Studienarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Skandinavistik, Note: noch gut, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn (Germanistisches Seminar, Abteilung für Skandinavistik), Veranstaltung: Einführung in die Skandinavistik 1 (Übung), Sprache: Deutsch, Abstract: Die Germania des Geschichtsschreibers Tacitus ist das wichtigste Zeugnis schriftlicher Art über Altgermanien. Mit der Bezeichnung "Germanien“ meint Tacitus das freie Germanien rechtsrheinisch, also nicht die unter römischer Oberhoheit stehenden Provinzen Germania superior und Germania inferior linksseitig des Rheins. Mit dem Begriff „Germanen“ prägten die Römer eine Bezeichnung für ein ethnisches Kollektiv, bei dem es sich in Wirklichkeit um eine Vielzahl von verschiedenen Stämmen mit eigener politischer Führung, eigenen Bräuchen und eigener Sachkultur handelte. Tacitus ist selbst nie in Germanien gewesen. Er verdankt seine Quellen den Berichten von Offizieren und Kaufleuten, die Kontakt mit Germanen hatten. Die Hauptintention, die er mit der Germania verfolgte, war wohl, der eigenen römischen Gesellschaft ihren sittlichen Verfall und ihre Dekadenz vorzuhalten, sowie mit der Darstellung der (in den Augen der Römer) simplen Lebensformen der Germanen an tugendhaftere und moralischere Zeiten in Rom zu erinnern. Mit diesem Wissen über die subjektiven Beweggründe des Autors sollte man an diese antike Ethnographie herangehen, wenn man sich ein Bild von den „Germanen“ machen möchte. Die Germanen hinterließen der Nachwelt keine schriftlichen Aufzeichnungen. Alle Schriftstücke, die über die Germanen existieren, sind Berichte antiker Autoren. Ich möchte den Versuch wagen, einen Vergleich zwischen den historischen Beschreibungen des Tacitus und den modernen Erkenntnissen von Forschern aus den Bereichen Archäologie, Alter Geschichte, Sprach- und Religionswissenschaft zu ziehen. Meine Absicht ist hierbei, mich der Fragestellung zu nähern, wer unsere germanischen Vorfahren wirklich waren und wie sie lebten.