Examensarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 2,7, Technische Universität Dortmund (Institut für Deutsche Sprache), Sprache: Deutsch, Abstract: „Die Menschen bei dir zu Hause“, sagte der kleine Prinz, „züchten fünftausend Rosen in ein und demselben Garten ... und doch finden sie dort nicht, was sie suchen ...“ „Aber die Augen sind blind. Man muss mit dem Herzen suchen.“ (Antoine de Saint-Exupéry, Der kleine Prinz, 1943) Der Leser der phantastischen Literatur muss „mit dem Herzen suchen“, um ihre vielfältigen Aussagen und Deutungsmöglichkeiten zu finden. Die phantastische Literatur kennt so viele verschiedene Arten und Ableger wie es „Rosen in ein und demselben Garten“ gibt. Im Rahmen dieser Arbeit werde ich zwei Ableger des Phantastischen – das Kunstmärchen und die phantastische Kinder- und Jugendliteratur der Gegenwart – genauer vorstellen, indem ich beide Gattungen zu definieren versuche, sie von anderen Gattungen abgrenze und einige Beispiele gelungener phantastischer Literatur vorstelle. Zunächst möchte ich allerdings auf die Wandlungen des Kindheitsbildes aufmerksam machen. Wurden Kinder früher als kleine Erwachsene behandelt, stellt die Kindheit heute eine wichtige Phase im Leben dar, auf die einige Autoren bereits im 19. Jahrhundert in ihren Erzählungen eingegangen sind (Rhoden, Emmy von: Der Trotzkopf, 1885). Dies führte auch dazu, dass die Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm schließlich für kindliche Leser bis zum heutigen Tag von verschiedenen Autoren (Winterhager, Daniele; Drewermann, Eugen; Janosch) immer wieder neu erzählt wurden und werden. Dies verdeutlicht, wie wichtig Märchen und auch die phantastische Literatur auch für Kinder und Jugendliche unserer Zeit sind. Die Entwicklung der Phantasie, bereits von Piaget erkannt, ist in unserer Gesellschaft wichtiger als je zuvor. Selbst bei Naturwissenschaftlern, die eine höhere Position anstreben, ist Phantasie und Kreativität in höchstem Maße gefragt. Daher ist es wichtig, die Entwicklung der Phantasie im Kindesalter zu fördern. Hierbei können Märchen, Kunstmärchen und Erzählungen der phantastischen Literatur einen wichtigen Beitrag leisten. Eine kurze Zusammenfassung der Geschichte der Kinder- und Jugendliteratur zeigt, dass das Phantastische und Wunderbare in der Literatur schon immer existiert hat. Obwohl die verschiedenen Genres des Phantastischen eine ganz unterschiedliche Popularität erfahren haben, waren sie in der Literatur doch immer gegenwärtig. In dieser Arbeit werde ich einen schon sehr früh entstandenen Ableger des Phantastischen – das Kunstmärchen – als Genre vorstellen ...