Karl ist in mehrfacher Hinsicht gestört: Als Mitarbeiter eines großen IT-Konzerns zieht er duckmäuserisch stets den Kürzeren. Außerhalb der Firma hat er kaum Sozialkontakte, sein Verhältnis zu Frauen ist krankhaft, er hat eine Berührungsphobie und leidet seit seiner Jugend unter Impotenz, er hatte
noch nie Geschlechtsverkehr obwohl er durchaus das Verlangen dazu hat.
Durch den plötzlichen Tod…mehrKarl ist in mehrfacher Hinsicht gestört: Als Mitarbeiter eines großen IT-Konzerns zieht er duckmäuserisch stets den Kürzeren. Außerhalb der Firma hat er kaum Sozialkontakte, sein Verhältnis zu Frauen ist krankhaft, er hat eine Berührungsphobie und leidet seit seiner Jugend unter Impotenz, er hatte noch nie Geschlechtsverkehr obwohl er durchaus das Verlangen dazu hat.
Durch den plötzlichen Tod seines Vaters aus der Alltagsroutine gerissen muss er als einziges Kind ins Heimatdorf reisen, um die Beerdigung und den Nachlass zu regeln. (Die Mutter war bereits vor Jahrzehnten gestorben.)
Karl hatte schon seit langem keinen Kontakt mehr zu seinem Vater, und so findet er sich auch nur mit Mühe wieder in der Dorfgemeinschaft zurecht. Es gilt einige Hindernisse zu überwinden, doch ich will hier nicht zu viel verraten.
Sieverding versteht es, einen interessanten Plot zu entwickeln, und sowohl die Protagonisten als auch die dörfliche Szenerie nehmen durch seine bildhafte, detailreiche Beschreibung schnell Gestalt an. Gut gelungen ist auch die atmosphärische Schilderung der siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts, sei es anhand der damaligen Amateurfotografie oder von militärischen Tiefflügen über dem Kartopffelacker zu Übungszwecken. Allerdings gab es für mich die ein oder andere unnötige Länge, etwas Straffung würde der Geschichte gut tun.
Dafür führt der Autor den Leser ab und an gehörig an der Nase herum, so mancher Twist gegen Ende des Romans sorgt für Überraschung.
Das weitestgehend offene Ende gefällt mir gut, aber leider konnte mich die Erklärung für die psychischen Probleme Karls nicht wirklich überzeugen. Auch der Titel ist für mich unglücklich gewählt, denn nicht das Geheimnis des Vaters steht im Mittelpunkt des Romans, sondern Karls Probleme mit sich und seiner Vergangenheit. Es geht weniger um die Famlilie an sich, sondern um die Selbstfindung, ja das Erwachsenwerden eines Erwachsenen, quasi ein verspätetes Coming of Age.