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Mag sein, dass der "real existierende Sozialismus" tot ist, aber es lohnt, aus seinen Trümmern das zu bergen, worum es ihm ging: eine bestimmte Form des Miteinander-Seins oder – in der Begrifflichkeit des kanadischen Philosophen Érik Bordeleau – das "Common". Bordeleaus Essay schafft ein Verständnis für ebendieses Common, für die transindividuelle und gemeinschaftsstiftende Macht des politisch-kulturellen Projekts des Kommunismus, den er so aus den Klauen eines verkürzten und interessegeleiteten Geschichtsbildes löst. Bordeleau entwickelt sein Konzept des Common im Dialog mit Ansätzen der…mehr
Mag sein, dass der "real existierende Sozialismus" tot ist, aber es lohnt, aus seinen Trümmern das zu bergen, worum es ihm ging: eine bestimmte Form des Miteinander-Seins oder – in der Begrifflichkeit des kanadischen Philosophen Érik Bordeleau – das "Common". Bordeleaus Essay schafft ein Verständnis für ebendieses Common, für die transindividuelle und gemeinschaftsstiftende Macht des politisch-kulturellen Projekts des Kommunismus, den er so aus den Klauen eines verkürzten und interessegeleiteten Geschichtsbildes löst. Bordeleau entwickelt sein Konzept des Common im Dialog mit Ansätzen der zeitgenössischen politischen Philosophie (darunter Texte von Badiou, Agamben, Deleuze & Guattari, Latour, Stengers, Groys, Bifo, Aspe, Nancy und dem Unsichtbaren Komitee) sowie in einer Beschäftigung mit Chinas Kulturrevolution, wie sie sich durch die Linse der chinesischen Gegenwartskunst darstellt. Ins Zentrum rückt für Bordeleau dabei die Frage nach der Rolle von Abstraktionen – ästhetischen wie politischen – im Wirken einer revolutionären Politik. Denn: Wie lässt sich widerständiges, veränderndes Handeln denken, wenn den wirkmächtigen Finanzabstraktionen, die unsere Gegenwart bestimmen, nichts entgegengesetzt werden kann? Bordeleaus Kartographie des Common mündet in einer Reihe von Vorschlägen zur Erneuerung radikaler Politik, die für transindividuelle, lokal und ökologisch abgestimmte Praktiken plädieren – einen Kommunismus der Resonanz für eine Zukunft, die Mehr-als-Menschliches ins Auge fasst.
Erik Bordeleau, geb. 1978, ist außerordentlicher Professor am INRS (Montreal) sowie assoziierter Forscher am Center for Art, Business & Culture der Stockholm School of Economics, am SenseLab (Concordia University, Montreal) sowie an der Economic Space Agency (ECSA). Seine Arbeit situiert sich an der Schnittstelle von politischer Philosophie, Medien- und Finanztheorie, zeitgenössischer Kunst und cinema studies. Sie ist geprägt von einem ausgesprochenen Interesse an einem speculative turn und der Frage nach dem Möglichen im zeitgenössischen Denken. Er unterrichtet eine Reihe von Seminaren in kritischer Kryptoökonomie an der School of Disobedience der Volksbühne Berlin und entwickelt mit Saloranta & De Vylder The Sphere, eine P2P-Plattform zur Selbstorganisation in den darstellenden Künsten. Er lebt in Berlin. Juliane Seifert (Übersetzerin), geb. 1981, hat nach ihrem Studium der Diplom-Soziologie, Politikwissenschaft und Interkulturellen Fachkommunikation ihre Leidenschaft für Sprache und die Erforschung sozialer Zusammenhänge zum Beruf gemacht. Als Übersetzerin, Korrektorin und Lektorin mit den Arbeitssprachen Deutsch und Französisch widmet sie sich seither mit Vorliebe Texten, die sich mit aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen und der Frage nach einem gelingenden Zusammenleben auseinandersetzen.
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