Werwölfe sind natürlich kein brandneues, originelles Thema, und eigentlich sind sie unter den übernatürlichen Kreaturen die, die ich am wenigsten mag... Aber mir gefällt, wie Christian Endres das Thema anpackt und zu seinem ganz eigenen Ding macht. Schonungslos. Brutal. Definitiv nicht jugendfrei.
Aber auch emotional und überraschend, und damit doch wieder originell. Werwolf sein, das ist bei ihm…mehrWerwölfe sind natürlich kein brandneues, originelles Thema, und eigentlich sind sie unter den übernatürlichen Kreaturen die, die ich am wenigsten mag... Aber mir gefällt, wie Christian Endres das Thema anpackt und zu seinem ganz eigenen Ding macht. Schonungslos. Brutal. Definitiv nicht jugendfrei. Aber auch emotional und überraschend, und damit doch wieder originell. Werwolf sein, das ist bei ihm wirklich mehr Fluch als Segen, und das spiegelt sich im Schreibstil wieder.
Der ist abgehackt. Kurze Sätze voller Sarkasmus und Kraftausdrücken. Bitterböse. Von den ersten Seiten sollte man sich aber nicht abschrecken lassen: die sind wirklich extrem im Stakkato-Stil, weil Jackson da gerade wieder zu sich kommt und seine Gedanken noch ganz verworren sind. Danach pendelt sich der Schreibstil ein auf kurze, aber meiner Meinung nach nicht ZU kurze Sätze. Das passt. Zu Jacksons Natur als Werwolf, der oft einfach nicht wie ein Mensch denkt, und seiner schwierigen, manchmal traumatischen Vergangenheit, die ihn zum misstrauischen Einzelgänger gemacht hat.
Normal mag ich Schreibstile mit kurzen Sätzen nicht. Hier schon. Sehr sogar. Weil es stimmig ist und verdammt eindringlich.
Jackson ist bei Weitem kein Heiliger. Er hat schreckliche Dinge getan, wenn der Wolf die Kontrolle übernahm, keine Frage. Aber ich konnte es ihm genauso wenig übelnehmen, wie ich es einem Raubtier übelnehmen könnte, dass es Beute jagt und tötet. Er legt es nicht darauf an. Er versucht, den Wolf unter Kontrolle zu halten. Er hat immer noch Albträume vom ersten Mal, als er sich als Jugendlicher verwandelt und ein Blutbad angerichtet hat. Ich hatte den Eindruck, dass er wirklich versucht, ein so guter Mensch zu sein, wie ihm das möglich ist. Und er möchte wirklich, wirklich ein guter Vater sein für Danny, den Sohn von dem er nicht einmal wusste, dass er ihn hat.
Er war mir trotz allem sympathisch. Kein Held, aber auch kein Bösewicht.
Danny, sein Sohn, ist einerseits ein typischer Teenager: launisch, manchmal frech, immer bereit, die Grenzen auszutesten. Andererseits ist der Fluch erst vor Kurzem bei ihm ausgebrochen, und das ist für ihn ein Albtraum, mit dem er noch lange nicht klarkommt. Auch Danny mochte ich, und die holprige, sperrige, oft linkische Beziehung zwischen Vater und Sohn war erstaunlich rührend.
Dann gibt es da noch Dead Crow, den toten Indianer, der Jackson begleitet und ihm Ratschläge gibt (ob er sie will oder nicht), und auf diese drei ungewöhnlichen Charaktere konzentriert sich diese Geschichte, die irgendwo zwischen Horror, Road Movie und schwarzhumoriger Action angesiedelt ist.
Jackson und Danny haben nicht nur mit ihrer eigenen Natur zu kämpfen - sie sind gerade erst einer skrupellosen Organisation entkommen, die mit übernatürlichen Wesen brutale und tödliche Schaukämpfe veranstalten. Je blutiger, je besser, denn desto begeisterter ist das zahlende Publikum. Und Vater und Sohn haben mit ihrer Flucht die Gefahr noch lange nicht hinter sich gelassen... Ich fand das Buch sehr spannend, und das Tempo war für mich durchgehend genau richtig.
Den Humor muss man mögen - ich fand ihn toll. Schnodderig, sarkastisch, schwarz wie starker Kaffee. Irgendwie kann ich mir dieses Buch gut als Film mit Bruce Willis in der Hauptrolle vorstellen. (Obwohl, Mr. Willis ist dafür vielleicht inzwischen doch zu alt...)
Fazit:
Für Horror-Fans, die auch gerne mal was Kurzes für zwischendurch lesen, ist das Buch vielleicht genau das richtige - es kommt einfach drauf an, ob man den Schreibstil mag oder nicht, aber das lässt sich ja mithilfe der Leseprobe feststellen! Den Preis finde ich sehr angemessen für den Umfang. Mich haben der schwarze Humor, der ungewöhnliche Schreibstil und die zwiespältigen Charaktere, mit denen man trotz allem mitfiebert, voll überzeugt. Spannend, actionreich, bitterböse!