Auf den ersten Blick scheint es, als ob James Carlos Blake einen Western geschrieben hätte, aber nachdem ich bereits McCarthy, Woodrell und Pollock gelesen habe, würde ich "Das Böse im Blut" eher in die gleiche Richtung einordnen – ein Noir-Roman der allerdings im Westerngewand daherkommt und in den
Jahren zwischen 1838 und 1850 angesiedelt ist.
Die Hauptfiguren, das Brüderpaar Edward und John…mehrAuf den ersten Blick scheint es, als ob James Carlos Blake einen Western geschrieben hätte, aber nachdem ich bereits McCarthy, Woodrell und Pollock gelesen habe, würde ich "Das Böse im Blut" eher in die gleiche Richtung einordnen – ein Noir-Roman der allerdings im Westerngewand daherkommt und in den Jahren zwischen 1838 und 1850 angesiedelt ist.
Die Hauptfiguren, das Brüderpaar Edward und John Little, wachsen in einer dysfunktionalen Familie auf und werden bereits im Laufe ihrer Kindheit mit Gewaltexzessen konfrontiert, die sich nachhaltig in ihr Gedächtnis einbrennen und Einfluss auf ihr späteres Verhalten nehmen. Ihrer allmählichen Verrohung haben sie nichts entgegenzusetzen, im Gegenteil – der Hass und "das Böse im Blut" nehmen stetig zu.
Alkohol, Misshandlungen, Schlägereien, Missbrauch, Totschlag sind an der Tagesordnung, und nachfolgend immer wieder der Wechsel des Aufenthaltsortes auf der Flucht vor dem Gesetz, weshalb die Brüder auch keine Heimat im herkömmlichen Sinn kennen. Sie lassen sich von Ort zu Ort treiben, trennen sich und landen schließlich dennoch beide wieder in der Grenzregion zwischen den Vereinigten Staaten und Mexiko, einem Gebiet, in dem Gesetzlose das sagen haben. Noch immer ist rohe Gewalt ihr täglich Brot: John hat sich, um dem weitreichenden Arm des Gesetzes zu entgehen, der US Armee angeschlossen und kämpft gegen die Mexikaner, Edward streift mit einer Mörderband auf der Jagd nach indianischen Skalps durch die Region. Bis sich die beiden Brüder schließlich auf dem Schlachtfeld des mexikanisch-amerikanischen Krieges wiedersehen – allerdings auf verschiedenen Seiten.
Ich bin gewiss nicht zimperlich, aber die geschilderten Gräueltaten sind schon sehr blutig und brutal und mir fällt auf Anhieb kein Roman ein, in dem so viele Menschen gewaltsam zu Tode kommen wie in "Das Böse im Blut". Und dennoch ist es nicht das, was mich bei der Lektüre erschreckt hat. Es ist die Beiläufigkeit, die Selbstverständlichkeit mit der hier jede Zeile von Gewalt durchtränkt ist und die mich deshalb umso mehr sowohl erschreckt als auch beeindruckt hat.
Wie die bereits erwähnten Autoren schafft es auch Blake, eindringliche Bilder vor den Augen des Lesers entstehen zu lassen, denen er durch seine wortgewaltige Sprache eine unglaubliche Intensität verleiht.
Großartige Literatur und ein höchst empfehlenswertes Buch für Leser mit starken Nerven!