Eine Kulturgeschichte des Glücks auf zwei Rädern und einer genialen Technik Hans-Erhard Lessing erläutert und erzählt, wie das Fahrrad vor 200 Jahren weltweit eine nie gekannte Euphorie auslöste. Zum ersten Mal konnten sich alle individuell bewegen und sich das »Glück auf zwei Rädern « leisten. Eine Kulturgeschichte des Zweirads voller Überraschungen – vom Ausbruch eines Vulkans am Beginn bis zur "Fliegenden Taube" in fast jedem Haushalt Chinas. Kein Verkehrsmittel ist auf der ganzen Welt so weit verbreitet. Keines ist so zahlreich vorhanden. Keines hat eine solche rasante Entwicklung durchgemacht: Von der Laufmaschine über das Hoch- und Niederrad, vom Tret- zum Rennrad und Elektrobike hat sich das Fahrrad gegen alle Konkurrenten durchgesetzt und ist das weitverbreitetste Verkehrsmittel. Etwa 12–14 Milliarden Fahrräder wurden seit seiner Erfindung gebaut und 72 Millionen werden allein in Deutschland bewegt. Das Fahrrad ist für jedermann erschwinglich, wie gerade seine Verbreitung in Indien oder China heute oder in Europa und Nordamerika im 19. Jahrhundert belegt. Auch die gesellschaftliche, ja kulturelle Veränderung, die das Fahrrad ermöglichte, ist beeindruckend. Die anstehende E-Bike-Revolution lässt heute schon erahnen: Bald werden Jung und Alt mobil wie noch nie sein, und der individuelle Verkehr in den Städten wird sich von Grund auf verändern – dank des Fahrrads, das seit seiner Erfindung keinen Tag gealtert ist.
Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in BG, B, A, EW, DK, CZ, D, CY, H, GR, F, FIN, E, LT, I, IRL, NL, M, L, LR, S, R, P, PL, SK, SLO ausgeliefert werden.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.04.2017Leider ein bisschen zu wenig
Hans-Erhard Lessings Kulturgeschichte des Fahrrads
Was ist am häufigsten gebaute Fahrzeug der Welt? Ein chinesisches Standardfahrrad mit dem schönen Namen Fliegende Taube. Über fünfhundert Millionen mal wurde es gefertigt. Mit dieser Erwähnung endet eine Kulturgeschichte mit dem schlichten Titel "Das Fahrrad". Dass solch ein Buch dieses Jahr kommen musste, war abzusehen. Hans-Erhard Lessing hat 1978 nach einer Ebbe von rund vierzig Jahren mit "Das Fahrradbuch" den ersten Titel einer sich danach in die Buchhandlungen ergießenden Flutwelle von Büchern über das Fahrrad und das Fahrradfahren veröffentlicht. Sollte er da im Jubeljahr 2017 schweigen?
Doch nun stimmt das recht schön bei Klett-Cotta gemachte Buch - auch wenn man manches Mal bei den Illustrationen die Augen verdrehen möchte - irgendwie traurig. Auf Seite 236 von 249 Textseiten langen wir Leser in der deutschen Nachkriegszeit an. Es folgt noch ein Kapitel über das Fahrrad in Asien. Gerade mal zehn Seiten werden der ja durchaus wechselvollen Geschichte des Fahrrads in den letzten sechzig Jahren eingeräumt. Im Geschwindeschritt erfahren wir gerade noch, dass es etwas wie das BMX-Rädchen gab, wie das Mountainbike erfunden wurde, und in einem vorletzten Satz wird die elektrische Motorisierung des Fahrrads erwähnt. Und dann steht da als letzter Satz wortwörtlich: "Aber das ist eine Geschichte aus dem 21. Jahrhundert." Soll das etwa heißen "Nicht mehr mein Bier"? Der Kummer mit diesem Buch ist einfach: Da, wo die Geschichte des Fahrrads nach einer ersten Blüte um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert wiederum zu einer Erfolgsgeschichte wurde und wird, hört das Buch ziemlich unvermittelt auf.
Selbstverständlich verficht Lessing abermals seine gerade in jüngster Zeit wieder attackierte These vom Zusammenhang der Draisschen Erfindung mit dem Pferdesterben nach einem Vulkanausbruch. Und er reiht auch wieder die Laufmaschine in die Ahnenreihe des Automobils ein. Trotzdem wird sich kaum jemand mit dem Buch langweilen, der Lessings große Drais-Biographie gelesen hat. Die Akzente sind anders gesetzt, zum Beispiel geht der Autor diesmal ausführlicher auf die Thematik Frau und Fahrrad ein. Neben Bekanntem erfährt man viel Neues. Und so wünschte man sich, Lessing hätte sich auch der jüngeren Vergangenheit mit soviel Akribie gewidmet wie dem 19. und dem beginnenden 20. Jahrhundert.
HANS-HEINRICH PARDEY
Das Fahrrad - Eine Kulturgeschichte. Von Hans-Erhard Lessing. Verlag Klett-Cotta, Stuttgart, 255 Seiten, 20 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Hans-Erhard Lessings Kulturgeschichte des Fahrrads
Was ist am häufigsten gebaute Fahrzeug der Welt? Ein chinesisches Standardfahrrad mit dem schönen Namen Fliegende Taube. Über fünfhundert Millionen mal wurde es gefertigt. Mit dieser Erwähnung endet eine Kulturgeschichte mit dem schlichten Titel "Das Fahrrad". Dass solch ein Buch dieses Jahr kommen musste, war abzusehen. Hans-Erhard Lessing hat 1978 nach einer Ebbe von rund vierzig Jahren mit "Das Fahrradbuch" den ersten Titel einer sich danach in die Buchhandlungen ergießenden Flutwelle von Büchern über das Fahrrad und das Fahrradfahren veröffentlicht. Sollte er da im Jubeljahr 2017 schweigen?
Doch nun stimmt das recht schön bei Klett-Cotta gemachte Buch - auch wenn man manches Mal bei den Illustrationen die Augen verdrehen möchte - irgendwie traurig. Auf Seite 236 von 249 Textseiten langen wir Leser in der deutschen Nachkriegszeit an. Es folgt noch ein Kapitel über das Fahrrad in Asien. Gerade mal zehn Seiten werden der ja durchaus wechselvollen Geschichte des Fahrrads in den letzten sechzig Jahren eingeräumt. Im Geschwindeschritt erfahren wir gerade noch, dass es etwas wie das BMX-Rädchen gab, wie das Mountainbike erfunden wurde, und in einem vorletzten Satz wird die elektrische Motorisierung des Fahrrads erwähnt. Und dann steht da als letzter Satz wortwörtlich: "Aber das ist eine Geschichte aus dem 21. Jahrhundert." Soll das etwa heißen "Nicht mehr mein Bier"? Der Kummer mit diesem Buch ist einfach: Da, wo die Geschichte des Fahrrads nach einer ersten Blüte um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert wiederum zu einer Erfolgsgeschichte wurde und wird, hört das Buch ziemlich unvermittelt auf.
Selbstverständlich verficht Lessing abermals seine gerade in jüngster Zeit wieder attackierte These vom Zusammenhang der Draisschen Erfindung mit dem Pferdesterben nach einem Vulkanausbruch. Und er reiht auch wieder die Laufmaschine in die Ahnenreihe des Automobils ein. Trotzdem wird sich kaum jemand mit dem Buch langweilen, der Lessings große Drais-Biographie gelesen hat. Die Akzente sind anders gesetzt, zum Beispiel geht der Autor diesmal ausführlicher auf die Thematik Frau und Fahrrad ein. Neben Bekanntem erfährt man viel Neues. Und so wünschte man sich, Lessing hätte sich auch der jüngeren Vergangenheit mit soviel Akribie gewidmet wie dem 19. und dem beginnenden 20. Jahrhundert.
HANS-HEINRICH PARDEY
Das Fahrrad - Eine Kulturgeschichte. Von Hans-Erhard Lessing. Verlag Klett-Cotta, Stuttgart, 255 Seiten, 20 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Hannes Hintermeier sieht einen Silberstreif am Horizont der Geschichte des Fahrrads mit Hans-Erhard Lessings kulturgeschichtlicher Rundfahrt. Was der Technik-Historiker in seinem Buch dokumentiert, Erfindungen vom Gummireifen bis zum E-Bike, die Auswirkungen auf den Alltag, auf Mentalitäts- und Sozialgeschichte und sogar die Weltpolitik, findet Hintermeier spannend. Dass sich der Autor für die Auswirkungen des Radls auf die Emanzipation und die Mode sowie für den Radsport und für die meisten Entwicklungen im 20. Jahrhundert, wie BMX, Mountainbike und Co., weniger interessiert, hält Hintermeier allerdings für schade.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
»Ein wertvolles Buch mit zahlreichen Einblicken in die Historie des Fahrrads, eine faszinierende Anregung für eine neue Kultur der Fortbewegung und ein bemerkenswertes Plädoyer für das Radfahren!« Herbert Pardatscher-Bestle, Bücherrundschau, Januar 2022 Herbert Pardatscher-Bestle Bücherrundschau 20220101