Fragmente von Lebensweisheiten
Wer die Romane „Der Riese“ und viel mehr noch „Das Seil“ des Autors gelesen hat, wird erwartungsvoll auch dieses Buch in die Hand nehmen und sich auf außergewöhnlichen Lesegenuss freuen.
Schon nach wenigen Abschnitten weicht die Vorfreude auf ein Eintauchen in
eine neue Erlebenswelt dem etwas unruhigen Gefühl, immer nur einen kurzen Blick auf eine Begebenheit…mehrFragmente von Lebensweisheiten
Wer die Romane „Der Riese“ und viel mehr noch „Das Seil“ des Autors gelesen hat, wird erwartungsvoll auch dieses Buch in die Hand nehmen und sich auf außergewöhnlichen Lesegenuss freuen.
Schon nach wenigen Abschnitten weicht die Vorfreude auf ein Eintauchen in eine neue Erlebenswelt dem etwas unruhigen Gefühl, immer nur einen kurzen Blick auf eine Begebenheit werfen zu können und eilig weiterhasten zu müssen.
Eben nur kurze Betrachtungen und Positionen sind es, der Autor weniger als Erkenntnis, denn als Meinung zu willkürlich gewählten Alltagsbereichen, -themen oder –ereignissen zur Disposition stellt. Mal gelingt es ihm humorvoll ein wenig Kulturkritik oder Staunen, ein anderes Mal fast Zustimmung heischend Plattitüden wohlfeil und eloquent formuliert als allgemein anerkannte Erkenntnis zu notieren.
Die kurzen Positionen und fein ziseliert beschriebenen Beobachtungen lassen einen mal schmunzeln, mal widersprechen oder zustimmen. Stets aber gelingt es dem Autor, dass die man als Leser (und sicher auch als Leserin) sich und das selbst Erlebte ins Verhältnis zueinander setzt. So sind seine Texte keine nachhaltig anhaltende Grundlegungen für das Leben, sondern beschriebene Augenblicke und ebenso kurze Empfindungen. Und doch lässt sich ein geradezu selbsttätiges Kopfnicken bei sich selbst wahrnehmen, egal, ob es Zumutungen des täglichen Lebens, der ersten und letzten Dinge, über Kunst und Künstler, Literatur und Schriftsteller, den falschen und unschönen Gebrauch der deutschen Sprache, Sport und Sportler oder einfach vermischte geht.
Das Buch ist sicher kein literarischer Fünf-Sterne-Spitzentitel (siehe demgegenüber die beiden anfangs genannten Titel des Autors), auch ist es in keiner Weise wichtig, doch überflüssig ist es auch nicht, denn es ist anregend, interessant in seiner Mischung der Themen und Wahrnehmungen, humorvoll und geistreich, sprachlich sauber und durchgängig unterhaltsam und Zeitgemäß zudem, folgt es doch dem sicher von Herrn aus dem Siepen unleidigen Trend nach Knappheit. Daher ist es für die Leserinnen und Leser sicher nur eine geringe Zumutung, sich hin und wieder den Kulturkritischen Reflexionen auszusetzen. Wem es zu viel wird, macht einfach das Licht aus und schläft über das Gelesene hinweg.
© 2/2016, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.