Der Band sichtet die Forschung zur Entstehung der Evangelien. Die Hauptthesen: 1. Nicht Marcion hat das kanonische Lukas-Evangelium redigiert und verkürzt, sondern Lukas ist eine redaktionelle Bearbeitung (und zwar im Wesentlichen: eine Erweiterung) des Evangeliums, das von Marcion, aber auch von vielen anderen benutzt wurde. 2. Das marcionitische Evangelium ist jedoch nicht nur ein vorlukanischer, sondern ein vorkanonischer Text: Marcions Evangelium lag allen kanonischen Evangelien als Quelle vor und wurde von ihnen auf unterschiedliche Weise (und in verschiedener Intensität) benutzt. Das von Marcion rezipierte Evangelium ist folglich die älteste literarisch greifbare Schilderung des Lebens Jesu. Damit ist noch nichts über die Datierung ausgesagt, aber es spricht vieles dafür, dass die Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 n.Chr. bereits vorausgesetzt ist. 3. Der Text des Lk-Evangeliums in den gängigen kritischen Ausgaben enthält in ungezählten textkritischen Einzel entscheidungen nicht die Formulierungen des Lk als Teil der Kanonischen Ausgabe des »Neuen Testaments«, sondern Lesarten dieses ältesten vorkanonischen Evangeliums.
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