Inhalt
Die 42-jährige Münchnerin Sophie Marquard schottet sich nach dem tragischen Tod ihres Ehemanns immer mehr von der Außenwelt ab. Wenn sie nicht gerade Selbstgespräche führt oder mit ihrem Hund Columbo Gassi geht, spielt sie mit ihrem besten Freund Egon, einem mäßig erfolgreichen Maler,
Schach. Sie scheint am einsamen Alltag zu ersticken, als sie ungewollt E-Mails von Joshua Spencer und…mehrInhalt
Die 42-jährige Münchnerin Sophie Marquard schottet sich nach dem tragischen Tod ihres Ehemanns immer mehr von der Außenwelt ab. Wenn sie nicht gerade Selbstgespräche führt oder mit ihrem Hund Columbo Gassi geht, spielt sie mit ihrem besten Freund Egon, einem mäßig erfolgreichen Maler, Schach. Sie scheint am einsamen Alltag zu ersticken, als sie ungewollt E-Mails von Joshua Spencer und dessen Damenbekanntschaften erhält.
Ihre Lebensgeister erwachen zu neuem Leben. Sophie findet immer mehr Gefallen daran, Zeugin dieser brisanten Korrespondenz zu sein, auch wenn sie nicht weiß, wie sie zu dieser Ehre gekommen ist.
Joshua Spencer, der ominpotente, attraktive amerikanische Generalkonsul, wohnt im Konsulat gleich nebenan. Beim Joggen im Englischen Garten rennt er Sophie über den Haufen und entschuldigt sich nicht bei ihr. Ein fataler Fehler, denn Sophie sinnt auf Rache. Auch wenn das heißt, Joshua Erpressermails zu schicken und ihm gar nach Miami zu folgen…
Meinung
Ich kannte den Autor John Friedmann bisher nur als Darsteller des Comedy-Duos Erkan & Stefan. Besonders das Dönertier hatte es mir damals angetan. Dass er Bücher schreibt, wusste ich ehrlich gesagt nicht. Umso mehr bin ich von seiner Schreibe beeindruckt. Ich mag seinen humorvollen, z.T. sehr sarkastischen Erzählstil. Im Verlauf der Handlung lässt er seiner Fantasie freien Lauf, was sich sehr positiv auf die Geschichte auswirkt, weil sie dadurch abwechslungsreicher wird. Darüber hinaus verblüfft die realitätsnahe Beschreibung des amerikanischen Lebensstils und der Stadt Miami den Leser. Hier beweist der Autor sehr gute Orts- und Menschenkenntnis. Gerade die schöne Scheinwelt wird aufs Korn genommen.
Dazu ein passendes Zitat (S. 171): „Ihr kam ein Pärchen entgegen, dessen Alter wirklich schwer zu erraten war. Die Gesichter erweckten den Eindruck, als hätten sie beide die letzten zehn Tage im Windkanal verbracht oder als hätte jemand kurzerhand die Backen an die Ohren getackert. Die Schönheitschirurgen von heute sind die Metzger von morgen. Herr im Himmel, unser täglich Botox gib uns heute! Es war eine Kunst für sich. Dadaismus pur. Die Lippen der Frauen waren so aufgespritzt wie ihr Hintern klein und ihre Brüste riesig waren. […] Ein Kunstwerk von einem Michelangelo des Silikons.“
Die handelnden Figuren hat Friedmann sehr treffend komponiert. Es gibt Gute und Böse, wobei die Grenzen changieren. Im Fall von Sophie und Joshua ist es vor allem die positive Weiterentwicklung der Figuren, die überrascht. Beide sind anders als dass sie vorgeben zu sein. Frei nach dem Motto auf dem Bucheinband: „Mogeln ist erlaubt, lügen verboten.“ Anfangs haben sie festgefügte, vorurteilsschwangere Bilder vom jeweils anderen, die sie im Laufe der Handlung mächtig korrigieren müssen. Ihr Leben verändert sich dadurch immens. Auch in die Erarbeitung der Randfiguren, wie Joshuas übereifriger Sicherheitschef, seine Schickimickigattin April oder Sophies herzensguter Künstlerfreund Egon, wurde viel Herzblut gelegt, was man den genannten Charakteren in jeder Zeile anmerkt.
Fazit
Insgesamt hat der Autor eine witzige, sehr unterhaltsame Geschichte über das Lügen und dessen Folgen geschrieben. In diesem Roman wird jeder mindestens einmal hinters Licht geführt, um dann die Wahrheit sehen zu können. Ein gut gemachtes Werk, das an manchen Stellen etwas zu langatmig geraten ist. Deshalb vergebe ich 4 von 5 Sternen.