Bachelorarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Latinistik - Mittel- und Neulatein, Note: 2,3, Universität Münster (Klassische Philologie), Sprache: Deutsch, Abstract: In der vorliegenden Arbeit soll die Darstellung der Optik bei Lukrez untersucht werden und zwar am Beispiel von Spiegelbildern. Daher wird, im Anschluss an eine kurze Einführung in "De rerum natura", zunächst erläutert werden, wie Lukrez ein so komplexes Phänomen wie den Sehvorgang anhand eines rein atomistischen Weltbilds überzeugend erklären kann und welche Annahmen er dabei macht. Aufbauend auf diesen Annahmen erklärt Lukrez schließlich die Spiegelbilder. Dabei werden sich die Untersuchungen hinsichtlich Argumentationsgang, Leserlenkung und Sprache auf die Erklärung der Lage des Spiegelbilds jenseits der Spiegeloberfläche beschränken. Die weiteren im Zusammenhang mit den Spiegeln auftretenden Phänomene werden nur in ihren wesentlichen Grundzügen dargestellt werden, und, wo es sich anbietet, den Erläuterungen bei Platon und Seneca gegenübergestellt werden. Das Farbsehen jedoch, welches ebenfalls ein Bestandteil der Optik ist und von Lukrez auch behandelt wird, wird nicht betrachtet werden, da die Farbwiedergabe bei Spiegelungen nicht verfälscht wird und somit keine Rückschlüsse auf ihre Funktionsweise zulässt. Zuletzt soll Lukrez' Optik mit der unserer heutigen Physik gegenübergestellt werden, wozu im Anhang die zeitgemäßen Erklärungen der Spiegelbilder nachgereicht werden. "Fort fahre ich, aus den Verstrickungen der Gottesfurcht den Geist zu befreien." Im Proöm zum vierten Buch seines Lehrgedichtes De rerum natura bringt Lukrez seine Absicht auf den Punkt. Bereits der Vorsokratiker Xenokrates setzte Naturerscheinungen mit dem Wesen der Götter gleich und dasselbe allegorische Denken war auch der römischen religio zueigen: So wurde Iris als Göttin des Regenbogens verehrt und die Stellen, an denen Blitze eingeschlagen hatten, waren dem Iuppiter Fulgur heilig. Wie ließen sich Naturphänomene für den antiken Menschen auch anders erklären, in einer Zeit, in der die Naturwissenschaft noch in den Kinderschuhen steckte? Es mangelte dem antiken Menschen an Konzepten über die Abläufe in der Natur, sodass er gezwungen war, die Phänomene auf eine übernatürliche Kraft zurückzuführen, wenn er nicht in Furcht vor dem Unerklärlichen verharren wollte. Jedoch führte dies nur zu einer Verschiebung des Problems, da der Mensch nun zwar nicht mehr unerklärliche Naturerscheinungen, dafür aber die Unberechenbarkeit der Götter fürchten musste, die fortwährend über das Leben und Handeln der Menschen urteilten, es zum Guten wie zum Schlechten beeinflussen konnten.
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