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Droht das Ende der Privatheit im Internet?
Die Digitalisierung bestimmt unseren Alltag immer mehr. Weder unsere Arbeitswelt noch unser Privatleben sind heute ohne digitale Technologien vorstellbar. Dies macht vieles bequemer, allerdings um einen Preis: Bei allem, was wir im Internet tun, hinterlassen wir Spuren, und diese nutzen die Silicon-Valley-Ikonen akribisch und ohne Rücksicht auf Privatheit in ihren Geschäftsmodellen. Dem werden bisher kaum Grenzen gesetzt.
Das darf nicht sein, meint der ehemalige Bundesbeauftragte für den Datenschutz Peter Schaar. Aus dem Internet sei eine Gelddruckmaschine geworden, die nicht danach frage, wessen Botschaften sie transportiere, schreibt er. Die Profiteure des Netzes seien die jungen digitalen Souveränen. Die Internetökonomie habe neue Monopole geschaffen, und dieser Prozess gehe weiter.
Als früherer Datenschutzbeauftragter betrachtet Peter Schaar natürlich besonders die Situation in Deutschland. Er lehnt die Vorratsdatenspeicherung ab und beklagt zu Recht das zu geringe Interesse der Politiker am Thema Datensicherheit. Vor allem wirft er eine Reihe kritischer Fragen zum Themenkreis Transparenz im Netz auf. Für den Bürger bedeute uneingeschränkte Transparenz fatalerweise das Ende der Privatheit. Schaar meint, dass der Staat hingegen für die Bürger hinreichend transparent sein müsse, und er fragt, warum es gegenüber den Nachrichtendiensten - im Gegensatz zu Bundesbehörden - keinen Anspruch auf Auskunft gebe. Hier sieht er noch erheblichen, dringenden Handlungsbedarf.
Auf den ersten Blick vermittelt die lesenswerte, sachliche Schrift den Eindruck, dass der Datenschutzexperte das Internet verteufeln wolle. Genau dies tut er aber nicht. Das Buch ist vielmehr ein Plädoyer für mehr und mutigeren Gestaltungswillen der Bürger, die Nutzung der digitalen Technologien - die wie alle Technologien an sich wertfrei sind - in die für Gesellschaft und Wirtschaft richtigen Bahnen zu lenken. Ein Schulterschluss mit der Politik, die notwendige Leitplanken setzen muss, ist dabei unerlässlich.
ROBERT FIETEN
Peter Schaar: Das digitale Wir. Unser Weg in die transparente Gesellschaft. Edition Körber-Stiftung. Hamburg 2015, 220 Seiten, 17 Euro
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