Nach einer missglückten Talkshow will die Historikerin Briony erst einmal untertauchen, denn ihr dortiger Auftritt hat für sie unangenehme Auswirkungen nach sich gezogen. Eine gemeinsame Auszeit mit Freunden in Italien soll ihr genügend Abstand verschaffen. Während eines Ausflugs stößt die Gruppe
auf eine alte heruntergekommene Villa, die sie sich genauer ansehen und einen Karton mit alten Fotos,…mehrNach einer missglückten Talkshow will die Historikerin Briony erst einmal untertauchen, denn ihr dortiger Auftritt hat für sie unangenehme Auswirkungen nach sich gezogen. Eine gemeinsame Auszeit mit Freunden in Italien soll ihr genügend Abstand verschaffen. Während eines Ausflugs stößt die Gruppe auf eine alte heruntergekommene Villa, die sie sich genauer ansehen und einen Karton mit alten Fotos, Filmeaufnahmen und Briefen aus dem 2. Weltkrieg aufstöbern, der dort vergessen wurden. Briony ist überrascht, als sie auf einem Foto jemanden sieht, der wie ihr Bruder aussieht. Ob das ihr verstorbener Großvater Harry ist? Neugierig geworden verfolgt Briony die Spuren anhand des Fundes und stößt dabei auf ein uraltes und sehr gut gehütetes Geheimnis…
Rachel Hore hat mit „Das Geheimnis von Westbury Hill“ einen Roman über zwei Zeitebenen vorgelegt, der sich in Gegenwart und Vergangenheit aufteilt. Der locker-flüssige und gefühlvolle Schreibstil vermischt sich mit einigen mystischen Elementen, deren es gar nicht bedurft hätte. Als Leser springt zwischen den Zeiten hin und her und macht schnell seinen Lieblingspart aus, denn die Vergangenheitsebene 1938 um Sarah und Paul ist nicht nur weitaus strukturierter und geradliniger ausgearbeitet, sondern auch mit viel mehr Gefühl gestaltet, so dass man ihr Schicksal gern verfolgt. Der Hass der Engländer auf die Deutschen wird gut dargestellt, das detaillierte Kriegsgeschehen wäre in diesem Roman eindeutig nicht notwendig gewesen, um die damaligen Schrecken zu verdeutlichen. Die Gegenwartsgeschichte um Briony ist weniger ansprechend und wirkt sehr konstruiert und vorhersehbar, irgendwie kommt einem alles bekannt vor und birgt kaum Überraschungen. Während die Landschaftsbeschreibungen farbenfroh und detailverliebt dargestellt werden, lässt der Spannungsbogen während der Handlung leider zu wünschen übrig. Dies ist man gar nicht von der Autorin gewohnt, wenn man einen Vergleich zu ihren anderen Büchern zieht.
Die Charaktere sind sehr unterschiedlich ausgearbeitet und buhlen um die Gunst des Lesers. Briony wirkt die ganze Zeit irgendwie aufgesetzt und wenig sympathisch. Sie ist eine unsichere Frau, die sich durch Nichtigkeiten aus der Bahn werfen lässtn und die sich nun auf die Fahne geschrieben hat, die Vergangenheit ihrer Familie unter die Lupe zu nehmen. Ihre Freunde Aruna und Tom sind nur Randerscheinungen. Ganz anders sind da die Charaktere von Sarah und Paul in Szene gesetzt. Sarah ist eine intelligente und belesene Frau, die sich für Botanik interessiert und sich gerne in Gärten aufhält. Sie ist freundlich, hilfsbereit und empathisch. Paul ist als Deutsche nicht gerade ein gerngesehener Gast in England, doch er ist offen, ehrlich und arbeitet gern im Garten.
„Das Geheimnis von Westbury Hill“ hat zwei Seiten zwischen den Seiten. Die konstruierte Gegenwart lässt zu wünschen übrig, die Vergangenheit weckt den Wunsch nach mehr. Die Kombination ist leider nicht so gut gelungen, somit ist eine Empfehlung nicht gerechtfertigt. Schade!