Studienarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Russistik / Slavistik, Note: 1,3, Eberhard-Karls-Universität Tübingen (Slavisches Seminar), Veranstaltung: Das polnische Theater im 20. Jahrhundert, Sprache: Deutsch, Abstract: Das Theater hat für Polen immer eine wichtige Rolle gespielt: In der Zeit nach der dritten polnischen Teilung von 1795, hatte Polen bis 1918 kein eigenes Staatsgebiet mehr, die polnische Sprache und Kultur wurde von den Besatzungsmächten unterdrückt. Die einzigen Orte, an denen Polnisch gesprochen werden durfte, waren die Kirche und das Theater. Doch gerade aufgrund der widrigen Umstände seiner Geschichte konnte sich in Polen eine ganz besondere, experimentierfreudige Form des Theaters entwickeln: Bereits in der polnischen Romantik entstand eine poetische, metaphorische und häufig grotesk wirkende Literatur, auch aus dem Grund um die Zensur der Besatzungsmächte zu umgehen. Diese Literaturtradition wurde dann zu einem Grundstein des experimentellen Theaters des 20. Jahrhunderts. Stanisław Ignacy Witkiewicz bildete mit seiner Theorie von der „Reinen Form des Theaters“ zusätzlich noch eine theoretische Grundlage für die Entstehung des experimentellen Theaters in Polen. In dieser Arbeit möchte ich mich mit dem experimentellen Theater in Polen anhand dreier Beispiele beschäftigen: Das Theaterensemble Reduta von Juliusz Osterwa, das in der Zwischenkriegszeit von 1918-1939 aktiv war; das Teatr Laboratorium von Jerzy Grotowski, das von den 50ern bis in die 90er gewirkt hat und das experimentelle Theater Gardzienice, das bis heute noch Stücke aufführt. Mich interessieren dabei besonders die Umstände ihrer Entstehung und Entwicklung und die Art und Weise wie diese verschiedenen Theater experimentieren. Ziel meiner Arbeit ist es eine kurze Übersicht über die Geschichte, die Arbeitsweise und die Wirkung des experimentellen Theaters in Polen zu liefern.