Viele Jahre hat das Buch auf meinem SuB gelegen und wie so oft völlig zu Unrecht! Natürlich hat mich die Dicke des Buches abgeschreckt, und zu allem Überfluss sind es nicht nur viele Seiten, sondern diese auch noch eng und mit kleiner Schrift bedruckt. Und dennoch – es hat sich gelohnt!
„Engel
aus Stein“ ist eine grandiose Familiengeschichte, fast schon ein Epos, die die Geschichte der Familie…mehrViele Jahre hat das Buch auf meinem SuB gelegen und wie so oft völlig zu Unrecht! Natürlich hat mich die Dicke des Buches abgeschreckt, und zu allem Überfluss sind es nicht nur viele Seiten, sondern diese auch noch eng und mit kleiner Schrift bedruckt. Und dennoch – es hat sich gelohnt!
„Engel aus Stein“ ist eine grandiose Familiengeschichte, fast schon ein Epos, die die Geschichte der Familie Cavendish erzählt, die immer wieder gekreuzt wird von der eigentümlichen und skurrilen Constance Shawcross. Sie beginnt im Jahre 1910 und endet 17 Jahre später – dabei lernt man unzählige Personen kennen, die jedoch geschickt nach und nach eingeführt und vorgestellt werden. Es ist sicherlich zum Einen eine Familiengeschichte, jedoch auch ein Krimi, in dem es gilt, einen Mord aufzuklären, zum Anderen darf natürlich auch die eine oder andere Liebesgeschichte nicht fehlen. Das Buch besticht jedoch doch die fantastischen Charaktere, die alle ihren Ecken und Kanten haben, wunderbar ausgearbeitet sind und durch ihre Skurrilität ins Auge fallen. Jeder scheint ein Geheimnis zu haben, das er versucht zu verbergen und das aus unterschiedlichsten Gründen. Viele Themen beherrschen das Buch und es fällt schwer, sie in einzelne Worte zu fassen, neben Liebe und Vertrauen, Freundschaft und Enttäuschung geht es vor allem auch um Wahrheiten und Lügen.
Der größte Teil der Geschichte wird aus Sicht von Viktoria Cavendish erzählt, die letzte Lebende der Familie, die versucht, die Rätsel ihrer Kindheit zu lösen. Sie findet alte Briefe und Tagebücher und kann zuletzt auch durch Gespräche mit Freunden der Familie das Rätsel um ihre eigene Kindheit lösen, Dabei spielt Constance, ihre Patentante, eine zentrale Rolle und eigentlich ist auch sie die heimliche Protagonistin des Romans. Sie ist mir nicht wirklich sympathisch, oft konnte ich nur den Kopf schütteln über ihr Denken und Handeln und dennoch übt sie auch auf mich eine wahnsinnige Faszination aus, der ich mich kaum entziehen konnte. Es gleicht schon eher einer Charakterstudie über Constance, so tiefgründig und detailliert ist gerade ihre Figur dargestellt. Aber auch die anderen kommen bei der Darstellung nicht zu kurz. Hier gibt es keine „normalen“ Charaktere, jeder ist irgendwie besonders, manche erscheinen vielleicht krank und skurril. Und dennoch ist die ganze Geschichte glaubhaft. Immer wieder gibt es Wendungen, die ich so nicht erwartet hätte, dadurch bleibt die Geschichte spannend und unvorhersehbar. Gerade die letzten 200 Seiten waren sehr spannend, hier konnte ich das Buch kaum mehr aus der Hand legen.
Anfangs musste ich mich jedoch erst einlesen in die Geschichte, dabei ist der Schreibstil gut lesbar und angenehm. Es tauchen zu Beginn viele Personen auf, die aber gut eingeführt werden, so dass ich nie den Überblick verloren habe. Sally Beauman setzt Beschreibungen dort ein, wo sind notwendig sind, greift jedoch nicht zu übermäßigen bildhaften Ausschweifungen über Flora und Fauna. Im Mittelpunkt des Romans stehen eindeutig die Charaktere, ihr Denken und Handeln. Der Mittelteil des Romans hatte vielleicht die eine oder andere Länge, die ich jedoch verschmerzen konnte, da man stets erkennen konnte, wohin die Geschichte will.
Mein Fazit
Man sollte sich nicht abschrecken lassen durch die vielen eng bedruckten Seiten, denn lässt man sich auf dieses Werk ein, wird man mit einem spannenden Generationenroman belohnt, der durch exzellente Charaktere besticht, deren Denken und Handeln einen immer wieder überraschen und so den Roman spannend und unvorhersehbar bis zum Schluss machen. Nur wegen der wenigen Längen im Mittelteil ziehe ich einen halben Stern ab, daher 4,5 Sterne!