Eine einfühlsamer Roman aus Japan
Die Eulersche Formel verbindet verschiedene Bereiche der Mathematik auf elegante Art und Weise miteinander. In ihrer Einfachheit und Schönheit ist sie ein Symbol für die innere Harmonie komplexer mathematischer Strukturen. Welches Geheimnis verbirgt sich hinter
dieser Formel?
Der Roman handelt von einer Haushälterin, die bei einem Professor für Mathematik…mehrEine einfühlsamer Roman aus Japan
Die Eulersche Formel verbindet verschiedene Bereiche der Mathematik auf elegante Art und Weise miteinander. In ihrer Einfachheit und Schönheit ist sie ein Symbol für die innere Harmonie komplexer mathematischer Strukturen. Welches Geheimnis verbirgt sich hinter dieser Formel?
Der Roman handelt von einer Haushälterin, die bei einem Professor für Mathematik beschäftigt ist. Sie ist alleinerziehende Mutter eines zehnjährigen Jungen. Der Professor, Experte für Zahlentheorie, hatte 1975 einen schweren Unfall und leidet seitdem an Amnesie. Alle achtzig Minuten verliert er seine jeweils neuen Erinnerungen. Daher trägt er Zettel an seiner Jacke mit wichtigen Informationen zur Orientierung.
Yoko Ogawa gelingt es von Beginn an, eine angenehme Atmosphäre zu schaffen, die den Leser in seinen Bann zieht. Der Verzicht auf Namen führt nicht dazu, dass die Geschichte unpersönlich wirkt. Die Charaktere sind markant; das gilt für den vergesslichen, aber gescheiten Professor genauso, wie für die einfühlsame und geduldige Haushälterin und ihren sensiblen Sohn.
Autorin Ogawa verarbeitet die Themen Genialität und extreme Vergesslichkeit in der Person des Professors. Mathematische Rätsel werden eingestreut. So wird der Sohn der Haushälterin, dem der Professor bei den Hausaufgaben hilft, u.a. mit einer Summationsaufgabe konfrontiert, für dessen Lösung der junge Gauß eine Formel gefunden hat.
Die mathematisch-physikalischen Beschreibungen sind nicht immer korrekt. So wird z.B. kinetische Energie nicht in Stundenkilometern gemessen. Dies dürfte aber für ein literarisches Werk nebensächlich sein. M.E. hätte aber die Verbindung der Eulerschen Formel, die mehrfach erwähnt wird, mit der (Beziehungs-)geschichte deutlicher verzahnt werden können. Immerhin wurde das Buch danach benannt. Am Ende des Romans geht es um existenzielle Fragen. Was bleibt übrig von einem genialen Menschen, wenn er von extremer Amnesie betroffen ist?
Dies war für mich der erste Roman einer japanischen Autorin. Die Verbindung von Mathematik und Literatur hat mich angezogen. Prägend für den Roman ist neben den mathematischen Spielereien das Beziehungsgeflecht zwischen dem Professor, der Haushälterin und ihrem Sohn. Das ständige neue Kennenlernen wirkt sympathisch; das ständige Vergessen tritt angesichts der bestehenden Harmonie in den Hintergrund.