Das Taschenbuch kommt in einem ansprechenden Format und Design daher. Die mit illustrierten Kernaussagen verzierten Klappenseiten haben mich sofort angesprochen. Ebenfalls sehr gut gelungen ist die Formatierung innerhalb der Kapitel, durch welche der Lesefluss aufgebrochen und die Lektüre leichter
verarbeitbar wird. Auch die sorgsam ausgewählten und regelmäßig platzierten somatischen und…mehrDas Taschenbuch kommt in einem ansprechenden Format und Design daher. Die mit illustrierten Kernaussagen verzierten Klappenseiten haben mich sofort angesprochen. Ebenfalls sehr gut gelungen ist die Formatierung innerhalb der Kapitel, durch welche der Lesefluss aufgebrochen und die Lektüre leichter verarbeitbar wird. Auch die sorgsam ausgewählten und regelmäßig platzierten somatischen und kognitiven Übungen zur Emotionsregulation sind lobend hervorzuheben.
Die Sprache sowie der Schreibstil sind alltagsnah und gut verständlich. Trotz des hohen fachlichen Niveaus benutzt die Autorin keine gestochene Sprache, sondern formuliert ihre Sätze prägnant und anschaulich. Bei der gelegentlichen Verwendung von Fachtermini finden sich per Verweis genauere Erklärungen im Anhang, wodurch die Lektüre nicht gestört wird, das Buch jedoch für Personen jeden Standes an Vorwissen problemlos lesbar ist.
Die Titelwahl stellt prägnant das dem Buch innewohnende Ziel der Arbeit mit Betroffenen dar: Manipulative Systeme verstehen lernen, um auf einer Metaebene klarer sehen und eigenmächtig handeln zu können. Die Inhalte tragen so einen großen Teil zum Empowerment Betroffener bei („Ahnungslose durchs Labyrinth zu scheuchen ist einfach, aber Wissende lassen sich nicht mehr so leicht herumjagen“ S.64).
Die ersten beiden Drittel des Buches widmen sich primär der Analyse destruktiver Systeme (deren Entstehung, Charakteristiken, Darstellung verwendeter Taktiken sowie Funktionsweisen manipulativer Systeme).
Das letzte Drittel des Buches beleuchtet dann die aktiven Schritte zum Ausstieg aus jenen und gibt dabei einen hoffnungsvollen Ausblick, wie Betroffene dem Nebel entsteigen können.
Die Ausführungen sind eng verknüpft mit aktuellen Erkenntnissen der Psychologie/Soziologie und es finden sich durchgehend Verweise auf und Zitate von anderen fachkundigen Personen oder deren Veröffentlichungen. Der eigene reiche Erfahrungsschatz der Autorin ist deutlich erkennbar.
Neben den theoretischen Ausführungen finden sich an zahlreichen Stellen praktische Tipps für Betroffene sowie Begleitende (z.B. Kriterien für die Wahl einer geeigneten Therapeutensuche (S.59f.)).
Das gesamte Buch ist durchzogen mit den Erkenntnissen und Heilungsschritten von Klienten aus der Arbeitspraxis der Autorin. Dadurch werden die Darlegungen zum Thema nahbar und nachvollziehbar. Gut geschildert werden auch die Auswirkungen auf jene Betroffenen, sodass Leser einen guten Einblick dazu bekommen, wie toxische Muster zu destruktiven Glaubenssätzen und Verhaltensweisen führen können. Dies wird vor allem durch vulnerable Einblicke in die Gefühlswelt Betroffener (bspw. durch selbstgeschriebene Gedichte von Klientinnen) erreicht.
Die Lektüre deckt manipulative Taktiken sowohl im großen, traumatisierenden, als auch im kleinen, marginal-manipulativen Stil auf und lädt zur Selbstreflexion darüber ein, in welchen bis dato unerkannten Kontexten man selbst Betroffener oder auch (unabsichtlich) Handelnder ist (bspw. Kapitel 7 „wie wird man zum Manipulator“).
Durch die Beratungserfahrungen und persönlichen Überzeugungen der Autorin besitzt das Buch eine christliche Konnotation. Die Gliederung der Kapitel findet anhand einer historischen Begebenheit aus dem alten Testament statt (Exodus: der Auszug des Volkes Israel aus dem Land der Sklaverei und Gewaltherrschaft).
Für potentielle Leser ist es jedoch nicht erforderlich, einen eigenen (christlichen) Glauben oder Bibelwissen mitzubringen. Vielmehr stellen die gelegentlichen Ausführungen zur religiösen Gewalt eine exkursartige Bereicherung dar, um auch diese häufig auftretenden Form von Manipulation enttarnen zu können.
Mit gut 300 Seiten ist das Buch ein ausführlicher Ratgeber, der das Thema differenziert beleuchtet und abdeckt, aber durch die Veranschaulichungen und Übungen gekonnt aufgelockert daher kommt und wirklich gut zu lesen ist.
Die Inhalte des Buches sind äußerst informativ, realitätsnah und nuanciert systematisch aufgearbeitet. Ich bin mir sicher, dass ich das Buch in Zukunft immer wieder aus dem Regal nehmen werde, da es schon jetzt mit Markierungen und Klebezetteln bestückt ist.
Ich kann das Buch speziell Studenten und Berufseinsteigern empfehlen; insbesondere für Mitarbeiter klinischer Settings, systemischer Beratung, Jugendhilfe oder Seelsorge.
Da „[p]sychische Gesundheit bedingt, sich allen Facetten des Ich zu stellen sowie lernfähig und berührbar zu bleiben oder zu werden“ (S.151), geht das Thema jedoch alle an.