Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Romanistik - Spanische Sprache, Literatur, Landeskunde, Note: 1,0, Freie Universität Berlin (Lateinamerikainstitut), Veranstaltung: 'Gabriel García Márquez: Das späte Werk', Sprache: Deutsch, Abstract: Als eines der wichtigsten Werke des kolumbianischen Schriftstellers Gabriel García Márquez nimmt dessen 1981 erschienender Bestsellerroman Crónica de una muerte anunciada (CMA) dahingehend einen besonderen Stellenwert ein, als dass er, trotz seines relativ geringen Umfangs von 118 Seiten , immer wieder neue Lesarten und Interpretationsschwerpunkte geboten hat und bietet. Trotz der vermeintlichen Klarheit des Textes, der vorgibt, eine bloße Aufzeichnung geschichtlicher Ereignisse in zeitlich genauer Reihenfolge zu sein, ergeben sich während und nach seiner Lektüre zahlreiche Fragen. Die Frage nach den Mördern des Mannes, um den sich die Erzählung dreht, wird bereits im ersten Kapitel beantwortet. Sie entspräche der typischen Leitfrage, die sich der Leser eines solchen vermeintlichen Kriminalromans stellt, d. h. bevor bzw. kurz nachdem er angefangen hat ihn zu lesen. Die Frage, die sich nach erfolgter Lektüre von CMA stellen ließe, ist die nach dem damaligen Verführer der Vicario. Die Frage jedoch, die man sich nach erfolgter Lektüre und eingehender Reflexion über den Textes stellt, ist die, der ich mich im weiteren Verlaufe dieser Abhandlung vordergründig widmen werde: die Frage nach der Schuld am Tode Santiago Nasars. Natürlich ließe sich der Text auch auf eine eher simple Rezeption beschränken, dergestalt, dass man sich als Leser eines bloßen Kriminalromans begreift, in dem es ein Opfer (Santiago Nasar) und dessen Mörder (Pablo und Pedro Vicario) gibt. Da es sich jedoch um das Werk eines der renommiertesten Literaten Lateinamerikas handelt, liegt der Schluss nahe, dass der Text wesentlich mehr als eine solch vereinfachte Deutung zulässt und, darüber hinaus, erfordert. Sind die Brüder Vicario selbständig zu dem Entschluss gekommen, den vermeintlichen Entehrer ihrer Schwester (und damit der gesamten Familie) umzubringen, oder sind sie vielmehr das ferngesteuerte Werkzeug einer gesellschaftlichen Übernorm, die ihnen stumm die Pflicht oktroyiert, ein Verbrechen zu sühnen, was lediglich in ihren Köpfen als ein solches existiert...
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