Cui bono? (Wem zum Vorteil?)
Diese erstmals bei Marcus Tullius Cicero. dem römischen Redner, Staatsmann und Philosophen nachweisbare Frage durchzieht die messerscharfen Analysen des britischen Historikers. Der sich schwerpunktmäßig mit der deutschen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts
auseinander setzt.
Bekannt geworden ist Richard J. Evans durch den Prozess im Jahr 2000 um David Irving.…mehrCui bono? (Wem zum Vorteil?)
Diese erstmals bei Marcus Tullius Cicero. dem römischen Redner, Staatsmann und Philosophen nachweisbare Frage durchzieht die messerscharfen Analysen des britischen Historikers. Der sich schwerpunktmäßig mit der deutschen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts auseinander setzt.
Bekannt geworden ist Richard J. Evans durch den Prozess im Jahr 2000 um David Irving. Dieser hatte wissentlich unwahre Behauptungen über unumstößlich bewiesene historische Fakten wie die Opferzahlen bei der Bombardierung Dresdens in der Nacht vom 13. auf den 14. Februar 1945 oder den Holocaust aufgestellt.
In diesem Prozess trat Richard J. Evans als Gutachter auf und wies Irving nach, dass dessen Behauptungen gelogen, frei erfunden sind.
In diesem sehr lesenswerten Buch setzt sich der Historiker mir Verschwörungstheorien, deren Quellen, Arbeitsweisen, Methoden auseinander. Angefangen bei den vermeintlichen "Protokollen der Weisen von Zion", die in Bezug auf die industrialisierte Ermordung von Millionen Menschen eine wichtige Rolle zu spielen hatten über die von Ludendorff befeuert "Dolchstoßlegende", mit der er von seinen eigenen katastrophalen Fehlentscheidungen ablenkte, dem Reichstagsbrand 1933 bis hin zu Heß' Flug nach Schottland und der immer wieder aufgewärmten Mär, Hitler habe gar nicht Selbstmord begangen, sondern sei nach Südamerika geflohen.
Warum diese Verschwörungstheorien in der Welt verbreitet wurden, die Zielsetzungen dahinter - akribisch genau und auf 36 kleingedruckten Seiten Anmerkungen überprüfbar belegt, denen weitere 19 Seiten Bibliographie folgen.
Zudem schlägt Richard J. Evans auch den notwendigen Bogen zu den "alternativen Fakten", zu Querdenkern, zu dem in der Politik grassierenden Unwesen der Schönfärberei (massive finanzielle Verluste werden als 'Negativ-Gewinne' verkauft... Nur eines von zahllos möglichen Beispielen). Zur Pegida-Bewegung unter den An-Führer Lutz Bachmann hat der Historiker ebenso erhellendes zu sagen wie zu dem ehemaligen CSU-Landtagsvorsitzenden Alfred Seidl, der es als strammer Nazi immerhin bis zum Bayerischen Innenminister brachte. In diesem Amt forderte er im Zusammenhang mit der Rote Armee Fraktion, das Verbot der Todesstrafe aus dem Grundgesetz zu entfernen und die Frage nach der Todesstrafe im Strafgesetzbuch zu regeln. Das war nicht in der Zeit des Dritten Reiches, es war 1977. Also zu einer Zeit, als das ‚Tausendjährige Reich‘ nach 12 Jahren Diktatur bereits seit 32 Jahren untergegangen war.
Zitat Seite 294f.
"Die Geschichte, die der Überlebensmythos [Hitlers; Anmerkung WS] bietet, ist, wenn man sie von allen Abweichungen der verschiedenen Varianten und Ableger befreit, einfach und leicht verständlich: Hitler starb nicht in dem Bunker in Berlin, sondern floh mit einem U-Boot nach Argentinien. Es ist eine Geschichte wie geschaffen fürs Internet. Der amerikanische Wissenschaftsjournalist Nicholas Carr hat jüngst angemerkt, dass das Internet, indem es Informationen in kleine Stücke aufteilt, »oberflächliches Lesen, hastiges und zerstreutes Denken und flüchtiges Lernen« bewirke. Auf diese Weise fördere es die Verbreitung von Falschinformationen und halte Nutzer vom kritischen Schauen ab, da sie im Halbminutentakt von einer Website zur nächsten wechseln."
Da lässt sich nur noch mit großem Sarkasmus feststellen: Willkommen in der Blase...