Studienarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 2,0, Universität Wien (Institut für deutsche Philologie), Veranstaltung: Zürnen, Zittern, Zaudern, Zagen – Aggression und Angst in der mittelhochdeutschen Erzähldichtung, Sprache: Deutsch, Abstract: Angst kennt jeder. Jeder hat schon in diversen Situationen seines Lebens Angst gehabt und sie auch schon mehrfach thematisiert. Diese Emotion ist schon seit langem Gegenstand der öffentlichen Kommunikation und sie hat auch in die Psychoanalyse Eingang gefunden. Doch Angst war nicht immer opportun. Wenn man eine Emotion in der mittelhochdeutschen Literatur betrachtet, muss man davon ausgehen, dass sie anders wahrgenommen, geäußert und bewertet wurde. Es ist nötig, sie als „historische Kategorie“ zu verstehen, „die abhängig ist von den jeweiligen epochenspezifischen sozialen und kulturellen Gegebenheiten und sich mit deren Veränderungen wandelt.“ Ängste in der Literatur kommentieren, spiegeln und antizipieren das Geschehen und den Handlungsverlauf und sind ihm inhärent. Diese Emotion wird hier nur selten zerlegt und analysiert, denn sie hat topischen Charakter und tritt in bestimmten Lebenslagen und –krisen auf. Die grundsätzliche Frage, die ich mir in dieser Arbeit stelle, ist wie die Männlichkeit und somit das Heldenideal im Nibelungenlied über die Angstemotion bzw. über das Fehlen der Angstemotion konstruiert wird. Zunächst möchte ich die Emotion Angst theoretisch betrachten und anschließend das Wortfeld angest und seine Synonyme erschließen. Sie sollen zum besseren Verständnis dienen. Anschließend soll allgemein dargestellt werden, in welchen Situationen der ideale Held Angst empfindet oder auch nicht. In diesem Zusammenhang werde ich auf die Hauptfiguren eingehen und ihr Verhalten interpretieren. Insbesondere soll hier auf Siegfried, Hagen, Gunther, Gernot und Rüdeger eingegangen werden. Außerdem ist es an dieser Stelle auch wichtig darzustellen, wie die Helden ihre Gegner durch Schmähung als Feiglinge diffamieren und sie so zum kämpfen bewegen. Im letzten Teil der Arbeit werde ich auf den Genderaspekt eingehen. Hier soll näher betrachtet werden, wie sich die Helden gegenüber den beiden weiblichen Protagonistinnen verhalten. Ich stelle die These auf, dass die Männer hier Angst vor der starken Frau haben bzw. die Frau als Platzhalter für andere Ängste der Männer eingesetzt wird, um die Männer nicht negativ zu besetzen und das Heldenideal aufrecht zu erhalten. Diesbezüglich soll auf die Entmachtung und Unterwerfung von Brünhild und Kriemhild besonders eingegangen werden.