Ein Narrenmärchen von Paul Maar - meisterhaft illustriert von Aljoscha Blau Wer ist Nasreddin Hodscha? Seit dem 15. Jahrhundert gibt es zahlreiche Narrengeschichten dieses Eulenspiegels aus dem Orient. Hodscha lügt, dass sich die Balken biegen, er ist Hochstapler und Philosoph, wunderlich und immer voll hintergründiger Weisheit. Paul Maar erzählt einige der berühmten Nasreddin-Geschichten nach und hat dazu noch neue erfunden - mit Schelmengeschichten aus der Gegenwart. Ein zauberhaft illustriertes Kleinod für alle Selberdenker! Wunderbare Bilder des vielfach ausgezeichneten Aljoscha Blau, zum Vorlesen und Selberlesen.
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.04.2013Orientalischer
Eulenspiegel
Türkisch deutsche Geschichten
von Nasreddin Hodscha
Schon als Kind war Nasreddin Hodscha, einer der bekanntesten Schelme, Philosophen und Erzähler der islamischen Welt, ein kleines bisschen weiser als seine Mitmenschen. Gerne schläft er lange aus, was dem Vater missfällt. Als dieser einmal am Morgen eine Geldbörse findet, läuft er jubilierend zum Sohn: „Glaubst du mir jetzt, dass es Glück bringt, früh aufzustehen?“ Woraufhin Nasreddin lässig antwortet: „Du vergisst dabei, dass der Unglückliche, der die Geldbörse verloren hat, noch früher aufgestanden ist als du. Also bringt frühes Aufstehen Unglück.“ Sagts, dreht sich um und verabschiedet sich wieder ins Land der Träume.
Das fliegende Kamel heißt Paul Maars Buch, in dem er die mehrere hundert Jahre alten, vergnüglichen und hintersinnigen Geschichten von Nasreddin Hodscha für junge Leser neu erzählt und mit selbsterfundenen Nasreddin-Streichen ergänzt hat. Jetzt liegt es als schön aufgemachte Doppel-CD vor. Auf der ersten spricht Maar die knapp 30 Anekdoten selber, begleitet von Murat Coskun, der den Part des Nasreddin übernommen hat. Die zweite CD ist türkischsprachig, Murat Coskun ist hier der Erzähler und Ibrahím Sarialtin der Nasreddin. Vorbildlich, wie mit diesem Projekt die deutsch-türkische Freundschaft gefördert wird, Hörer beider Nationen gleichermaßen angesprochen werden. Beide Versionen werden untermalt von denselben mittelalterlichen Klängen und Melodien, die allesamt aus dem arabischen Kulturkreis stammen und auf historischen Instrumenten vom Ensemble Capella Antiqua Bambergensis eingespielt wurden – es ist diese Musik, die das Hörbuch auszeichnet.
Nasreddin Hodscha soll im 13. oder 14. Jahrhundert in Anatolien gelebt haben; andere Quellen sehen ihn im Iran oder Irak. Deshalb gibt es auch mehrere Grabstätten von ihm. Nasreddin heißt übersetzt „Sieg des Glaubens“, Hodscha steht türkisch für Lehrer oder Imam. Nasreddin war arm, nur einen Esel soll er besessen haben. Schreiben konnte er nicht, und so wurden seine lehrreichen Geschichten, die vor allem die Raffgier, den Geiz und den Egoismus der Menschen anprangern, aber auch ihre Naivität und ihren Willen, blind den Herrschenden zu folgen, über die Jahrhunderte mündlich weitergegeben. Dass sie dabei die eine oder andere Veränderung erlebten, steht außer Frage. Man kommt aus dem Lachen nicht heraus. Da soll Nasreddin einmal in der Moschee eine Predigt halten und fragt: „Wisst ihr, was ich predigen soll?“, woraufhin ihm ein „Nein“ entgegenschallt. Und Nasreddin, schlagfertig, wie er ist, antwortet: „Wenn ihr es alle nicht wisst, woher soll ich es dann wissen?“ Ebenso witzig: Wie Nasreddin den Sultan hereinlegt und ein großes Fest feiert, ohne selbst einen Taler zu besitzen.
Die zehn Geschichten, in denen Paul Maar seinen modernen Nasreddin auftreten lässt, sind zwar amüsant, an die Subversivität der Überlieferungen kommen sie jedoch nicht heran. Nasreddin stellt die Herrschenden bloß, das gelingt dem Kinderbuchautor nur selten. Man schmunzelt bei Maar eher als dass man laut auflacht.
FLORIAN WELLE
Paul Maar: Das fliegende Kamel. 2 CDs, ca. 106 Minuten. Türkisch/Deutsch. CAB Records Oetinger Audio 2012. 19,95 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Eulenspiegel
Türkisch deutsche Geschichten
von Nasreddin Hodscha
Schon als Kind war Nasreddin Hodscha, einer der bekanntesten Schelme, Philosophen und Erzähler der islamischen Welt, ein kleines bisschen weiser als seine Mitmenschen. Gerne schläft er lange aus, was dem Vater missfällt. Als dieser einmal am Morgen eine Geldbörse findet, läuft er jubilierend zum Sohn: „Glaubst du mir jetzt, dass es Glück bringt, früh aufzustehen?“ Woraufhin Nasreddin lässig antwortet: „Du vergisst dabei, dass der Unglückliche, der die Geldbörse verloren hat, noch früher aufgestanden ist als du. Also bringt frühes Aufstehen Unglück.“ Sagts, dreht sich um und verabschiedet sich wieder ins Land der Träume.
Das fliegende Kamel heißt Paul Maars Buch, in dem er die mehrere hundert Jahre alten, vergnüglichen und hintersinnigen Geschichten von Nasreddin Hodscha für junge Leser neu erzählt und mit selbsterfundenen Nasreddin-Streichen ergänzt hat. Jetzt liegt es als schön aufgemachte Doppel-CD vor. Auf der ersten spricht Maar die knapp 30 Anekdoten selber, begleitet von Murat Coskun, der den Part des Nasreddin übernommen hat. Die zweite CD ist türkischsprachig, Murat Coskun ist hier der Erzähler und Ibrahím Sarialtin der Nasreddin. Vorbildlich, wie mit diesem Projekt die deutsch-türkische Freundschaft gefördert wird, Hörer beider Nationen gleichermaßen angesprochen werden. Beide Versionen werden untermalt von denselben mittelalterlichen Klängen und Melodien, die allesamt aus dem arabischen Kulturkreis stammen und auf historischen Instrumenten vom Ensemble Capella Antiqua Bambergensis eingespielt wurden – es ist diese Musik, die das Hörbuch auszeichnet.
Nasreddin Hodscha soll im 13. oder 14. Jahrhundert in Anatolien gelebt haben; andere Quellen sehen ihn im Iran oder Irak. Deshalb gibt es auch mehrere Grabstätten von ihm. Nasreddin heißt übersetzt „Sieg des Glaubens“, Hodscha steht türkisch für Lehrer oder Imam. Nasreddin war arm, nur einen Esel soll er besessen haben. Schreiben konnte er nicht, und so wurden seine lehrreichen Geschichten, die vor allem die Raffgier, den Geiz und den Egoismus der Menschen anprangern, aber auch ihre Naivität und ihren Willen, blind den Herrschenden zu folgen, über die Jahrhunderte mündlich weitergegeben. Dass sie dabei die eine oder andere Veränderung erlebten, steht außer Frage. Man kommt aus dem Lachen nicht heraus. Da soll Nasreddin einmal in der Moschee eine Predigt halten und fragt: „Wisst ihr, was ich predigen soll?“, woraufhin ihm ein „Nein“ entgegenschallt. Und Nasreddin, schlagfertig, wie er ist, antwortet: „Wenn ihr es alle nicht wisst, woher soll ich es dann wissen?“ Ebenso witzig: Wie Nasreddin den Sultan hereinlegt und ein großes Fest feiert, ohne selbst einen Taler zu besitzen.
Die zehn Geschichten, in denen Paul Maar seinen modernen Nasreddin auftreten lässt, sind zwar amüsant, an die Subversivität der Überlieferungen kommen sie jedoch nicht heran. Nasreddin stellt die Herrschenden bloß, das gelingt dem Kinderbuchautor nur selten. Man schmunzelt bei Maar eher als dass man laut auflacht.
FLORIAN WELLE
Paul Maar: Das fliegende Kamel. 2 CDs, ca. 106 Minuten. Türkisch/Deutsch. CAB Records Oetinger Audio 2012. 19,95 Euro.
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"Paul Maar hat Sinn für das Komische, das Weise in der Narretei. Schmunzelnd, so meint man zu spüren, erzählt er die kurzen überlieferten Geschichten nach, bringt sie in wenigen Worten auf den Punkt, nicht selten mit überraschender Pointe." www.echo-online.de, 08.12.2010