Studienarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,3, Universität Bayreuth, Veranstaltung: Goethes Westöstlicher Divan, Sprache: Deutsch, Abstract: „Goethes Verhältnis zum Islam gehört zu den erstaunlichsten Phänomenen in seinem Leben. […]Von seiner Verehrung für den Islam zeugt vor allem jenes Werk, das uns heute, neben dem Faust, als eines seiner wesentlichsten dichterischen Vermächtnisse gilt, der West-östliche Divan.“ Der zuerst 1819 veröffentlichte West-östliche Divan ist Goethes letzte große Gedichtsammlung und gibt eindrucksvoll Zeugnis über „Goethes imaginären Aufbruch ins Morgenland.“ Goethes Gedichte, die in der nochmals erweiterten Fassung von 1827 samt den vier Mottogedichten eine stattliche Anzahl von 239 zählen, wurden aber lange Zeit- wenn nicht sogar bis heute- unterschätzt. Curt Hohoff (Goethe- Dichtung und Leben) bemüht sich noch 1989 um die alte Darstellung von Goethe im „islamische Gewand“. Auch Ende der neunziger Jahre werden weder bei Irmgard Wagner (Goethe – Zugänge zum Werk), noch bei Peter Matussek (Goethe zur Einführung) der Koran und Islam erwähnt. Im Allgemeinen beschränkte sich die literaturwissenschaftliche Auseinandersetzung zunächst nur auf erläuternde Kommentare, die sich um Quellenbezüge aber auch um die Darstellung des geschichtlich-biographischen Hintergrunds bemühten. Erst spät im 20. Jahrhundert wurde der Blick auf kompositorische und stilistische Qualitäten gerichtet, wobei die Studien eher auf Einzelaspekte aus dem Spätwerk Goethes beschränkt sind. So etwa auch Ehrhard Bahrs Untersuchungen zur Ironie im Spätwerk Goethes, bei denen der Divan zusammen mit Faust II oder den Wanderjahren verglichen wird. Aber Goethes Auseinandersetzung mit den geistigen Wurzeln des Morgenlandes ist eben nicht nur eine Erscheinung seines Spätwerks. Auch der junge Goethe hat sich schon mit dem Islam beschäftigt. So fertigte schon der junge Goethe 1772 Exzerpte aus dem Koran an und schrieb 1774 „Mahomets Gesang.“ Bis zur Arbeit am West-östlichen Divan beschäftigte sich Goethe immer wieder einmal mit dem Orient. Den äußeren Umständen ist es jedoch zu verdanken, dass sich Goethe nochmals verstärkt mit diesem auseinandersetzte. Wie für seine Zeitgenossen ist er von den napoleonischen Wirren, einer Zeit äußerer Unruhen und „Kriegsgetümmel“ betroffen. Sie führten zu seiner inneren Flucht in die Ferne und „in jene Gegenden, wo [s]ein Schatz und auch [s]ein Herz ist.“