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»Eine kunstvolle Schatzsuche« – L‘Express
Dora Maar, lange Zeit nur als »Muse und Geliebte« von Pablo Picasso bekannt, erhält mit dieser außergewöhnlichen Künstlerbiografie endlich ein eigenes Gesicht. Brigitte Benkemoun rekonstruiert während ihrer zwei Jahre andauernden Recherche anhand eines zufällig entdeckten Adressbüchleins das Leben und Lieben dieser rätselhaften Frau, die zu den großen Fotografinnen ihrer Zeit gehörte. Unterwegs erfährt man nicht nur von Dora Maars ereignisreichem und geheimnisvollen Lebensweg, sondern erhält auch intime Einblicke in eine der spannendsten Epochen der Kunstgeschichte.…mehr

Produktbeschreibung
»Eine kunstvolle Schatzsuche« – L‘Express

Dora Maar, lange Zeit nur als »Muse und Geliebte« von Pablo Picasso bekannt, erhält mit dieser außergewöhnlichen Künstlerbiografie endlich ein eigenes Gesicht. Brigitte Benkemoun rekonstruiert während ihrer zwei Jahre andauernden Recherche anhand eines zufällig entdeckten Adressbüchleins das Leben und Lieben dieser rätselhaften Frau, die zu den großen Fotografinnen ihrer Zeit gehörte. Unterwegs erfährt man nicht nur von Dora Maars ereignisreichem und geheimnisvollen Lebensweg, sondern erhält auch intime Einblicke in eine der spannendsten Epochen der Kunstgeschichte.
Autorenporträt
Brigitte Benkemoun, geboren 1959 in Oran/Algerien, ist eine französische Schriftstellerin und Journalistin. Sie war lange Zeit Chefredakteurin eines großen französischen Radiosenders und arbeitet regelmäßig für das französische Fernsehen. Als Autorin beschäftigte sie sich mit dem Leben eindrucksvoller Frauen und Künstlerinnen. Bei btb ist von ihr bereits 'Das Adressbuch der Dora Maar' erschienen. Brigitte Benkemoun lebt in Paris und in Arles.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Rezensent Andres Wysling liest gerne, wie Brigitte Benkemoun gegen den Mythos um Dora Maar anschreibt. Denn die Gefährtin Picassos, die an dessen "Guernica" aktiv mitarbeitete, war nicht die "weinende Frau" und das "Häufchen Elend" wie von Picasso behauptet, so Wysling, sondern eine eigenständige Frau mit außergewöhnlichem Lebenslauf: Als junge Modefotografin lernte sie Picasso kennen, ließ sich von ihm zur Malerei inspirieren und wandte sich, nachdem sie von ihm fallengelassen worden und in eine psychiatrische Klinik eingeliefert worden war, der Religion zu, resümiert Wysling. Dabei wurde sie nicht, wie verbreitet, von Picasso unterdrückt, sondern hatte selbst schon starke masochistische Tendenzen, wie der Kritiker von Benkemoun erfährt, und auch zerstörte Picasso nicht ihre Karriere als Fotografin, sondern sie wechselte aus eigenem Antrieb zur Malerei, um als wahre Künstlerin zu gelten. Darüber, wie Wysling Benkemouns Darstellung findet, erfährt man nicht allzu viel; aber dass Maar hier als Person sichtbar wird, die sich nach dem Ende der Beziehung zu Picasso selbst wieder "auffing", scheint er zu schätzen.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.02.2022

Fotografin des Unbewussten
Brigitte Benkemouns Buch „Das Adressbuch der Dora Maar“ erzählt eine unglaubliche Geschichte
Fast zehn Jahre lang, bis 1943, war der Maler Pablo Picasso ihr Geliebter, er hat sie oft gemalt und zwar nicht immer, auch wenn es das Klischee anders will, als weinende Frau: Dora Maar (1907 – 1997) ist für diese Episode ihres Lebens berühmt, auch für die Fotos, die sie von ihrem Liebhaber und dessen Bildern gemacht hat, den Entstehungsprozess des riesigen Antikriegsbilds „Guernica“ hat sie minutiös dokumentiert.
Schließlich war sie, in Paris und Buenos Aires aufgewachsen, schon in den Dreißigerjahren als Modefotografin berühmt, als regelmäßige Teilnehmerin der von André Breton angeführten Surrealistentreffs machte sie fotografische Ausflüge ins Unbewusste. Doch wie so viele Gestalten um Picasso blieben Dora Maars Schicksal und Kunst lange Jahre im Dunkeln. Weil sie sich nach Picasso und unter dessen Einfluss nicht allzu erfolgreich der Malerei zu- und sich zunehmend von ihren alten Freunden abwandte, zudem ins Religiöse und Mystische floh.
Im Jahr 2019 präsentierte das Pariser Centre Pompidou eine riesige Dora-Maar-Schau, die die Künstlerin aus dem Picasso-Dunstkreis herauslöste. Gleichzeitig erschien Brigitte Benkemouns „Je suis le carnet de Dora Maar“, eine eigenwillige Biografie, die jetzt als „Das Adressbuch der Dora Maar“ auf Deutsch vorliegt. Das Buch dokumentiert einen spannenden Kunstkrimi, der so unglaublich ist, dass der Leser lange nicht glauben will, was er da liest. Am Ende aber hat er ein lebensnahes Porträt der Pariser Kunstszene der Dreißiger- und Vierzigerjahre erlebt, in dem Dora Maar eine zwischen Wahnsinn, Genie und Antisemitismus changierende Rolle spielt. Brigitte Benkemoun ist Journalistin. Eines Tages ersteigert sie bei Ebay den Ledereinband für einen Taschenkalender, ihr Mann hat seinen verschlampt. Kaum ist das gute Stück mit der Post gekommen, entdeckt Benkemoun darin ein anonym zwanzigseitiges und handgeschriebenes Adressheft, im Jahr 1951 angelegt. Viele der verzeichneten Künstler sind weltberühmt: Cocteau, Chagall, Aragon, Breton, Brassaï, Éluard, Poulenc, Braque, Lacan, Giacometti. Nur Picasso fehlt in dieser Liste, ist aber das Zentrum dieser Clique.
Die Nachforschungen nach der Herkunft des Adressbuchs verlaufen im Nichts. Die notierten Adressen, das ergibt die Recherche, und Telefonnummern stimmen fürs Jahr 1951. Es gibt nicht nur die Berühmtheiten, sondern auch einen Klempner, einen Marmorschleifer, einen Tierarzt und eine Friseurin. Das Adressbuch muss einer Frau gehört haben. Einen Eintrag liest Benkemoun anfangs als „Achille des Ménerbes“, dann kommt sie via Lupe auf „Architecte Ménerbes“. Das ist der Schlüssel. In Ménerbes besaß Dora Maar ein Sommerhaus, das sie sich von einem Architekten im nahen Avignon herrichten ließ. Ein Handschriftvergleich bringt Gewissheit: Das Buch gehörte Dora Maar. Zwei Jahre lang hat sich Benkemoun durch das Adressbuch gearbeitet, dann ist das Buch erschienen. Manchen Einträgen widmet Benkemoun nur kurze Kapitel, erzählt ein bisschen aus der Zeit vor Picasso, mehr aus der Zeit mit und nach ihm. Nie maßt sie sich endgültige Urteile an, vieles bleibt in der Schwebe. Die Leserin mag sich selbst ein Dora-Maar-Bild aus vielen Puzzlesteinen und Rätseln basteln.
Der noch nicht zum Starpsychiater avancierte Jacques Lacan, der sein Rülpsen nicht unter Kontrolle hat und bei seinen Sitzungen gelegentlich einschläft, ist nach Dora Maars Liebschaft mit Picasso und dem folgenden psychischen Zusammenbruch ihre Rettung. Der Picasso-Biograf John Richardson – er kannte den Maler wie Dora Maar persönlich – konstatiert bei ihr einen „tief verwurzelten Masochismus“: „Sie war zur Sklavin bei Picasso geworden, der keine wahrhafte Liebesbeziehung mit ihr hatte… Er bestrafte sie. Und er genoss es, sie zu bestrafen.“ Picasso konstatiert: „Frauen sind Leidensmaschinen.“
Lacans Diagnose ist nicht überliefert. Später sagt er über Dora Maars Weg: „Es gab keine andere Wahl, es gab nur Gott oder die Zwangsjacke.“ Dora Maar, die ihr Pseudonym durch Weglassung von Gott aus ihrem Vornamen (Theodora) konstruierte, wählt den Benediktinermönch Dom Jean de Monléon und beginnt zu meditieren. Sie verkauft gelegentlich ein Bild von Picasso, um ihr Leben zu finanzieren. Kein Wunder, dass sie sich mit Balthus befreundet, beide verstehen sich als Christen. Doch da ist diese zerlesene Ausgabe von Adolf Hitlers „Mein Kampf“ in ihrer Bibliothek, die nicht nur die Biografin befremdet, außerdem Dora Maars Homophobie und ihr Entsetzen, dass Picasso ohne die christlichen Rituale begraben wird.
Im Adressbuch finden sich fünf Dichter und „kein einziger Romanautor“, merkt Benkemoun an. Mit dem zurückhaltenden André du Bouchet verbindet Dora Maar eine enge Freundschaft. Benkemoun zitiert eines von dessen Gedichten: „Berg / fast nichts / Berg / Dessen Grünspan-Steigung / wir folgen.“ Diese Ruhe, diese Meditation, diese japanisch inspirierte Reduktion, all das gehört auch zur zunehmend verschlossen zerschlissenen Dora Maar, die immer nur an der großen Kunst und ihren Schöpfern interessiert war, aber nie am Mittelmaß. Und da sind die Frauen. Die reichen Exzentrikerinnen wie Marie Laure de Noailles, die der erwähnte Picasso-Biograf Richardson als „verwöhntes Gör, großzügig, hinterhältig, unerschrocken, manipulativ, ungestüm, gemein, aufmerksam, albern, nervenaufreibend und vor allem als überaus kultiviert“ beschreibt. Das störte die Künstlerin nicht, vielleicht zog es sie an.
Dora Maar trug gerne einen roten Nagellack, der in den Dreißigerjahren noch teuer war und zudem schnell absplitterte – außer man lässt sich wie Dora Maar bei dem damaligen Starmaniceur Señor Perrera mit dessen Geheimlack behandeln. Perrera arbeitet mit goldenen Instrumenten, die ihm die Königin von Spanien geschenkt hatte. Aber da ist auch die von den Deutschen gefolterte Widerstandskämpferin Madeleine Riffaud, die einzige Frau, die als Kommandantin im Widerstand wirkte.
Oder Françoise Gilot, ihre Nachfolgerin bei Picasso, die diese Nachfolge, Brigitte Benkemoun macht das zumindest plausibel, womöglich durch eine perfide Komödie antrat. Oder die Gynäkologin Hélène Michel-Wolfromm, Pionierin der Sexualforschung und Familienplanung. Seit 1920 wird Abtreibung in Frankreich fast wie ein Verbrechen behandelt, Ärzte schaben ohne Anästhesie aus, Wolfromm beschreibt entsetzt diesen Sadismus. Was hatte Dora Maar mit dieser Medizinerin zu schaffen?
Während des Krieges und der deutschen Besatzung wird die Künstlergruppe durch die Angst zusammengeschweißt. Picasso fürchtet, als Spanier in seine Heimat ausgeliefert zu werden, der zwischen Nationalismus und Künstlertum changierende Bildhauer und Hitler-Spezl Arno Breker verhindert das womöglich. Zu der Zeit albern Picasso und Jean Cocteau nachts durch das Viertel um Saint-Germain-des-Prés, kommen zur Wohnung von Dora Maar, und der Maler spottet einen Gedenktafelspruch: „In diesem Haus starb Dora Maar vor Langeweile.“ Dora Maar stirbt 55 Jahre später genau in dieser Wohnung. Schon möglich, dass die zunehmend Einsame da von all ihren (Künstler-)Freunden, die sie Jahrzehnte zuvor in ihrem Adressbuch verzeichnet hatte, endgültig gelangweilt war.
REINHARD BREMBECK
In dem Adressbuch finden sich
fünf Dichter, aber
„kein einziger Romanautor“
Brigitte Benkemoun: Das Adressbuch der Dora Maar. Aus dem Französischen von Alexandra Baisch. btb-Verlag, München 2022.
288 Seiten, 12 Euro.
„Sie war zur Sklavin bei Picasso geworden“, befand ihr Biograf, „und er genoss es, sie zu bestrafen“: die Künstlerin Dora Maar.
Foto: AP
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»Das Buch dokumentiert einen spannenden Kunstkrimi, der so unglaublich ist, dass der Leser lange nicht glauben will, was er da liest.« Reinhard Brembeck, Süddeutsche Zeitung