Eine theoretisch anspruchsvolle Geschichte materieller Texte, die Philologie und historische Buch- und Medienforschung systematisch verknüpft. Die »Goethezeit« wird rückblickend als bemerkenswerte Glanzzeit des Buches beschworen. In dieser geistesgeschichtlichen Großepoche war das Buch als solches aber viel problematischer und prekärer, als es sich aus unserer heutigen Perspektive darstellt. Schriftstellerinnen und Schriftsteller wie Gleim, Klopstock, Lavater, Herder, Flachsland, Goethe und Schiller sowie Philosophen wie Kant, Reinhold, Fichte und Friedrich Schlegel setzten sich intensiv mit dem störrischen Charakter des Buches auseinander. Sie arbeiteten sich an vertrackten Problemen ab: Darf man Bücher nur für den eigenen Freundeskreis drucken? Wie muss ein Buch eingerichtet sein, das an den Kaiser verschenkt werden soll? Sind philosophische Systeme notwendigerweise buchförmig? Sollte man mit der Drucklegung eines Buches bereits beginnen, bevor es fertig geschrieben ist? Haben Handschriftenbücher in der Epoche des Buchdrucks noch eine Funktion? Und was passiert eigentlich, wenn ein literarischer Text zunächst als Folioseite, dann als Quartband und schließlich im Oktavformat erscheint? Carlos Spoerhase stellt die Fragwürdigkeit des Buches in der Epoche seiner scheinbaren kulturellen Hegemonie dar. Seine Studie zielt methodisch auf eine grundlegende poetologische Verhältnisbestimmung von literarischen Formen und materiellen Formaten, auf eine systematische Verknüpfung von Philologie und historischer Buch- und Medienforschung sowie auf eine theoretisch anspruchsvolle Untersuchung von Praktiken materieller Textualität.
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»Die Studie bringt (...) einen für die Neuere deutsche Literaturwissenschaft zentralen Zeitraum auf neue Weise innovativ zum Sprechen.« (Christopher Busch, Scientia Poetica Bd. 22, 2018) »Spoerhases Monographie ist (...) als intellektuelle Leistung monumental.« (Kathrin Wittler, Zeitschrift für Germanistik, Neue Folge XXIV 2019) »the reader gains (...) a highly thought-provoking picture of literary works as handmade, hand-sized, and hand-operated objects.« (Frederic Ponten, Arcadia, 2019; 54(1)) »Spoerhase (...) unternimmt eine radikale Dekonstruktion der 'Ideologie des Buches'« (Alrun Schmidtke, N.T.M., Bd. 27, 2019)