeigt, daß ein Principal-agent-Konflikt entgegen seiner Benennung ein Konflikt ist, bei dem Dritte - die Allgemeinheit - ebenfalls betroffen sein können. Im Millstone-Fall in den Vereinigten Staaten hat das gut aufgestellte politische Regulierungssystem immerhin verhindert, daß der Konflikt zu Lasten der Bürger ging.
JOCHEN LUHMANN.
Paul W. MacAvoy/Jean W. Rosenthal: Corporate Profit and Nuclear Safety. Strategy at Northeast Utilities in the 1990s. Princeton University Press, Princeton 2005, 176 Seiten, 35 Dollar.
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