Im Ansatz eine gute Plot-Idee: Eine Gruppe von Freund:innen findet sich zu einem Krimi-Dinner zusammen, welches sich als die von allen vor Jahren miterlebte Geschichte des Verschwindens einer jungen Frau aus ihrem Kreis herausstellt. Doch dem Roman fehlt es an Spannung, an Twists und an fesselnden
Charakteren. Auch der Schreibstil ist wenig herausfordernd, eher simpel.
Fünf Menschen versammeln…mehrIm Ansatz eine gute Plot-Idee: Eine Gruppe von Freund:innen findet sich zu einem Krimi-Dinner zusammen, welches sich als die von allen vor Jahren miterlebte Geschichte des Verschwindens einer jungen Frau aus ihrem Kreis herausstellt. Doch dem Roman fehlt es an Spannung, an Twists und an fesselnden Charakteren. Auch der Schreibstil ist wenig herausfordernd, eher simpel.
Fünf Menschen versammeln sich in einem – natürlich – einsam gelegenen Restaurant in der Eifel. Das Restaurant wird geführt von einem aus ihrer Gruppe, Jonathan, der sie zu einem Krimidinner geladen hat, wie sie es früher öfter veranstaltet haben. Damals waren sie noch sechs: Jonathan, seine Schwester Hanna, seine heutige Verlobte Lotta, Tristan, Hannas Ex und Kiano, Jonathans damaliger bester Freund. Es fehlt seit ihrem letzten Zusammensein in einem Zeltlager Maria, damals die beste Freundin Hannas.
Maria verschwand spurlos, nie wurde ein Lebenszeichen von ihr gefunden, aber auch keine Leiche. So weiß niemand, was mit ihr geschah, was zu vielen Theorien, Vermutungen und Verdächtigungen innerhalb der Freundesgruppe führt. Nach diesem Vorfall damals haben sie sich mehr oder weniger aus den Augen verloren, nun hat Jonathan sie wieder zusammengeführt.
In dem Krimispiel übernimmt jeder der Fünf eine Rolle, bekommt einen Rollennamen und eine Rollencharakterisierung. Während sie spielen, wird immer klarer, dass die angeblich erfundene Kriminalgeschichte, die diesem Spiel zugrunde liegen soll, ziemlich genau erzählt, was damals geschah bis zu Marias Verschwinden. Auch wenn Orte, Namen und Zeiten verändert wurden, erkennen sie wieder, was sie damals taten und sagten.
All das ist unglaublich verwirrend erzählt. Zum einen wechseln ständig die Erzählperspektiven, jede Figur bekommt einen eigenen Erzählstrang. Diese sind alle in Ich-Form geschrieben, was zu noch mehr Verwirrung beiträgt, denn wenn man innerhalb einer Szene eine Lesepause einlegt und dann weiterliest, weiß man nie, wer gerade erzählt.
Die aus jeweils unterschiedlichen Erzählperspektiven geschilderten Szenen sind extrem kurz, so dass man ständig aus einem Handlungsstrang herausgerissen und in einen anderen hineingestürzt wird. Dazu kommt, dass alle Figuren nun zwei Namen tragen, den eigenen und den Rollennamen aus dem Krimispiel und darüber hinaus gibt es schließlich noch jeweils ebenfalls eingeschobene Szenen, die die damaligen Ereignisse schildern, diese wiederum in Ich-Form und aus wechselnden Perspektiven.
So verliert man irgendwann völlig den Faden, die Spannung, die doch das Wichtigste bei einem Kriminalroman sein sollte, bleibt komplett auf der Strecke. Keine der Figuren ist sympathisch, ihre Emotionen sind plump und klischeehaft beschrieben, oft zu dick aufgetragen und wenig nachvollziehbar. Fast alle Figuren wirken hölzern, wie Schauspielschüler, die ihre Rolle nicht wirklich beherrschen. Und schließlich ist die gesamte Story unnötig in die Länge gezogen, um sie zu erzählen, hätte es keiner fast 600 Seiten bedurft.
Insgesamt konnte mich dieser Roman gar nicht abholen, nicht unterhalten und nicht überzeugen. Lediglich die Ausgangsidee hat ein gewisses Potenzial, was aber leider gänzlich verschenkt wird.
Emily Rudolf - Das Dinner
Scherz, Januar 2025
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