Keine Solidarität, geschlossene Schlagbäume statt offener Grenzen. Als die Corona-Pandemie Europa erreichte, waren sich die Beobachter bald einig: Brüssel hat versagt, im Angesicht der Gefahr ist die EU »zu Roststaub zerfallen« (Der Spiegel). Die Rhetorik des bevorstehenden Untergangs begleitet die Union freilich seit mindestens einem Jahrzehnt - und erwies sich doch stets als stark übertrieben. Der Eindruck der Dauerkrise, so Luuk van Middelaar, verdankt sich einer Metamorphose von der Regel- zur Ereignispolitik: Statt stiller Technokratie ist Improvisationsfähigkeit gefragt. Da Corona die Körper alle Bürgerinnen und Bürger bedroht, wird Europa zu einer öffentlichen Angelegenheit. Und die EU realisiert, dass sie sich zwischen China und den USA selbstbewusst positionieren muss.
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Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Rezensentin Sieglinde Geisel schätzt die Mischung aus analytischer Distanz und Insiderperspektive in Luuk van Middelaars Buch über die EU in der Pandemie. Kenntnisse des Autors aus seiner Beratertätigkeit für die EU fließen in den Text ein, wenn der Autor die Transition von der Regelpolitik zur Ereignispolitik in der EU beschreibt, erkennt Geisel. Lebendig ist das Buch aber auch, stellt sie fest. Das liegt am Gespür des Autors für Bilder und Dramaturgie, meint Geisel.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»... eine brillante Studie über den Apparat der EU ...« Mirko Weber Stuttgarter Zeitung 20210618