Nachdem Erich Kästner 1933 von den Nazis als Autor verboten worden war, entschloss er sich, ein geheimes Tagebuch zu führen. Dazu griff er auf ein blau eingebundenes, unbeschriftetes Buch zurück, das er zwischen den anderen viertausend Bänden seiner Bibliothek versteckte. Aus Sicherheitsgründen fertigte Kästner seine Aufzeichnungen außerdem stenografisch an. Von 1941 bis zum Kriegsende schrieb Erich Kästner auf, was sich an der Front und in Berlin ereignete, notierte Heeresberichte und Massenexekutionen ebenso wie die Kneipenwitze über Goebbels und Hitler, die schon bald nur noch hinter vorgehaltener Hand gemacht wurden. Er dokumentiert seinen zunehmend von Stromsperren und Bombenangriffen geprägten Alltag bis zur bedingungslosen Kapitulation im Mai 1945 und berichtet, was sich in den Monaten danach abspielte. Die jetzt vorliegende, von Sven Hanuschek zusammen mit Silke Becker und Ulrich von Bülow herausgegebene und umfangreich kommentierte Ausgabe umfasst neben Kästners Kriegstagebuch auch seine gesammelten Notizen für einen Roman über das "Dritte Reich", ein umfangreiches Vorwort sowie zahlreiche Zeitungsartikel, die Erich Kästner im Blauen Buch aufbewahrte.
buecher-magazin.deErich Kästners Entscheidung, Deutschland während der Nazi-Diktatur nicht zu verlassen, bleibt bis heute schwer verständlich. 1933 wurde er Zeuge der öffentlichen Verbrennung seiner Bücher. Und blieb auch trotz des späteren Berufsverbots in Berlin. Dort hielt er sich mit dem Verfassen von Unterhaltungstexten, die unter Pseudonymen veröffentlicht wurden, über Wasser. Und führte in den Jahren 1941, 1943 und 1945 ausgiebig ein "Kriegstagebuch". Dieses "Blaue Buch" verzeichnete das politische Tagesgeschehen, rekapitulierte die Kriegsberichterstattung und notierte persönliche Begegnungen und Aufgeschnapptes. Das Diarium diente der Materialsammlung zum anvisierten und nie realisierten großen Roman über das Dritte Reich und enthält neben dem Tagebuch umfangreiche literarische Skizzen und Vorüberlegungen. Die Neuherausgabe des Atrium Verlages erschließt Kästners Versuch der künstlerischen Zeitzeugenschaft mit großem editorischen Aufwand und überzeugt durch eine umfassende Aufbereitung. Nachvollziehbar wird in Form eines lakonischen Gesellschaftspanoramas der Untergang einer bürgerlich-patriotischen Mentalität, die dem Verbrechen der Nazi-Diktatur ratlos gegenüberstand. Und lässt die wachsende Sprachlosigkeit des Künstlers spürbar werden.
© BÜCHERmagazin, Mirco Drewes
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.02.2018Notizen gegen das Vergessen
Der Schriftsteller Erich Kästner führte während des Zweiten Weltkriegs ein geheimes Tagebuch
– der Münchner Germanist Sven Hanuschek hat das „Blaue Buch“ jetzt neu herausgegeben
VON ANTJE WEBER
Eine unwahrscheinliche Situation“, so notiert Erich Kästner am 19. April 1945 in seinem Tagebuch: „Bergfrühling und Flüchtlinge, die auf dem Heuboden schlafen; Maikäferepidemie und Flugzeuggeschwader, die man aus den Wolken aufblinken sieht; in der Ferne donnern die Reihenwürfe; Blusentausch gegen Brotmarken, Sträuße pflücken, Brennnesseln sammeln für Gemüse; Schnapsgelage und zigarettenlose Zeit; Sommerfrische und Untergang des Abendlandes!“ Das Ende des Zweiten Weltkriegs ist nah, und Kästner hätte es, wie diese Sätze zwischen Angst und Idylle zeigen, weit schlimmer erwischen können – der Schriftsteller muss das Kriegsende nicht im zerbombten Berlin erleben, sondern hat sich mit einem Filmteam nach Mayrhofen in Tirol absetzen können.
„Mit viel Glück und noch mehr Verstand“ sei Kästner damals aus Berlin entkommen, sagt Tim Jung. Der Kästner-Verleger steht Jahrzehnte später sehr stolz im Hotel Dollmann in der Thierschstraße des Münchner Lehel. In dieser damaligen Pension zog Kästner wenige Monate nach Kriegsende ein, es war seine erste Adresse in jener Stadt, in der er schließlich bis zum Lebensende bleiben sollte. Als Feuilletonchef der frisch gegründeten Neuen Zeitung, als Autor für das neue Kabarett „Die Schaubude“ in den nahen Kammerspielen hatte er schnell jede Menge zu tun. Die Zeit des Tagebuchschreibens war jäh vorbei.
In einem edlen Leinenband kann man jetzt nachlesen, was Kästner während des Krieges in einer blauen Kladde notiert hatte. Das im Nachlass gefundene „Blaue Buch“ neu herauszugeben, ist zwar keine „publizistische Sensation“, wie der Atrium Verlag wirbt, denn der aus der Gabelsberger-Kurzschrift transkribierte Text wurde bereits vor zwölf Jahren in einem Marbacher Magazin veröffentlicht. Doch er ist nun einem breiteren Publikum zugänglich – und vom Münchner Germanisten Sven Hanuschek mit der durchaus sensationellen Zahl von 899 Kommentaren ergänzt worden. Eine „Herkulesarbeit“, seufzt auch der Verleger und spricht angesichts des aufwendigen Projekts, mit unter anderem komplett zweifarbigem Druck und vielen Faksimiles, von „totaler Erschöpfung“ und „totalem Glück“.
Das Tagebuch sei ein „missing link“, sagt Herausgeber Hanuschek, der das Großprojekt am 21. Februar im Literaturhaus vorstellen wird. Er sieht in dieser Neuausgabe eine Chance, das Tagebuch „auf Dauer im Kästner-Kanon unterzubringen“. Viele neu recherchierte Informationen, zum Beispiel zu den vorkommenden Personen, sollen den Text „noch zugänglicher machen“. Und die Leser darin unterstützen, in Kästners Aufzeichnungen aus den Jahren 1941, 1943 und 1945 zugleich einen neuen Blick auf die „Selbsteinschätzung“ des Schriftstellers zu gewinnen.
Wichtig war dieses blaue Buch für Kästner zweifellos. So wichtig, dass er es nicht nur jahrelang zwischen den 4000 Büchern in seiner Berliner Wohnung versteckte, sondern angesichts zunehmender Luftangriffe irgendwann ständig bei sich trug: Er steckte es „zu dem Reservewaschbeutel, der Taschenlampe, dem Bankbuch und anderen Utensilien in die Aktenmappe, die ich kaum noch aus den Händen ließ.“ Die Notizen aus dem Alltag einer Diktatur, Mitschriften von Beobachtungen, Flüsterwitzen, Propagandaparolen, schienen ihm wertvoll. Denn wie er schon bei seinem ersten Eintrag im Januar 1941 ankündigte, wollte er die Einzelheiten des Kriegsalltags aufzeichnen, bevor sie „allgemein vergessen, verändert, gedeutet oder umgedeutet sein werden“. Er wollte also „später Verzerrungen nachvollziehen können“, sagt Hanuschek, für den es daher auch „in gewisser Weise ein Buch der Medienkritik ist“. Ein aktuelles Thema auch heute: „Die inszenierten Lügen, das ist uns nicht fremd.“
Nicht alle Lügen des Nazi-Regimes erkannte Kästner: „Es gibt auch Irrtümer, Gerüchte, die er nicht durchschaute“, sagt der Herausgeber. Manchmal wirkte Kästner auch reichlich naiv, wenn er sich zum Beispiel 1941 von einem Gestapo-Leutnant nach Hause einladen ließ und danach urteilte, das sei doch ein „harmloser, quietschvergnügter Junge“. In seinen ebenfalls in der blauen Kladde notierten Ideen für einen Roman steht jedoch auch der Satz: „Das größte Malheur war: die Unterschätzung der Nazis; unser Sich-darüber-lustig-Machen!“ Kästner habe sich jedenfalls, so die Bewertung Hanuscheks, anders als sonstige „innere Emigranten“ in diesen Jahren nicht völlig angepasst. Zwar konnte der Schriftsteller, dessen Werke erst in der Weimarer Republik gefeiert, dann auf den Scheiterhaufen der Nazis verbrannt worden waren, keine gesellschaftkritischen Gedichte mehr schreiben, keine Romane wie den „Fabian“; er konnte nur noch Unterhaltungsliteratur produzieren, also „einen kleinen Anteil seines Repertoires spielen“. Doch er hat „immer wieder geschaut, was kann ich tun“, so Hanuschek, „er wollte austesten, was geht.“
Und: Kästner wollte nicht zuletzt im Tagebuch Stoff sammeln für einen Kriegsroman – „da steckt ein Lebensentwurf drin!“ Nur: Diesen Roman schrieb er nie. Zwar hat Kästner Teile der Notizen später überarbeitet unter dem Titel „Notabene 45“ veröffentlicht, doch jener Text bricht ebenso unvermittelt ab wie das Tagebuch. Warum? In den Eintragungen zuvor hatte Kästner – inzwischen am Schliersee unruhig wartend – ja noch munter berichtet, wie er für erste Besuche nach München fährt, den Kollegen Wolfgang Koeppen trifft, in den Kammerspielen vorbeischaut.
Doch nun ein letzter Eintrag am 29. Juli 1945 – und der hat es in sich. Denn Kästner berichtet darin von einem Gespräch mit einem ehemaligen KZ-Häftling namens Kratz. Der hat Auschwitz überlebt, er erzählt mit unfassbaren Details von der massenhaften Judenermordung. Und Hanuschek vermutet, dass dies der Moment war, in dem Kästner die Idee eines Kriegsromans verwarf: „Der Entwurf als Zeitzeuge muss mit diesem Bericht zusammengebrochen sein.“ Kästner sei später zwar keineswegs untätig gewesen: „Er hat es aufzufangen versucht über journalistische Arbeit, Volksaufklärung. Er hat viel Literatur zur NS-Zeit gelesen, hat sich daran abgearbeitet.“ Den großen Roman jedoch, den konnte Kästner nicht schreiben. Angesichts all der Gräuel wollte er wohl nicht von Maikäferepidemien berichten, und nicht von Blusentausch.
Erich Kästner: Das Blaue Buch, Mittwoch, 21. Februar, 20 Uhr, Literaturhaus (ausverkauft)
In einer Aktenmappe trug
Kästner sein Tagebuch gegen
Kriegsende ständig bei sich
Ansichten eines berühmten Schriftstellers: ein Blick ins Marbacher Literaturarchiv, das den Großteil von Erich Kästners Nachlass aufbewahrt.
Foto: Jonas Schöll/dpa
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Der Schriftsteller Erich Kästner führte während des Zweiten Weltkriegs ein geheimes Tagebuch
– der Münchner Germanist Sven Hanuschek hat das „Blaue Buch“ jetzt neu herausgegeben
VON ANTJE WEBER
Eine unwahrscheinliche Situation“, so notiert Erich Kästner am 19. April 1945 in seinem Tagebuch: „Bergfrühling und Flüchtlinge, die auf dem Heuboden schlafen; Maikäferepidemie und Flugzeuggeschwader, die man aus den Wolken aufblinken sieht; in der Ferne donnern die Reihenwürfe; Blusentausch gegen Brotmarken, Sträuße pflücken, Brennnesseln sammeln für Gemüse; Schnapsgelage und zigarettenlose Zeit; Sommerfrische und Untergang des Abendlandes!“ Das Ende des Zweiten Weltkriegs ist nah, und Kästner hätte es, wie diese Sätze zwischen Angst und Idylle zeigen, weit schlimmer erwischen können – der Schriftsteller muss das Kriegsende nicht im zerbombten Berlin erleben, sondern hat sich mit einem Filmteam nach Mayrhofen in Tirol absetzen können.
„Mit viel Glück und noch mehr Verstand“ sei Kästner damals aus Berlin entkommen, sagt Tim Jung. Der Kästner-Verleger steht Jahrzehnte später sehr stolz im Hotel Dollmann in der Thierschstraße des Münchner Lehel. In dieser damaligen Pension zog Kästner wenige Monate nach Kriegsende ein, es war seine erste Adresse in jener Stadt, in der er schließlich bis zum Lebensende bleiben sollte. Als Feuilletonchef der frisch gegründeten Neuen Zeitung, als Autor für das neue Kabarett „Die Schaubude“ in den nahen Kammerspielen hatte er schnell jede Menge zu tun. Die Zeit des Tagebuchschreibens war jäh vorbei.
In einem edlen Leinenband kann man jetzt nachlesen, was Kästner während des Krieges in einer blauen Kladde notiert hatte. Das im Nachlass gefundene „Blaue Buch“ neu herauszugeben, ist zwar keine „publizistische Sensation“, wie der Atrium Verlag wirbt, denn der aus der Gabelsberger-Kurzschrift transkribierte Text wurde bereits vor zwölf Jahren in einem Marbacher Magazin veröffentlicht. Doch er ist nun einem breiteren Publikum zugänglich – und vom Münchner Germanisten Sven Hanuschek mit der durchaus sensationellen Zahl von 899 Kommentaren ergänzt worden. Eine „Herkulesarbeit“, seufzt auch der Verleger und spricht angesichts des aufwendigen Projekts, mit unter anderem komplett zweifarbigem Druck und vielen Faksimiles, von „totaler Erschöpfung“ und „totalem Glück“.
Das Tagebuch sei ein „missing link“, sagt Herausgeber Hanuschek, der das Großprojekt am 21. Februar im Literaturhaus vorstellen wird. Er sieht in dieser Neuausgabe eine Chance, das Tagebuch „auf Dauer im Kästner-Kanon unterzubringen“. Viele neu recherchierte Informationen, zum Beispiel zu den vorkommenden Personen, sollen den Text „noch zugänglicher machen“. Und die Leser darin unterstützen, in Kästners Aufzeichnungen aus den Jahren 1941, 1943 und 1945 zugleich einen neuen Blick auf die „Selbsteinschätzung“ des Schriftstellers zu gewinnen.
Wichtig war dieses blaue Buch für Kästner zweifellos. So wichtig, dass er es nicht nur jahrelang zwischen den 4000 Büchern in seiner Berliner Wohnung versteckte, sondern angesichts zunehmender Luftangriffe irgendwann ständig bei sich trug: Er steckte es „zu dem Reservewaschbeutel, der Taschenlampe, dem Bankbuch und anderen Utensilien in die Aktenmappe, die ich kaum noch aus den Händen ließ.“ Die Notizen aus dem Alltag einer Diktatur, Mitschriften von Beobachtungen, Flüsterwitzen, Propagandaparolen, schienen ihm wertvoll. Denn wie er schon bei seinem ersten Eintrag im Januar 1941 ankündigte, wollte er die Einzelheiten des Kriegsalltags aufzeichnen, bevor sie „allgemein vergessen, verändert, gedeutet oder umgedeutet sein werden“. Er wollte also „später Verzerrungen nachvollziehen können“, sagt Hanuschek, für den es daher auch „in gewisser Weise ein Buch der Medienkritik ist“. Ein aktuelles Thema auch heute: „Die inszenierten Lügen, das ist uns nicht fremd.“
Nicht alle Lügen des Nazi-Regimes erkannte Kästner: „Es gibt auch Irrtümer, Gerüchte, die er nicht durchschaute“, sagt der Herausgeber. Manchmal wirkte Kästner auch reichlich naiv, wenn er sich zum Beispiel 1941 von einem Gestapo-Leutnant nach Hause einladen ließ und danach urteilte, das sei doch ein „harmloser, quietschvergnügter Junge“. In seinen ebenfalls in der blauen Kladde notierten Ideen für einen Roman steht jedoch auch der Satz: „Das größte Malheur war: die Unterschätzung der Nazis; unser Sich-darüber-lustig-Machen!“ Kästner habe sich jedenfalls, so die Bewertung Hanuscheks, anders als sonstige „innere Emigranten“ in diesen Jahren nicht völlig angepasst. Zwar konnte der Schriftsteller, dessen Werke erst in der Weimarer Republik gefeiert, dann auf den Scheiterhaufen der Nazis verbrannt worden waren, keine gesellschaftkritischen Gedichte mehr schreiben, keine Romane wie den „Fabian“; er konnte nur noch Unterhaltungsliteratur produzieren, also „einen kleinen Anteil seines Repertoires spielen“. Doch er hat „immer wieder geschaut, was kann ich tun“, so Hanuschek, „er wollte austesten, was geht.“
Und: Kästner wollte nicht zuletzt im Tagebuch Stoff sammeln für einen Kriegsroman – „da steckt ein Lebensentwurf drin!“ Nur: Diesen Roman schrieb er nie. Zwar hat Kästner Teile der Notizen später überarbeitet unter dem Titel „Notabene 45“ veröffentlicht, doch jener Text bricht ebenso unvermittelt ab wie das Tagebuch. Warum? In den Eintragungen zuvor hatte Kästner – inzwischen am Schliersee unruhig wartend – ja noch munter berichtet, wie er für erste Besuche nach München fährt, den Kollegen Wolfgang Koeppen trifft, in den Kammerspielen vorbeischaut.
Doch nun ein letzter Eintrag am 29. Juli 1945 – und der hat es in sich. Denn Kästner berichtet darin von einem Gespräch mit einem ehemaligen KZ-Häftling namens Kratz. Der hat Auschwitz überlebt, er erzählt mit unfassbaren Details von der massenhaften Judenermordung. Und Hanuschek vermutet, dass dies der Moment war, in dem Kästner die Idee eines Kriegsromans verwarf: „Der Entwurf als Zeitzeuge muss mit diesem Bericht zusammengebrochen sein.“ Kästner sei später zwar keineswegs untätig gewesen: „Er hat es aufzufangen versucht über journalistische Arbeit, Volksaufklärung. Er hat viel Literatur zur NS-Zeit gelesen, hat sich daran abgearbeitet.“ Den großen Roman jedoch, den konnte Kästner nicht schreiben. Angesichts all der Gräuel wollte er wohl nicht von Maikäferepidemien berichten, und nicht von Blusentausch.
Erich Kästner: Das Blaue Buch, Mittwoch, 21. Februar, 20 Uhr, Literaturhaus (ausverkauft)
In einer Aktenmappe trug
Kästner sein Tagebuch gegen
Kriegsende ständig bei sich
Ansichten eines berühmten Schriftstellers: ein Blick ins Marbacher Literaturarchiv, das den Großteil von Erich Kästners Nachlass aufbewahrt.
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Rezensentin Cornelia Geißler bewundert Erich Kästner nach ihrer Lektüre seiner Tagebucheinträge von 1941, 1943 und 1945 als feinsinnigen Beobachter. Das "Blaue Buch" ist keine reine Zeitchronik, so Geißler, sondern enthalte auch gesammelte Witze, Anekdoten und Entwürfe für einen Roman. Der ironische Spott, mit dem Kästner viele seiner ersten Beobachtungen würzte, ist ihm später wohl vergangen, erkennt die Rezensentin beim Lesen. Stilistisch findet sie die Einträge dennoch brillant. Sie zeichnen für sie ein authentisches Bild davon, wie sich der alltägliche Wahnsinn des Nationalsozialismus einem Menschen präsentiert haben muss, der nicht unmittelbar bedroht war.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Ein unverstellter Blick auf einen großen Moralisten.« ZDF aspekte