Studienarbeit aus dem Jahr 2020 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,7, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Sprache: Deutsch, Abstract: In der folgenden Arbeit soll die Erzählung "Die Beschneidung" des deutschen Nachkriegsautoren Bernhard Schlink untersucht werden. In dieser in dem Erzählband "Liebesfluchten" (2002) enthaltenen Erzählung geht es um eine Liebesbeziehung zwischen dem deutschen, nicht-jüdischen Mann Andi und der amerikanischen Jüdin Sarah. Schlink thematisiert dabei sowohl das deutsche "Schuldsyndrom" als auch "die Interferenzen und Diskrepanzen zwischen dem individuellen und dem kollektiven Gedächtnis" und zwischen "kollektiver und individueller Identität". Laut Kathrin Schödel braucht das kollektive deutsche Gedächtnis ein Gegenüber ("the Other"). Diese "Other" sind in Schlinks Erzählung die Juden: die deutsche Identität kommt fast immer zum Ausdruck im Gegensatz zur jüdischen, wobei ihr Verhältnis von der Vergangenheit belastet ist. "Die Beschneidung" soll in Bezug auf die Stichworte Dichotomie und Opfer- bzw. Täterposition hin analysiert werden. Schlink schafft in seiner Erzählung eine klare Trennung der deutschen, nicht-jüdischen, männlichen Identität und der amerikanischen, jüdischen, weiblichen Identität. Alle Facetten dieser beiden Identitäten werden als Gegensatzpaare konstituiert. Indem die deutsche Identität als Opfer dargestellt wird, wird die jüdische Identität zum Täter. Damit wird eine sogenannte Täter-Opfer-Umkehr vollzogen, welche ein grundlegendes Merkmal des Antisemitismus nach Auschwitz ist. Wie es durch Schlinks Darstellung zur Bildung der Gegensatzpaare und wie es auf Grundlage dessen zu einem Rollentausch kommt, soll in dieser Arbeit durch genaue Textarbeit analysiert werden.
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