Ein historischer Roman, der mehr als ein Mal die Gegenwart streift
Um es gleich vorweg zu nehmen: Cuddy ist einer der außergewöhnlichsten Romane, die ich je gelesen habe und ich lese seit Jahrzehnten. In diesem Roman treffen sich Prosa, Romanfetzen, Zitate von Historikern, wunderschöne Poesie,
ein kurzes Theaterstück und stellenweise wird dieser Roman sogar zum Krimi. Anfangs war ich wegen der…mehrEin historischer Roman, der mehr als ein Mal die Gegenwart streift
Um es gleich vorweg zu nehmen: Cuddy ist einer der außergewöhnlichsten Romane, die ich je gelesen habe und ich lese seit Jahrzehnten. In diesem Roman treffen sich Prosa, Romanfetzen, Zitate von Historikern, wunderschöne Poesie, ein kurzes Theaterstück und stellenweise wird dieser Roman sogar zum Krimi. Anfangs war ich wegen der Vielfalt der literarischen Gattungen skeptisch und hatte ein heilloses Durcheinander befürchtet, aber dies blieb aus und ich bekam eine wunderschöne literarische Komposition zur Lektüre.
Die Ich-Erzählerin ist zusammen mit ihren Begleitern und den Gebeinen des heiligen Cuthbert unterwegs. Sie suchen einen Ort, an dem sie Cuddy beisetzen können. Sie treffen auf die harten Realitäten des Alltags und plötzlich hat die Erzählerin eine Vision . . .
Aufhänger dieses Romans ist Cuthbert, er wurde 634 im heutigen Schottland geboren. Mit 17 Jahren trat er ins Kloster ein und Jahre später wurde er Prior dieses Klosters. Eine Zeit lang lebte er ganz allein auf einer kleinen Insel . . .
Cuddy wurde immer mehr vom Volk als heiliger Mann verehrt und Ediva sucht zusammen mit den müde werdenden Männern eine angemessene Ruhestätte für Cuddy. Als Leser begreife ich bald, dass dies die Ausgangssituation ist und ich noch viel mehr zu erfahren bekomme.
Benjamin Myers schafft es mit Leichtigkeit hier einen Wälzer vorzulegen, bei dem ich an keiner Stelle befürchten muss, mal den Faden zu verlieren und wenn dies doch mal geschieht, bin ich mit der nächsten Seite sofort wieder mitten drin im Geschehen.
Der Wälzer zählt 500 Buchseiten, man kommt aber dennoch sehr schnell voran, da wegen der oft wechselnden literarischen Gattungen viele Seiten nur halb bedruckt sind.
Am Ende der Lektüre ist Cuddy ein Symbol, vielleicht sogar eine zukunftsweisende Vision, die uns Trost und Hoffnung geben kann. Für mich war dieser Roman eins der schönsten Leseereignisse dieses Jahres.