Studienarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Geschichte Europas - Mittelalter, Frühe Neuzeit, Note: 1,5, Technische Universität Dresden (Mittelalterliche Geschichte), Sprache: Deutsch, Abstract: Die Geschichte der wechselseitigen Beziehungen zwischen dem christlichen und dem muslimischen Teil der Welt ist nicht unbedingt von Aufgeklärtheit, gegenseitigem Respekt und fruchtbaren Dialogen geprägt. Jahrhundertelang war das Denken der einen Seite über die andere von Vorurteilen und Legenden geprägt, und noch heute lässt ein wahrhaftig aufgeklärter Umgang miteinander in vielen Kreisen auf sich warten - zu tief sitzen die Vorurteile und zu dürftig ist das Wissen über den jeweils anderen. Seit dem Beginn seiner Ausbreitung hinkte die Wahrnehmung des Islam in Europa seinem Bedeutungszuwachs hinterher. Man wähnte sich als Christ als Alleininhaber der vollkommenen Wahrheit. Mit dem Tod des letzten Apostels war die Offenbarung abgeschlossen. Es bestand schlichtweg kein Interesse daran, die Lehren Mohammeds und die muslimische Kultur kennen zu lernen. Die vorherrschende Einstellung zum Islam bestand in dessen grundsätzlicher Ablehnung. Hinzu kam, dass im Kontext des Ringens um die Vorherrschaft im Heiligen Land die Auseinandersetzung mit dem Islam allenfalls im bewaffneten Kampf gegen seine Anhänger gesucht wurde. Vor diesem Hintergrund ergab es sich, dass Petrus Venerabilis (Pierre de Montboissier, um 1094 - 1156) ein für seine Zeit völlig neuartiges Projekt in Angriff nahm, welches die Voraussetzungen dafür schaffen sollte, dem Islam auch auf der Ebene eines theologischen Disputs gut ausgerüstet entgegen treten zu können. Für ihn war es ein unhaltbarer Zustand, dass die Christenheit aufgrund ihres Unwissens dem immer mächtiger werdenden Islam intellektuell kaum etwas entgegenbringen konnte. Die vorliegende Arbeit will darüber informieren, wie Petrus Venerabilis es bewerkstelligte, dieses Informationsdefizit zu beseitigen. Es wird also die Entstehungsgeschichte der Collectio Toletana nachgezeichnet, einer unter diesem Titel in Umlauf gebrachten Sammlung ins Latein übersetzter arabischer Schriften, unter ihnen der Koran, und zwei beigegebene Einleitungsschreiben. Zentral im Fokus der Betrachtungen steht außerdem die, auf dieser Wissensbasis fußende Streitschrift "Liber contra sectam sine haeresim Saracenorum" und deren Einordnung in den politischen Kontext sowie geistigen Horizont der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Schließlich wird Petrus' alternativer Ansatz der Auseinandersetzung mit dem Islam vor dem Hintergrund der Kreuzzugsbewegung kritisch bewertet und ein Vergleich gezogen zu vorangegangenen Islamkritiken anderer christlicher Gelehrter.
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