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Der Lyriker, Essayist und Erzähler Wolfgang Kubin (geb. 1945 in Celle) versucht sich an neuen Formen. Die Orte seines Herzens boten ihm eine Gelegenheit dazu: Bonn, Swatow (Shantou), Wien. Die Oden und Elegien sind nicht erdacht, sondern haben mit wirklichen Menschen und Geschehnissen zu tun. Der Verfasser ist vielmals mit Preisen in China und in Deutschland bedacht worden. Seine Vorliebe für den Taoismus und den Zen-Buddhismus teilt er mit dem allgewaltigen Wiener Künstler Friedrich Zettl, der die Texte in die Sprache meditativer Leere übertrug. Als Sinologe und Übersetzer ist Wolfgang Kubin…mehr
Der Lyriker, Essayist und Erzähler Wolfgang Kubin (geb. 1945 in Celle) versucht sich an neuen Formen. Die Orte seines Herzens boten ihm eine Gelegenheit dazu: Bonn, Swatow (Shantou), Wien. Die Oden und Elegien sind nicht erdacht, sondern haben mit wirklichen Menschen und Geschehnissen zu tun. Der Verfasser ist vielmals mit Preisen in China und in Deutschland bedacht worden. Seine Vorliebe für den Taoismus und den Zen-Buddhismus teilt er mit dem allgewaltigen Wiener Künstler Friedrich Zettl, der die Texte in die Sprache meditativer Leere übertrug. Als Sinologe und Übersetzer ist Wolfgang Kubin (chin. Gu Bin) an den Universitäten Bonn und Shantou (China) tätig.
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Autorenporträt
Der Lyriker, Essayist und Erzähler Wolfgang Kubin (geb. 1945 in Celle) versucht sich an neuen Formen. Die Orte seines Herzens boten ihm eine Gelegenheit dazu: Bonn, Swatow (Shantou), Wien. Die Oden und Elegien sind nicht erdacht, sondern haben mit wirklichen Menschen und Geschehnissen zu tun. Der Verfasser ist vielmals mit Preisen in China und in Deutschland bedacht worden. Seine Vorliebe für den Taoismus und den Zen-Buddhismus teilt er mit dem allgewaltigen Wiener Künstler Friedrich Zettl, der die Texte in die Sprache meditativer Leere übertrug.
Inhaltsangabe
Wenn ich einmal mehr eine Form behaupte, die ich gar nicht streng einhalte, was soll dann ihr Name? Eine Orientierung. Alles muß einen, wenn auch flüchtigen Halt haben, selbst wenn dieser brüchig wird. Ich habe mich in der Vergangenheit bereits an Balladen, Hymnen, Sonetten und weiter an Elegien versucht. Nun nehmen die Oden vorlieb und danach nochmals Elegien? Ja, so scheint es.Das griechische Wort Ode heißt zunächst nichts anderes als Lied, es war Gesang, ohne Endreim und nach strenger Metrik verfaßt. Ich liebe den Stabreim. Insofern waren und sind eigentlich alle meine Gedichte gereimt, also selbst die, welche mit freien Versen daherschweben. Da bin ich weiter ein alter Germane.Typisch für die griechische und lateinische Ode ist das Lob bzw. die Besingung von etwas Konkretem. In meinem Fall zum Beispiel der Preis der Bülbüls (Sperlinge) von Swatow. Swatow, so lautet die alte Schreibung für Shantou, der Hafenstadt in Südwestchina, wo ich seit Jahren zuhause bin. Oder zum Beispiel die Rühmung der Bauhinien, der Orchideenbäume (Bauhinia), launisch verbreitet bis nach Hongkong. Diese werfen üppig ihre farbigen Blätter von sich, so daß man auf den Wegen der paradiesischen Universität Shantou fast über sie steigen muß, um bei Regen nicht auszugleiten.In der chinesischen Literatur mag es für die Besingung der schönen Dinge dieser Welt bereits Vorläufer gegeben haben, denn an den aristokratischen Höfen des Mittelalters (220-960) besangen die Dichter anläßlich von Banketten das Wohl der einzelnen Naturerscheinung.Hierzu scheint die Elegie als Klagelied in einem Gegensatz zu stehen. Ideal und Wirklichkeit fallen bei ihr bekanntlich auseinander. Wir können das ähnlich bei den Liedern des Südens (Chuci) in China sehen. Um 300 v. Chr. beseufzen die Dichter eine Loslösung des Religiösen vom Gesellschaftlichen. Der Philosoph Mo Zi (etwa 479-381) hatte zuvor gemeint, alles Unglück entstehe aus der Vernachlässigung der Götter. Überhaupt soll die Elegie aus Asien nach Griechenland gekommen sein. Auffällig ist jedenfalls die Verwandtschaft der Thematik: Der Wein und der Tod, der Krieg und das Leid, das schwere Grab und des Lebens leichte Kürze. Auch hier spricht man von Friedhofselegien. Doch die sehnlichst erwartete Göttin, ob in Gestalt einer Fee oder in der Form einer Menschin hebt den poetischen Ton.Die Oden haben hauptsächlich die Vogelgärten der Universität Shantou zum Gegenstand, die Elegien verweilen nicht immer bei Wien, der Hauptstadt der Melancholie. Sie folgen der Traurigkeit der Ströme in den Norden und machen sich am Geschick junger Mädchenblüte fest. Ob Drachenfels oder Drachenburg, das Siebengebirge mischte sich begierig ein.So oder so sind die Texte nicht erdacht, sondern zwischen September 2021 und Pfingsten 2022 aus der leidmütigen Geschichte sowie aus der lebhaften Gegenwart entstanden. Damit erklärt sich manch leichte Ironie. Zum ersten Mal folgen die Gesänge chronologisch aufeinander, sind, so traurig wie übermütig, aus jeweils einem Guß.Corona war ihr Hintergrund, ob in Shantou Ende des letzten Jahres oder in Bonn Anfang der Zeitenwende erarbeitet. Jede Strophe verlangte ihre tiefe Nacht vor dem zeitigen Morgen.Dem Verleger Walter Fehlinger ist zu danken, daß er einen Zusammenhang zwischen dem gewaltigen Maler Friedrich Zettl in Wien und dem gewaltigen Poeten aus Bonn entdeckt hat. Ob der eine oder der andere Künstler, beide stehen unter dem Einfluß des Taoismus und des Zen! So erklärt sich hier die Freundschaft einer neuen heiligen Dreieinigkeit.Wolfgang Kubin, Pfingsten 2022 in Holzlar am Fuße des EnnertSwatower OdenOde auf eine alte BrückeDer Trost und die FrauChrysantheme und SchwertAn eine früh VerstorbeneAuf ein TotenbildMit Xiao Xiao in den Bergen von SwatowZurück zur BrückeBauhiniaOde auf eine GlockeTauben in SwatowMiradouroOde auf der Muße TeeDas gewellte BuchDie Frau an der Seite, die Frau ohne UhrEine kleine Variation zur Uhr und zur ZeitDas neue SchenkenbuchHier ist noch eineDie UnaussprechlicheWeißer Lotos und schwarzer SchwanSeltsame FragenZwischen alter und neuer AkademieMobile DichterBitterer TeeIn einem kranken HausBauhinia und SeidenreiherBauhinia. Eine kleine VariationBauhinia. Eine Variation der VariationIn einem buddhistischen ParadiesWiener ElegienSchloß der TräumeDie Dame mit dem FächerJulia in der HofburgReisebesteck. Eine VariationSchwarzes Band und bloßer ArmZurück im Caf MuseumWiener MelangeEine Frau wie dieseDie Frau und das ZimmerNeulich in SchönbrunnAuch dies sei ein Bild von ihrDer Ablaut und sein ReimBad, bad WhiskeyAuch sieIl distrattoSie nichtDer neue WeinbergDie Gäste sind daDrachenschloß und DrachenfelsJulias neue PilgerfahrtDie Legende von dem Model J.Göttliche WindeSpazierengehen in Poppelsdorf. Eine prosaische Variation
Wenn ich einmal mehr eine Form behaupte, die ich gar nicht streng einhalte, was soll dann ihr Name? Eine Orientierung. Alles muß einen, wenn auch flüchtigen Halt haben, selbst wenn dieser brüchig wird. Ich habe mich in der Vergangenheit bereits an Balladen, Hymnen, Sonetten und weiter an Elegien versucht. Nun nehmen die Oden vorlieb und danach nochmals Elegien? Ja, so scheint es.Das griechische Wort Ode heißt zunächst nichts anderes als Lied, es war Gesang, ohne Endreim und nach strenger Metrik verfaßt. Ich liebe den Stabreim. Insofern waren und sind eigentlich alle meine Gedichte gereimt, also selbst die, welche mit freien Versen daherschweben. Da bin ich weiter ein alter Germane.Typisch für die griechische und lateinische Ode ist das Lob bzw. die Besingung von etwas Konkretem. In meinem Fall zum Beispiel der Preis der Bülbüls (Sperlinge) von Swatow. Swatow, so lautet die alte Schreibung für Shantou, der Hafenstadt in Südwestchina, wo ich seit Jahren zuhause bin. Oder zum Beispiel die Rühmung der Bauhinien, der Orchideenbäume (Bauhinia), launisch verbreitet bis nach Hongkong. Diese werfen üppig ihre farbigen Blätter von sich, so daß man auf den Wegen der paradiesischen Universität Shantou fast über sie steigen muß, um bei Regen nicht auszugleiten.In der chinesischen Literatur mag es für die Besingung der schönen Dinge dieser Welt bereits Vorläufer gegeben haben, denn an den aristokratischen Höfen des Mittelalters (220-960) besangen die Dichter anläßlich von Banketten das Wohl der einzelnen Naturerscheinung.Hierzu scheint die Elegie als Klagelied in einem Gegensatz zu stehen. Ideal und Wirklichkeit fallen bei ihr bekanntlich auseinander. Wir können das ähnlich bei den Liedern des Südens (Chuci) in China sehen. Um 300 v. Chr. beseufzen die Dichter eine Loslösung des Religiösen vom Gesellschaftlichen. Der Philosoph Mo Zi (etwa 479-381) hatte zuvor gemeint, alles Unglück entstehe aus der Vernachlässigung der Götter. Überhaupt soll die Elegie aus Asien nach Griechenland gekommen sein. Auffällig ist jedenfalls die Verwandtschaft der Thematik: Der Wein und der Tod, der Krieg und das Leid, das schwere Grab und des Lebens leichte Kürze. Auch hier spricht man von Friedhofselegien. Doch die sehnlichst erwartete Göttin, ob in Gestalt einer Fee oder in der Form einer Menschin hebt den poetischen Ton.Die Oden haben hauptsächlich die Vogelgärten der Universität Shantou zum Gegenstand, die Elegien verweilen nicht immer bei Wien, der Hauptstadt der Melancholie. Sie folgen der Traurigkeit der Ströme in den Norden und machen sich am Geschick junger Mädchenblüte fest. Ob Drachenfels oder Drachenburg, das Siebengebirge mischte sich begierig ein.So oder so sind die Texte nicht erdacht, sondern zwischen September 2021 und Pfingsten 2022 aus der leidmütigen Geschichte sowie aus der lebhaften Gegenwart entstanden. Damit erklärt sich manch leichte Ironie. Zum ersten Mal folgen die Gesänge chronologisch aufeinander, sind, so traurig wie übermütig, aus jeweils einem Guß.Corona war ihr Hintergrund, ob in Shantou Ende des letzten Jahres oder in Bonn Anfang der Zeitenwende erarbeitet. Jede Strophe verlangte ihre tiefe Nacht vor dem zeitigen Morgen.Dem Verleger Walter Fehlinger ist zu danken, daß er einen Zusammenhang zwischen dem gewaltigen Maler Friedrich Zettl in Wien und dem gewaltigen Poeten aus Bonn entdeckt hat. Ob der eine oder der andere Künstler, beide stehen unter dem Einfluß des Taoismus und des Zen! So erklärt sich hier die Freundschaft einer neuen heiligen Dreieinigkeit.Wolfgang Kubin, Pfingsten 2022 in Holzlar am Fuße des EnnertSwatower OdenOde auf eine alte BrückeDer Trost und die FrauChrysantheme und SchwertAn eine früh VerstorbeneAuf ein TotenbildMit Xiao Xiao in den Bergen von SwatowZurück zur BrückeBauhiniaOde auf eine GlockeTauben in SwatowMiradouroOde auf der Muße TeeDas gewellte BuchDie Frau an der Seite, die Frau ohne UhrEine kleine Variation zur Uhr und zur ZeitDas neue SchenkenbuchHier ist noch eineDie UnaussprechlicheWeißer Lotos und schwarzer SchwanSeltsame FragenZwischen alter und neuer AkademieMobile DichterBitterer TeeIn einem kranken HausBauhinia und SeidenreiherBauhinia. Eine kleine VariationBauhinia. Eine Variation der VariationIn einem buddhistischen ParadiesWiener ElegienSchloß der TräumeDie Dame mit dem FächerJulia in der HofburgReisebesteck. Eine VariationSchwarzes Band und bloßer ArmZurück im Caf MuseumWiener MelangeEine Frau wie dieseDie Frau und das ZimmerNeulich in SchönbrunnAuch dies sei ein Bild von ihrDer Ablaut und sein ReimBad, bad WhiskeyAuch sieIl distrattoSie nichtDer neue WeinbergDie Gäste sind daDrachenschloß und DrachenfelsJulias neue PilgerfahrtDie Legende von dem Model J.Göttliche WindeSpazierengehen in Poppelsdorf. Eine prosaische Variation
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